Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Karrierestart in einer Schlüsselindustrie
NTA-Ausbildung zum Assistenten für Biotechnologie - Serie Teil 3
- Am staatlich anerkannten Berufskolleg der „Naturwissenschaftlich-Technischen Akademie (NTA)“in Isny werden technische Assistenten in fünf Fachbereichen ausgebildet, darunter auch Assistentinnen und Assistenten der Biotechnologie (BioTAs). Die SZ stellt die insgesamt fünf Fachbereiche in Zusammenarbeit mit der NTA in einer kleinen Serie vor, da überall noch Ausbildungsplätze für das kommende Schuljahr frei sind. Eine Bewerbung ist nicht nötig, zur Anmeldung genügt ein erfolgreich absolvierter Mittlerer Schulabschluss.
Biotechnologie ist aus den Bereichen Gesundheit und Ernährung heute nicht mehr wegzudenken – ein paar Beispiele: Mit Hilfe biotechnologischer Verfahren werden Medikamente gegen so verschiedene Krankheiten wie Diabetes, Multiple Sklerose oder Krebs produziert. Biotechnologische Fachkräfte entwickeln diagnostische Testverfahren, die Infektionskrankheiten in frühestem Stadium nachweisen und so eine erfolgreiche Therapie sicherstellen. Um die drei Milliarden Bausteine des menschlichen Genoms zu ordnen, gibt es schnelle Sequenziertechniken, die über Nacht deren Reihenfolge ermitteln, Voraussetzung für eine personalisierte, das heißt auf jedes Individuum abgestimmte Medizin der Zukunft.
Forschungen zum Umweltschutz
Oder: Durch die Implantation zusätzlicher Gene werden Pflanzen resistenter gegen Schädlinge und ertragreicher, was im Kampf gegen den Hunger auf der Welt Bedeutung erlangen kann. Alltagsprodukte wie Kosmetika oder Waschmittel enthalten Zusätze, die energieeffizienter und umweltschonender als bisher mittels Einsatz lebender Organismen hergestellt werden. Und jüngst wurden Bakterien entdeckt, die in der Lage sind, Kunststoffe abzubauen – ein Lichtblick im Kampf gegen die Vermüllung der Weltmeere und das damit einhergehenden Artensterben.
Etwa 700 Firmen, von großen Pharmakonzernen bis hin zu kleinen „Start-ups“werden in Deutschland der Biotechnologie-Branche zugerechnet. Nach einer Trendumfrage des entsprechenden Branchenverbands setzt sie auch 2017 ihren Wachstumskurs fort. Und alle diese Firmen suchen händeringend technisch ausgebildete Mitarbeiter für Forschung und Entwicklung, für Produktion und Qualitätskontrolle, auch Firmen im benachbarten Österreich und in der Schweiz.
Berufschancen bei der Polizei
An der NTA erlernen die jungen BioTAs innerhalb von zwei Jahren den theoretischen Hintergrund und vor allem die praktischen Techniken, die in der Biotechnologie zur Anwendung kommen: die Züchtung von Bakterien oder Hefezellen in der Kulturschale und im Fermenter oder die Reinigung und Charakterisierung kostbarer Proteine sind nur zwei Bereiche. Aber auch die Polizei braucht biotechnologische Fachkräfte – bei der Vervielfältigung und Analyse kleinster DNA-Mengen zur Überführung von Tätern; oder Ärzte und Kliniken sind bei einem Vaterschaftsnachweis auf fachkundige Assistenz angewiesen. Und dies sind nur einige Beispiele für Tätigkeiten, die in der Ausbildung im Labor intensiv unterrichtet werden.
Dabei gibt es eine Besonderheit an der NTA: das Erlernen des Umgangs mit tierischen Zellen unter sterilen Bedingungen. Immer mehr Medikamente auf Proteinbasis, etwa der Faktor VIII der Blutgerinnung oder das Erythropoetin, das die Blutbildung stimuliert, werden in tierischen Zellkulturen gentechnisch hergestellt. Oder: Medikamente, Kosmetika oder Grundchemikalien werden in Zellkulturen auf ihre Verträglichkeit geprüft – die Zellkulturen sind eine Alternative zu Tierversuchen.
An der NTA Isny ausgebildete BioTAs sind in diesen Techniken intensiv geschult und deshalb geschätzte Mitarbeiter in der Industrie und an Hochschulen. Deshalb bedeutet die Ausbildung zum BioTA in Isny für einen jungen Menschen, der sich für die Lebenswissenschaften interessiert und in einer der Schlüsselindustrien des 21. Jahrhunderts arbeiten möchte, den Start in ein erfolgreiches und interessantes Berufsleben.