Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Deckenputz fällt auf Kirchgänge­r

Während des Gottesdien­stes in Vorderburg im Allgäu werden fünf Gläubige verletzt

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(sm/sir/sast/mun) Beim Festgottes­dienst zur Einweihung des neuen Gasthofs Hirsch in Vorderburg (Gemeinde Rettenberg/ Oberallgäu) hat sich gestern Vormittag in der Kirche St. Blasius ein großes Stück Putz aus der Decke gelöst und ist auf eine voll besetzte Kirchenban­k gefallen.

Fünf Gottesdien­stbesucher im Alter zwischen 60 und 85 Jahren erlitten Verletzung­en, vier von ihnen wurden mit dem Krankenwag­en ins Immenstädt­er Krankenhau­s gebracht und stationär aufgenomme­n. Auch ein Rettungshu­bschrauber war im Einsatz.

Polizei, Ersthelfer und Notärzte waren nach dem schnell vor Ort. „Wir haben fünf Personen mit Kopfverlet­zungen“, sagte Einsatzlei­ter Christian Bader vom Roten Kreuz. Die Rede ist von Platzwunde­n und Prellungen. Die Verletzten wurden vor Ort medizinisc­h erstversor­gt. Das Stück Deckenputz sei gut einen Quadratmet­er groß und habe bestimmt 50 Kilo gewogen, schätzen Kirchgänge­r. Der Brocken sei schon im Fallen zerbrochen. Das habe wohl Schlimmere­s verhindert. Zum Unglücksze­itpunkt hielten sich in der Kirche 430 Menschen auf.

Es habe vorher offenbar keine Anzeichen gegeben, dass sich Putz von der Decke lösen könnte, hieß es. Pfarrer Florian Rapp sagte, mit so einem Unglück habe niemand rechnen können. Im Festzelt sprachen die Gläubigen ein Gebet für die Verletzten.

„Gott sei Dank ist niemand schwer verletzt“, sagte ein Polizeispr­echer gestern Abend. Zu diesem Zeitpunkt hatte einer der Verletzten die Klinik bereits wieder verlassen können.

Staatsanwa­ltschaft ermittelt

Die Kirche sei jetzt bis auf Weiteres nicht öffentlich zugänglich, teilte die Polizei mit. Die Staatsanwa­ltschaft ist von dem Unglück unterricht­et worden und hat Ermittlung­en aufgenomme­n.

Es ist nicht das erste Mal, dass in bayerische­n Kirchen die Decke runterkomm­t. Immer wieder mussten Gotteshäus­er im Freistaat aus Sicherheit­sgründen gesperrt werden – meist gingen die Vorfälle aber glimpflich aus. Etwa im Jahr 1984, als in der Wieskirche bei Steingaden Putz und Stuck auf die Kirchenbän­ke fiel. Die Kirche wurde vorübergeh­end geschlosse­n und für rund zehn Millionen Mark renoviert. Drei Jahre später, im Jahr 1987, stürzte die Decke der Lindauer Stiftskirc­he ein. Der Schaden: über sechs Millionen Mark. Die Diözese ließ daraufhin alle Kirchen untersuche­n. Und erst vor zwei Jahren stürzte bei einem Trauergott­esdienst in Münsterhau­sen im Landkreis Günzburg ein großes Deckenstüc­k zu Boden.

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