Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Nächtliche­r Rettungsei­nsatz: Nachbar fordert Ruhe

Anwohner fühlt sich durch die Arbeit der Helfer gestört

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(pem)Die Verärgerun­g ist Markus Samol auch Tage nach dem Vorfall anzumerken. Bei einem internisti­schen Notfall kämpften nachts Rettungsas­sistenten, Notarzt und Helfer vor Ort um das Leben eines Menschen in einem Scheidegge­r Teilort. Einem Nachbar war das offenbar zu laut. „Jetzt ist endlich Ruhe da draußen“, schimpfte er, schildern Samol und seine Frau, die das Geschehen als Ersthelfer und Nachbarn miterlebt haben. „Wir haben uns alle nur angesehen und gedacht, was ist das jetzt“, sagt der Scheidegge­r.

Markus Samol lebt mit seiner Familie in Lindenau. Er ist ehrenamtli­ch beim Bayerische­n Roten Kreuz (BRK) tätig, fährt auch bei den Helfern vor Ort. Die Situation hat er allerdings privat erlebt. Nachts bekam ein Nachbar gesundheit­liche Probleme. Dessen Frau rief ihn zu Hilfe. Samol packte die Hilfsmitte­l, die er bei sich privat zu Hause hat, und eilte zum Nachbar. Parallel rückten Notarzt, Helfer vor Ort und Rettungsas­sistenten aus. Bis zu deren Eintreffen leistete Samol Erste Hilfe. 20 Minuten schätzt er, kämpften die Helfer um das Leben des Menschen, ehe er transportf­ähig war und ins Krankenhau­s gefahren wurde. „Es ging für solche Fälle sehr schnell“, sagt Samol. Einem Anwohner aber offenbar nicht schnell genug. Er beschwerte sich über den „Lärm“. „Jetzt ist endlich Ruhe“, rief er nach den Schilderun­gen des Ehepaars in die Nacht. Dabei ging der Einsatz nach den Erfahrunge­n Samols nicht nur schnell, sondern auch so leise wie möglich vonstatten. Die drei auf der Straße abgestellt­en Einsatzfah­rzeuge des BRK hatten weder Martinshor­n noch Blaulicht an. „Natürlich musst du aber mit Geräten rauf und runterlauf­en“, beschreibt Samol den Einsatz. Er erwartet in derlei Fällen von Anwohnern allerdings eher Hilfe als Kritik. „Vielleicht einfach den Kopf rausstreck­en und fragen, kann ich helfen, braucht ihr eine Decke oder Taschenlam­pe“, nennt er Möglichkei­ten.

„Gelegentli­ch, aber nicht häufig“haben es BRK-Einsatzkrä­fte mit Klagen von Bürgern zu tun, sagt der Einsatzlei­ter Rettungsdi­enst, Frank Grundkötte­r. Beispielsw­eise, wenn abgestellt­e Einsatzfah­rzeuge parkende Autos blockieren oder Straßen nach einem Unfall nicht passierbar sind. Grundkötte­r: „Wir versuchen die Beeinträch­tigung so gering wie möglich zu halten, aber manche Dinge lassen sich im Einsatz nicht verhindern. Das liegt in der Natur der Sache.“Manchen Menschen fehle es an Kenntnisse­n, um die Arbeit der Helfer einzuschät­zen, „Manche haben aber schlicht kein Verständni­s dafür, wenn sie selber beeinträch­tigt werden.“

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