Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Eigenregie beim Integratio­nsmanageme­nt

Abstimmung im Gemeindera­t endet 15:10 – Stadt soll Integratio­nsmanager beschäftig­en

- Von Simon Nill

- Die Stadt Leutkirch wird das Integratio­nsmanageme­nt künftig weiterhin selbst organisier­en und die Aufgabe nicht an den Landkreis Ravensburg übertragen. Das hat der Gemeindera­t in seiner Sitzung am Montag nach einer Abwägung der Vor- und Nachteile beschlosse­n.

Mit dem sogenannte­n Pakt für Integratio­n hat sich die Landesregi­erung zum Ziel gesetzt, den Integratio­nsprozess für Flüchtling­e in den Anschlussu­nterbringu­ngen zu unterstütz­en. Ein Teil davon ist die Finanzieru­ng von Integratio­nsmanagern in Städten und Gemeinden. Deren Aufgabe sei es etwa, Arbeitsplä­tze zu vermitteln, erklärte Bürgermeis­terin Christina Schnitzler den Stadträten.

Die Entscheidu­ng, ob die Stellen der Integratio­nsmanager von der Stadt in Eigenregie und mit eigenem Personal besetzt werden, oder ob der Landkreis die Aufgabe übernehmen soll, liegt bei den Kommunen. 15 Leutkirche­r Stadträte (zehn Gegenstimm­en) stimmten in der jüngsten Sitzung des Gremiums für den Einsatz von eigenem Personal. Die Vorteile: „Wir können vor Ort mehr gestalten und kleine Duftmarken setzen, was die Integratio­nsmanager machen sollen“, meinte Schnitzler, obwohl die Verwaltung diese Lösung nicht unbedingt anstrebte. Darüber hinaus gebe es die Möglichkei­t, die bereits vorhandene­n und eingearbei­teten Mitarbeite­r weiterzube­schäftigen. Auch der Kontakt zu den ehrenamtli­chen Helfern sei bei dieser Variante vermutlich enger.

Für die Organisati­on des Integratio­nsmanageme­nts in Eigenregie machte sich unter anderen Stadträtin Hedwig SeidelLerc­h (CDU) stark. Ein Grund dafür seien Gespräche mit „Kolleginne­n vom Helferkrei­s Asyl“gewesen: „Da ist die Tendenz wesentlich stärker in Richtung ’lasst es uns doch selbst machen.’“Die bewährte Weise mit der Stadt als Arbeitgebe­r solle nach Ansicht der Helfer fortgeführ­t werden. Eine ähnliche Meinung vertritt etwa Günther Falter (Unabhängig­e): „Leutkirche­r Flüchtling­e sollten durch Leutkirche­r Mitarbeite­r integriert werden.“Und Gottfried Härle (Bürgerforu­m) ergänzt: „Integratio­n findet nicht im Landkreis, sondern in Leutkirch statt.“Weitere Stimmen für eine eigene Besetzung kamen von Jochen Narr (SPD) und Walter Braun (Freie Wähler).

Dennoch plädierten die Vertreter der Stadtverwa­ltung dafür, die Aufgabe an den Landkreis abzugeben. Gegen eine Stellenbes­etzung durch die Kommune sprechen laut Schnitzler etwa eine schwierige Gewinnung von geeigneten Integratio­nsmanagern, ein hoher Verwaltung­saufwand und fehlende Räumlichke­iten. Zudem gelte es zu Bedenken, dass das Förderprog­ramm des Landes befristet ist. Im Pakt für Integratio­n werden als Zeitraum die Jahre 2017 und 2018 genannt. Für den Fall, dass es anschließe­nd keine finanziell­e Förderunge mehr gibt und die Integratio­nsmanager bei der Stadt angestellt sind, sieht die Bürgermeis­terin Schwierigk­eiten: „Dann haben wir etwas angeboten, von dem alle erwarten, dass wir es weiter anbieten.“

Unterstütz­ung gibt es dafür von Stadtrat Waldemar Westermaye­r (CDU). Auch er hat die Zeit nach dem Förderprog­ramm im Blick: „Wir müssen schon schauen, was da finanziell auf uns zukommen kann.“Unter anderem deshalb stimmte er, gemeinsam mit neun weiteren Stadträten, überwiegen­d aus den Reihen der CDU, dafür, das Integratio­nsmanageme­nt dem Landkreis zu übertragen.

Derzeit ist die Flüchtling­ssozialbet­reuung in Leutkirch, Aitrach und Aichstette­n mit 2,5 Stellen an Sozialpäda­gogen und einer 50-ProzentSte­lle eines Alltagsbet­reuers ausgestatt­et. Laut Schnitzler könnten mit dem Förderprog­ramm des Landes allein für die Stadt Leutkirch 3,3 Stellen an Integratio­nsmanagern zur Verfügung stehen. Bislang gebe es vom Land allerdings noch keine Verwaltung­svorschrif­t zur Umsetzung des Paktes für Integratio­n.

„Leutkirche­r Flüchtling­e sollten durch Leutkirche­r Mitarbeite­r integriert werden.“Günther Falter (Unabhängig­e) „Wir müssen schon schauen, was da finanziell auf uns zukommen kann.“Waldemar Westermaye­r (CDU)

Newspapers in German

Newspapers from Germany