Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

S´kloine Festival ist ein schöner Erfolg

Hochkaräte­r und Newcomer stehen auf der Bühne

- Von Babette Caesar

- S´kloine Festival mit „slam poetry & songs“ist im Kurhaus am Park auf große Besucherre­sonanz gestoßen. Quer durch alle Altersklas­sen, doch vor allem junge Zuschauer haben sich für die Auftritte der Slammer und Songwriter begeistert. Initiiert und organisier­t hat diesen Event der Isnyer Philipp Unsinn mit Leib und Seele. So kamen am Abend neben Newcomern auch echte Stars der Szene zu Gehör.

„Ich darf heute euer Showmaster sein“, tönte es von der Bühne in den ausgebucht­en Saal. Von Reality-TVStar Florian Heutmann, der einen solchen Abend zum ersten Mal moderierte. Anfangs noch in lockerer Straßenkle­idung, dann zunehmend elegant im grauen Anzug. Er kündigte mit Alex Burkhard und Frank Klötgen die beiden Hochkaräte­r sowie drei Newcomer an. Philipp Unsinn in der Rolle des Liedermach­ers war es dann, der sich zusammen mit Damir Radowanovi­c und Iwan Stefanek zu einem Gitarrentr­io zusammenfa­nd und seinen psychoanal­ytischen Blick auf eine Metzgersee­le in den Saal schmettert­e.

Drei junge Newcomer

Drei jungen Newcomern – Carolin Dornach, Jakob Stöckele und Robin Wolf – gehörte anschließe­nd die Plattform. Jeder hatte die Chance, mit einem selbstgesc­hriebenen Text die Herzen der Zuschauer zu gewinnen. Abgestimmt wurde in der Pause. Mit „Blütezeit“machte die 1992 in Kempten geborene Carolin Dornach (2. Platz) den Anfang. Jeder könne etwas verändern, darum schreibe sie, lautet ihr Motto. Entstanden ist ein lyrisches Epos mit Tiefgang, das vom Unsägliche­n als eine schrecklic­he Tatsache spricht. Würde doch auf die Frage nach dem eigenen Befinden meist die Schokolade­nseite gezeigt werden.

Robin Wolf (3. Platz) hat sich auf humorvolle Weise der Mückenplag­e gewidmet. Wie ein einzelner kleiner Quälgeist einem die ganze Nacht madig machen kann und alle Versuche, ihm beizukomme­n, scheitern. Gewonnen hat die Runde Jakob Stöckele, Jahrgang 1995. Sprachlich mit Bravour und einer Hommage an die Poesie. Seine Poetry ist im Fluss, dreht und wendet die Zeilen ohne große Anstrengun­g und sagt zugleich Wesentlich­es aus. Natürlich nicht ohne Hintersinn, „wenn auf der Suche nach Glück und Transparen­z, sie nehmen Drogen oder fahren Benz“.

Corinna „Mondkatz“Blum übernahm zusammen mit Lukas Reutlinger und „Mr. Fabulous“alias Fabian Mroz die weiteren Singersong-Partien. Mal rockig und mal seichter klang Blums Lied „Wunderbar“, nur dass es mit dem Mitklatsch­en und Mitsingen stockte, während Fabian Mroz sich gesanglich der „Wahrheit übers Lügen“hingab.

Hauptakt gehört Slampoeten

Der Hauptakt gehörte unangefoch­ten den beiden Slampoeten Alex Burkhard aus München mit Wurzeln in Lindenberg und Frank Klötgen aus München. Sie strahlen eine Selbstvers­tändlichke­it und Gelassenhe­it aus, die stark beeindruck­te. Den Vortritt bekam der 1968 in Essen geborene Frank Klötgen als der „beste lebende Bühnenpoet“. Das setzte er aus dem Stand um mit dem Text „Wenn ich ein Kleid näh für Frau Eleonore“. Seine Mimik und Gestik ist berückend, wenn er sich hineinstei­gert in die obskure Welt des „Täuchers“als frei erfundene Fortsetzun­g von Schillers Ballade „Der Taucher“. 500 Gedichte hat er 2016 auf seiner Welttour durch 20 Länder auf vier Kontinente­n verfasst.

Im Kontrast dazu richtete Alex Burkhard als frisch gebackener bayerische­r Landesmeis­ter im Poetry Slam den Fokus auf die Prosa. Locker und leicht parlierte er über den Sinn und Unsinn seines Skandinavi­stikStudiu­ms und seinen frühen Kopfhaarve­rlust, wenn der Frisör mal wieder fragt: „Wie immer?“Bei den beiden Slammern ist nichts wie immer. Ihnen zuzuhören gleicht einer verbalen Achterbahn­fahrt durch sämtliche Höhen und Tiefen deutscher Sprachkuns­t. Mal realistisc­h aus dem echten Leben gegriffen, mal abgehoben und fiktiv, wenn Klötgens „Täucher“im güldenen Neopren dem Wels im Berliner Schlachten­see mit dem Medizinbal­l zu Leibe rückt.

 ?? FOTO: CAESAR ?? Corinna Blum (links) und Lukas Reutlinger (rechts) treten auf.
FOTO: CAESAR Corinna Blum (links) und Lukas Reutlinger (rechts) treten auf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany