Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Es gibt keine Patentlösung“
Beim Thementag „Sichere Waldarbeit“drehen sich viele Fragen um Absicherung und Haftung
LINDENBERG - Der Waldbesitzer hat aus seiner Sicht alles richtig gemacht. Mit Schildern und Absperrungen hat er auf die Holzfällarbeiten im weiteren Verlauf des Weges hingewiesen. Er hat zwei Posten eingesetzt, die auf die Gefahr aufmerksam machen. Doch der junge Radfahrer hat das alles ignoriert. Ein abfälliges Winken gab es noch.
Acht Sekunden später war er tot. Erschlagen von einem Baum, der ihn genau auf seinem Fahrrad traf. Mit dieser fiktiven Szene waren beim Thementag „Sichere Waldarbeit“der Waldbesitzervereinigung (WBV) Westallgäu mehr als 400 Besucher konfrontiert.
Mit welcher Geschwindigkeit ein gefällter Baum zu Boden geht und wie groß die Gefahren in diesem Bereich sind – das machte die nachgestellte Szene im Lindenberger Wald mehr als deutlich. Und so drehten sich viele Fragen denn auch um die richtige Absicherung und die Haftung. Letztere sehen Gesetzgeber und Gerichte fast ausnahmslos beim Waldbesitzer oder der von ihm beauftragten Firma, die die Holzfällung übernimmt.
Umso wichtiger sei es, bei Wanderern, Mountainbikern und auch Pilzsammlern und „Geocachern“Verständnis für die Gefahren zu wecken, meinte Dirk Stapelfeldt von der WBV. So sollten stets Alternativen angeboten und Wege nicht mitten in ihrem Verlauf abgesperrt sein. Die Sperre sollte vielmehr möglichst an einer Wegkreuzung erfolgen. „Zurück geht niemand gern“, erklärte Stapelfeldt.
Schon bei der Begrüßung der Besucher erlebten diese ein typisches Verhalten hautnah: Trotz der bereits angebrachten Absperrungen drängte eine Gruppe Radler auf den Waldweg. Wie sich das verhindern und Absperrungen konsequent umsetzen lassen, „dafür gibt es keine Patentlösung“, sagte Stapelfeldt.
Doch auch auf Waldarbeiter selbst lauern vielfältige Gefahren. Daher sollte vor der ersten Baumfällung ein Motorsägekurs stehen, mahnte Förster Robert Baldauf. Eine persönliche Schutzausrüstung sei ebenso wichtig wie die Beurteilung eines Baums vor der Fällung. Dürre und kranke Bäume seien dabei besonders gefährlich, da schlecht berechenbar. Und Baldauf mahnte: „Keine Alleinarbeit im Wald.“
Denn: Passiert trotz aller Vorkehrungen ein Unfall, muss jemand in der Lage sein, Hilfe zu holen. Dabei hilft die in den vergangenen Jahren aufgebaute Rettungskette mit ausgewiesenen Rettungspunkten, die die Hilfskräfte anfahren können. Dort ist auch ein Mobilfunkempfang gewährleistet. Vor dem Beginn von Baumfällungen sollten sich Waldarbeiter über den nächstgelegenen Rettungspunkt informieren. Dies ist über die Internetseite www.rettungskette-forst.bayern.de oder die Smartphone-App „Hilfe im Wald“möglich.
Eindrucksvoll zeigten Helfer der Feuerwehr und des Roten Kreuzes aus Lindenberg, wie sie bei der Erstversorgung und Bergung eines Unfallopfers vorgehen. Dass sich die Einsatzkräfte für den Thementag der WBV Zeit nahmen, lobte Geschäftsführer Andreas Täger. Für ihn war die große Resonanz auf den Thementag Ausdruck dafür, wie ernst die Waldbesitzer das Thema Sicherheit nehmen.