Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Die neuen Lernlandschaften entstehen
Am Leutkircher HMG geht es darum, mit einem Provisorium die Schulzukunft vorzubereiten
- „Das wird eine sehr spannende Zeit“, sagt Thomas Tomkowiak, der Rektor des Leutkircher Hans-Multscher-Gymnasiums. Die letzten Vorbereitungen laufen an, damit im kommenden Schuljahr das besondere Projekt Lern3 starten kann. Allerdings wird Jahr eins der drei anstehenden fünften Klassen noch nicht in den geplanten neuen Lernlandschaften umgesetzt werden können. Der Neubau wird frühestens im Sommer 2018 fertig. Am Montag wird der Gemeinderat unter anderem über die Vergabe von Rohbauarbeiten und Lüftungsarbeiten entscheiden.
Sowohl die Stadt als auch die Schulleitung haben sich aber darauf verständigt, nicht ein weiteres Jahr mit dem Einstieg in diese neue, etwas andere Welt des Lernens warten zu wollen. Immerhin ist eine Arbeitsgruppe aus dem Kollegium des HMG seit Jahren damit beschäftigt, konzeptionell Lern vorzubereiten und zusammen mit Architekten auch das Raumkonzept der Zukunft zu entwerfen.
Provisorium zum Start
Deshalb werden sich während der Sommerferien noch kleinere Umbaumaßnahmen auf den sogenannten Goldbau konzentrieren. Für die drei fünften Klassen werden dort vier Räume hergerichtet, einer als kleinere Ausgabe der angestrebten Lernlandschaften. „Wir werden ein Jahr lang in einem Provisorium unsere Prinzipien umsetzen“, erklärt Tomkowiak. Ideelles kommt dann zur Sprache. Mehr Lernbegeisterung soll entwickelt werden, über das Fachliche hinaus. „Aber wir müssen klar machen, dass die neuen Konzepte nicht zulasten des Wissens gehen“, betont der Rektor.
Dazu dienten im Frühjahr unter anderem mehrere Infoabende an den Grundschulen. Aber auch an den Anmeldetagen seien von Eltern noch einmal Verständnisfragen gestellt worden. Diese erhielten zur Antwort, dass sich auch das HMG der Zukunft im Rahmen des geltenden Bildungsplans bewegt. Dass es auch Noten geben werde. Dass sich an den Hauptfächern nichts ändern werde. Gerade auf diesen liegt aktuell der Schwerpunkt der Projektgruppe, um auch im Kollegium für die Idee zu werben, Lehrkräfte vermehrt auch in der Rolle des Coachens zu sehen. „Jeder weiß jetzt, was kommt“, glaubt Tomkowiak, der nicht damit gerechnet hatte, dass wegen Lern die Anmeldezahlen „explodieren“. Mit 70 Fünftklässlern im nächsten Schuljahr aber ist er zufrieden. Alle Neulinge zusammen sollen schon mal Ende Juni im Cubus begrüßt werden.
Auch ein Unesco-Titel
Die neue Lernkultur, über die auch in den kommenden Jahren regelmäßig informiert werden soll, bezeichnet Tomkowiak als eine der zwei wichtigen Säulen des HMG. Älter ist schon, entstanden aus der Bolivien-Spendenaktion, die Auseinandersetzung mit den Prinzipien der Unesco. Tomkowiak spricht davon, Demokratie, Menschenrechte und Kultur „nachhaltig erlebbar“zu machen.
Von einer, weit vor seinem Amtsantritt, interessierten Schule wurde aus dem HMG eine „mitarbeitende“Schule, und von Oktober an ist das Leutkircher Gymnasium dann eine „anerkannte“Projektschule der Unesco. Der Termin für den Festakt steht bereits fest, es wird der 13. Oktober sein. Dann wird auch eine Jahrestagung von Projektschulen in Leutkirch stattfinden.
Vorher schon soll aber der Schriftzug der Unesco aber die Außenanlagen des HMG prägen. Die Aitracher Firma Otto Birk, ein Bildungspartner des HMG, wird im Juni mit ihren Azubis Sitzmöbel aus Beton mit Holzauflage mit den sechs Buchstaben der weltweit arbeitenden Behörde errichten. Die Hälfte der Anschaffungskosten sind über den jährlichen Spendenlauf finanziert worden.