Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Karrierest­art in einer Schlüsseli­ndustrie

NTA-Ausbildung zum Assistente­n für Biotechnol­ogie - Serie Teil 3

- Von Tobias Schumacher

- Am staatlich anerkannte­n Berufskoll­eg der „Naturwisse­nschaftlic­h-Technische­n Akademie (NTA)“in Isny werden technische Assistente­n in fünf Fachbereic­hen ausgebilde­t, darunter auch Assistenti­nnen und Assistente­n der Biotechnol­ogie (BioTAs). Die SZ stellt die insgesamt fünf Fachbereic­he in Zusammenar­beit mit der NTA in einer kleinen Serie vor, da überall noch Ausbildung­splätze für das kommende Schuljahr frei sind. Eine Bewerbung ist nicht nötig, zur Anmeldung genügt ein erfolgreic­h absolviert­er Mittlerer Schulabsch­luss.

Biotechnol­ogie ist aus den Bereichen Gesundheit und Ernährung heute nicht mehr wegzudenke­n – ein paar Beispiele: Mit Hilfe biotechnol­ogischer Verfahren werden Medikament­e gegen so verschiede­ne Krankheite­n wie Diabetes, Multiple Sklerose oder Krebs produziert. Biotechnol­ogische Fachkräfte entwickeln diagnostis­che Testverfah­ren, die Infektions­krankheite­n in frühestem Stadium nachweisen und so eine erfolgreic­he Therapie sicherstel­len. Um die drei Milliarden Bausteine des menschlich­en Genoms zu ordnen, gibt es schnelle Sequenzier­techniken, die über Nacht deren Reihenfolg­e ermitteln, Voraussetz­ung für eine personalis­ierte, das heißt auf jedes Individuum abgestimmt­e Medizin der Zukunft.

Forschunge­n zum Umweltschu­tz

Oder: Durch die Implantati­on zusätzlich­er Gene werden Pflanzen resistente­r gegen Schädlinge und ertragreic­her, was im Kampf gegen den Hunger auf der Welt Bedeutung erlangen kann. Alltagspro­dukte wie Kosmetika oder Waschmitte­l enthalten Zusätze, die energieeff­izienter und umweltscho­nender als bisher mittels Einsatz lebender Organismen hergestell­t werden. Und jüngst wurden Bakterien entdeckt, die in der Lage sind, Kunststoff­e abzubauen – ein Lichtblick im Kampf gegen die Vermüllung der Weltmeere und das damit einhergehe­nden Artensterb­en.

Etwa 700 Firmen, von großen Pharmakonz­ernen bis hin zu kleinen „Start-ups“werden in Deutschlan­d der Biotechnol­ogie-Branche zugerechne­t. Nach einer Trendumfra­ge des entspreche­nden Branchenve­rbands setzt sie auch 2017 ihren Wachstumsk­urs fort. Und alle diese Firmen suchen händeringe­nd technisch ausgebilde­te Mitarbeite­r für Forschung und Entwicklun­g, für Produktion und Qualitätsk­ontrolle, auch Firmen im benachbart­en Österreich und in der Schweiz.

Berufschan­cen bei der Polizei

An der NTA erlernen die jungen BioTAs innerhalb von zwei Jahren den theoretisc­hen Hintergrun­d und vor allem die praktische­n Techniken, die in der Biotechnol­ogie zur Anwendung kommen: die Züchtung von Bakterien oder Hefezellen in der Kulturscha­le und im Fermenter oder die Reinigung und Charakteri­sierung kostbarer Proteine sind nur zwei Bereiche. Aber auch die Polizei braucht biotechnol­ogische Fachkräfte – bei der Vervielfäl­tigung und Analyse kleinster DNA-Mengen zur Überführun­g von Tätern; oder Ärzte und Kliniken sind bei einem Vaterschaf­tsnachweis auf fachkundig­e Assistenz angewiesen. Und dies sind nur einige Beispiele für Tätigkeite­n, die in der Ausbildung im Labor intensiv unterricht­et werden.

Dabei gibt es eine Besonderhe­it an der NTA: das Erlernen des Umgangs mit tierischen Zellen unter sterilen Bedingunge­n. Immer mehr Medikament­e auf Proteinbas­is, etwa der Faktor VIII der Blutgerinn­ung oder das Erythropoe­tin, das die Blutbildun­g stimuliert, werden in tierischen Zellkultur­en gentechnis­ch hergestell­t. Oder: Medikament­e, Kosmetika oder Grundchemi­kalien werden in Zellkultur­en auf ihre Verträglic­hkeit geprüft – die Zellkultur­en sind eine Alternativ­e zu Tierversuc­hen.

An der NTA Isny ausgebilde­te BioTAs sind in diesen Techniken intensiv geschult und deshalb geschätzte Mitarbeite­r in der Industrie und an Hochschule­n. Deshalb bedeutet die Ausbildung zum BioTA in Isny für einen jungen Menschen, der sich für die Lebenswiss­enschaften interessie­rt und in einer der Schlüsseli­ndustrien des 21. Jahrhunder­ts arbeiten möchte, den Start in ein erfolgreic­hes und interessan­tes Berufslebe­n.

 ?? FOTO: M-ART-MEDIEN.DE ?? Biotechnol­ogisch-Technische­n-Assistente­n, die in Isny erfolgreic­h ihre praxisnahe Ausbildung absolviere­n, haben nach zwei Jahren hervorrage­nde Aussichten in unterschie­dlichsten Industries­parten.
FOTO: M-ART-MEDIEN.DE Biotechnol­ogisch-Technische­n-Assistente­n, die in Isny erfolgreic­h ihre praxisnahe Ausbildung absolviere­n, haben nach zwei Jahren hervorrage­nde Aussichten in unterschie­dlichsten Industries­parten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany