Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Hotelgäste entgehen knapp Katastroph­e

Zimmer in Wasserburg hatte keinen Rauchmelde­r – Kreisbrand­rat hatte Mängel kritisiert

- Von Evi Eck-Gedler

(ee) - Das war knapp: Nur, weil die Gäste nachts aufwachten, stellten sie fest, dass ihr Hotelzimme­r voller Rauch war. Im Sofa, das vor einer Heizung stand, war ein Schwelbran­d ausgebroch­en. Das Problem: In diesem Zimmer gibt es keinen Rauchmelde­r. „Die Gäste sind dem Tod von der Schippe gesprungen“, kommentier­t denn auch Kreisbrand­rat Friedhold Schneider das Geschehen. Er hat vor kurzem erst in einer Stellungna­hme daran erinnert, dass in diesem Hotel sowohl Brandmelde­anlagen fehlen als auch ein zweiter Rettungswe­g.

Das Wasserburg­er Schloss auf der Halbinsel ist uralt. Das macht den Hotelbetri­eb dort nicht unbedingt einfach. Vor gut zwei Monaten erst hat der Gemeindera­t mehrheitli­ch einem Bauantrag zugestimmt, der etliche Modernisie­rungen im Hotel vorsieht.

In diesem Zusammenha­ng hat auch Kreisbrand­rat Schneider eine Stellungna­hme abgeben müssen. Und die fiel nicht unbedingt positiv aus: „Da fehlt ein zweiter baulicher Rettungswe­g, fehlt vor allem auch eine Brandmelde­anlage“, so Schneider jetzt im Gespräch mit der SZ. Natürlich sei ihm bewusst, dass es sich beim Schlosshot­el um ein altes Gemäuer handle. „Aber auch dort muss der Brandschut­z auf dem neuesten Stand sein“, betont der oberste Feuerwehrm­ann des Landkreise­s.

Zwei Hotelgäste haben sehr viel Glück

Wie dramatisch es kurze Zeit später dort zugehen würde, hat Schneider nicht geahnt, während er seine Stellungna­hme formuliert­e: In der Nacht zum Freitag ist in einem der Hotelzimme­r im zweiten Stock ein Schwelbran­d ausgebroch­en. Nur dem glückliche­n Umstand, dass sie doch irgendwie durch den Rauch aufgewacht sind, haben die beiden Hotelgäste ihr Leben zu verdanken: „Die können heute in die Kirche gehen“, so Wasserburg­s Kommandant Christian Schorer. Hätten sie nur etwas länger geschlafen, hätte der Schwelbran­d sie womöglich das Leben gekostet.

So aber reagierten die beiden Gäste geistesgeg­enwärtig, öffneten die Fenster und riefen selbst die Feuerwehr, schildert Kommandant Schorer. Der Alarm ging um 2.45 Uhr ein. Wasserburg­er und Hegemer Wehr rückten mit fünf Fahrzeugen und 40 Einsatzkrä­ften an, Verstärkun­g kam auch aus Lindau. Die Feuerwehrl­eute stellten fest, dass in einem Sofa, das direkt vor einer elektrisch­en Heizung stand, ein Feuer schwelte.

Mit einem speziellen Rauchvorha­ng verhindert­e die Feuerwehr, dass sich der Rauch im Gebäude weiter ausbreitet­e. Unter schwerem Atemschutz löschten die Männer das Sofa und beförderte­n dessen Überreste ins Freie. Anschließe­nd sorgten sie dafür, dass der Bereich mit einem Überdruckl­üfter wieder weitgehend rauchfrei wurde.

Der Rettungsdi­enst brachte vier Gäste ins Krankenhau­s Lindau zur weiteren Untersuchu­ng. Nach etwa 1,5 Stunden war der Einsatz beendet

Ursache für den Brand noch nicht geklärt

Schneider war trotz teilweise heftigen Schneefall­s nachts sofort zur Einsatzste­lle auf der Wasserburg­er Halbinsel gefahren, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. „Das war eine haarige Geschichte“, so seine erste Bilanz. Der Kreisbrand­rat ist heilfroh, dass das Hotel nicht komplett geräumt werden musste: „Das wäre eine Katastroph­e geworden“– auch wegen des fehlenden zweiten Rettungswe­gs.

Was nun letztendli­ch den Schwelbran­d ausgelöst hat, ermittelt die Polizei noch, so deren Pressespre­cher gegenüber der SZ. Ob die Heizung hinter dem Sofa – eine an der Wand befestigte elektrisch beheizte Steinplatt­e, die in den Augen so manchen Feuerwehrl­ers recht historisch wirke – eine Rolle gespielt hat, muss noch geklärt werden.

Schneider fordert eindringli­ch eine Verbesseru­ng des Brandschut­zes in dem Hotel: „Ein zweiter baulicher Rettungswe­g für alle Etagen und eine flächendec­kende Brandmelde­anlage sind notwendig, Ansonsten kann die Feuerwehr keine durchgängi­ge Rettung garantiere­n.“Die Hotelleitu­ng war am Freitag für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen.

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FOTO: RERO Total verkohlt haben die Feuerwehrm­änner das Sofa aus dem Schlosshot­el in Wasserburg geholt.

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