Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ein Haus, das Unmögliches möglich macht
Seit 20 Jahren füllen Künstler das preisgekrönte Gebäude Peter Zumthors am Bodensee mit spektakulären Ideen
- Heute ist es unumstritten. Das Kunsthaus Bregenz hat die Vorarlberger Landeshauptstadt weltweit bekannt gemacht. Der 1997 eröffnete Bau des Schweizer Stararchitekten Peter Zumthor wurde mit dem Mies van der Rohe-Preis ausgezeichnet. Als außergewöhnlicher Ausstellungsort wirkt das KUB genannte Haus anziehend auf herausragende Vertreter der zeitgenössischen Kunst – und regt sie immer wieder an, spektakuläre Werke und Präsentationen zu ersinnen. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens feierte das Kunsthaus mit einem Kulturprogramm am Karl-Tizian-Platz und einem Festakt im benachbarten Kornmarkttheater.
Was hat dieses Haus nicht schon alles erlebt: Einen Schlammvulkan, Schützengräben und ein geheimes Hotel haben Künstler in ihm gebaut, Ufos landeten, zu Skulpturen umgestaltete Schlachtabfälle türmten sich auf, Licht und Klang fluteten die Hallen ebenso wie Wasser und Eis. Ein Karussell drehte sich im Erdgeschoss, das Skelett eines Wals begrüßte Gäste, Studios für eine Sitcom luden zum Dreh. Riechen, Fühlen, Sehen, Hören, Begreifen oder auch ratlos Betrachten: Der mit Glasscheiben geschindelte Betonkubus ermöglicht als Ort der Kunst intensive Erfahrungen auf unterschiedlichsten Ebenen. Künstler nutzen ihn nicht nur als Präsentations-, sondern auch als Schöpfungsort, sodass viele Arbeiten allein für das KUB entstehen.
Redner und Rednerinnen des Festakts schilderten, was das Besondere dieses Baus und dieser Einrichtung ausmacht.
Sie erwähnten aber auch die „Geburtswehen“vor der Eröffnung vor 20 Jahren. Peter Zumthor selbst erinnerte an „diese schwierige Zeit von Bregenz“, als sich die Arbeiter abwandten, wenn er, der Architekt, die Baustelle besuchte. „Die haben sich gedacht: Da kommt der Spinner, der das alles womöglich gar nicht kann.“Bald machte Zumthor in Bregenz eine andere Erfahrung: „Als der Rohbau stand und die ersten Glasschindeln angebracht waren – da haben sich die Leute nach mir umgeschaut“, erzählte er zufrieden. „Es ist eine schöne Erfahrung für einen Architekten, wenn er etwas macht, und das wird gesehen.“
Margareta Eberle vom mehr als 1000 Mitglieder zählenden Freundeverein des Kunsthauses ist der Überzeugung: „Das Kunsthaus ist für die Region ein Fenster in die Welt“. Landeshauptmann Markus Wallner stellte anerkennend fest: „Das Kunsthaus hat international etwas zu sagen“, und Markus Linhart, Bürgermeister der Stadt Bregenz, sagte: „Wir sind stolz als Bregenzer, in der Fachwelt mit den ganz Großen genannt zu werden.“
Viel Lob erhielt das KunsthausTeam, allen voran die Techniker, die Künstlerhirnen entsprungene Dinge möglich machen, die zunächst unmöglich scheinen. Angesichts ihrer Fertigkeiten staunt sogar KUBSchöpfer Peter Zumthor: „Wenn es sein muss, zerlegen sie dieses Haus in seine Einzelteile – und zwei Monate später sieht es wieder aus wie neu.“