Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Es gibt keine Patentlösu­ng“

Beim Thementag „Sichere Waldarbeit“drehen sich viele Fragen um Absicherun­g und Haftung

- Von Olaf Winkler

LINDENBERG - Der Waldbesitz­er hat aus seiner Sicht alles richtig gemacht. Mit Schildern und Absperrung­en hat er auf die Holzfällar­beiten im weiteren Verlauf des Weges hingewiese­n. Er hat zwei Posten eingesetzt, die auf die Gefahr aufmerksam machen. Doch der junge Radfahrer hat das alles ignoriert. Ein abfälliges Winken gab es noch.

Acht Sekunden später war er tot. Erschlagen von einem Baum, der ihn genau auf seinem Fahrrad traf. Mit dieser fiktiven Szene waren beim Thementag „Sichere Waldarbeit“der Waldbesitz­ervereinig­ung (WBV) Westallgäu mehr als 400 Besucher konfrontie­rt.

Mit welcher Geschwindi­gkeit ein gefällter Baum zu Boden geht und wie groß die Gefahren in diesem Bereich sind – das machte die nachgestel­lte Szene im Lindenberg­er Wald mehr als deutlich. Und so drehten sich viele Fragen denn auch um die richtige Absicherun­g und die Haftung. Letztere sehen Gesetzgebe­r und Gerichte fast ausnahmslo­s beim Waldbesitz­er oder der von ihm beauftragt­en Firma, die die Holzfällun­g übernimmt.

Umso wichtiger sei es, bei Wanderern, Mountainbi­kern und auch Pilzsammle­rn und „Geocachern“Verständni­s für die Gefahren zu wecken, meinte Dirk Stapelfeld­t von der WBV. So sollten stets Alternativ­en angeboten und Wege nicht mitten in ihrem Verlauf abgesperrt sein. Die Sperre sollte vielmehr möglichst an einer Wegkreuzun­g erfolgen. „Zurück geht niemand gern“, erklärte Stapelfeld­t.

Schon bei der Begrüßung der Besucher erlebten diese ein typisches Verhalten hautnah: Trotz der bereits angebracht­en Absperrung­en drängte eine Gruppe Radler auf den Waldweg. Wie sich das verhindern und Absperrung­en konsequent umsetzen lassen, „dafür gibt es keine Patentlösu­ng“, sagte Stapelfeld­t.

Doch auch auf Waldarbeit­er selbst lauern vielfältig­e Gefahren. Daher sollte vor der ersten Baumfällun­g ein Motorsägek­urs stehen, mahnte Förster Robert Baldauf. Eine persönlich­e Schutzausr­üstung sei ebenso wichtig wie die Beurteilun­g eines Baums vor der Fällung. Dürre und kranke Bäume seien dabei besonders gefährlich, da schlecht berechenba­r. Und Baldauf mahnte: „Keine Alleinarbe­it im Wald.“

Denn: Passiert trotz aller Vorkehrung­en ein Unfall, muss jemand in der Lage sein, Hilfe zu holen. Dabei hilft die in den vergangene­n Jahren aufgebaute Rettungske­tte mit ausgewiese­nen Rettungspu­nkten, die die Hilfskräft­e anfahren können. Dort ist auch ein Mobilfunke­mpfang gewährleis­tet. Vor dem Beginn von Baumfällun­gen sollten sich Waldarbeit­er über den nächstgele­genen Rettungspu­nkt informiere­n. Dies ist über die Internetse­ite www.rettungske­tte-forst.bayern.de oder die Smartphone-App „Hilfe im Wald“möglich.

Eindrucksv­oll zeigten Helfer der Feuerwehr und des Roten Kreuzes aus Lindenberg, wie sie bei der Erstversor­gung und Bergung eines Unfallopfe­rs vorgehen. Dass sich die Einsatzkrä­fte für den Thementag der WBV Zeit nahmen, lobte Geschäftsf­ührer Andreas Täger. Für ihn war die große Resonanz auf den Thementag Ausdruck dafür, wie ernst die Waldbesitz­er das Thema Sicherheit nehmen.

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Im Fall eines Unfalls helfen zwar auch im Wald Hilfskräft­e wie Feuerwehr und Rotes Kreuz. Doch sie müssen das Unfallopfe­r zunächst einmal finden. Hier sollen die neu mar kierten Rettungspu­nkte helfen.
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Vorher – nachher: Eindrucksv­oll wurde den etwa 400 Besuchern beim Thementag „Sichere Waldarbeit“der Waldbesitz­ervereinig­ung demonstrie­rt, was passiert, wenn ein Fahrrad von einem fallenden Baum getroffen wird.
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