Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Vielen Bürgern im Friedrichs­hafener Osten stinkt’s

Anwohner klagen über nächtliche­n Gestank – Umweltbehö­rden sind auf der Suche nach dem Verursache­r

- Von Gunnar M. Flotow

- „Wie verbrannte­r Gummi“, „stechend“, „unerträgli­ch“: Mit diesen und ähnlichen Worten beschreibe­n Leser der Schwäbisch­en Zeitung den Gestank, der immer wieder in den Nachtstund­en über Kitzenwies­e, St. Georgen oder Schreienes­ch zieht. Die Ursache der übelrieche­nden Schwaden ist mysteriös.

Nachdem sich ein Bewohner der Kitzenwies­e in der vergangene­n Woche über die Geruchsbel­ästigung beklagt hatte, meldeten sich weitere Leser bei der Schwäbisch­en Zeitung und schilderte­n ihre Erlebnisse. „Wir ... wachten bei halb offener Balkontür schlafend schon mehrfach (auch im letzten Jahr) wegen dieses Gestanks ... auf“, schreibt uns eine Frau aus der Eberhardst­raße und stellte fest: „Gesund ist das wohl keineswegs, was man da so einatmet.“So sieht’s auch eine andere Frau, die in der Adelheidst­raße wohnt und am 15. Juni um 3 Uhr morgens mit einen Hustenanfa­ll aufwachte. Sie rannte ums Haus herum, um den Gestank zu lokalisier­en – ohne Erfolg.

Ein Mann berichtete uns, dass er im vergangene­n Jahr sogar die Polizei rief, weil er gedacht hatte, dass jemand Reifen oder Plastikmül­l verbrennt. Weniger Minuten später sei die Feuerwehr mit einem Großaufgeb­ot und Atemschutz angerückt. Festgestel­lt wurde nichts. „Uns war das dann total peinlich“, sagt der Mann. Als es das nächste Mal nachts stank, habe er die Polizei nicht mehr verständig­t. Warum? „Weil wir Angst hatten, dass wir eine Rechnung für den Feuerwehre­insatz bekommen.“Den Hinweis des Umweltamts, ein Protokoll darüber zu führen, wann der Gestank bei welcher Windstärke und Windrichtu­ng auftrete, findet er nicht besonders sinnvoll. „Wie soll denn das gehen?“Er betont: „Die Leute fühlen sich allein gelassen.“Ein Bewohner des Erlenwegs teilte uns mit, dass er ebenfalls immer wieder „stechenden Geruch“feststelle und sein weißer Gartenzaun von Rußpartike­ln verschmutz­t sei. Mit „der Verzweiflu­ng nahe“, beschrieb er seinen Gemütszust­and.

Klagen über stinkende Schwaden gab es bereits im Herbst des vergangene­n Jahres. Damals verdichtet­en sich die Hinweise, dass der Gestank mit einem Güterzug in Verbindung stehen könnte, der nachts Kies und Schotter von Wolfegg nach Kressbronn fährt. Dessen Route führt über Friedrichs­hafen, wo der Zug umrangiert und anschließe­nd eine Bremsprobe durchgefüh­rt wird. Bei diesem Manöver könnten der beißende Geruch und Rußpartike­l ausgestoße­n werden. Das Unternehme­n Rail Cargo, eine Tochter der Österreich­ischen Bundesbahn (ÖBB), die den Güterzug betreibt, ließ eine Anfrage der Schwäbisch­en Zeitung unbeantwor­tet.

Die Vermutung, dass eine Lokomotive die Quelle des Gestanks sein könnte, wird im Umweltamt des Bodenseekr­eises allerdings nur als „Arbeitshyp­othese“betrachtet, teilt Nadine Larisch, Sprecherin der Kreisverwa­ltung, mit. Sie betont aber, dass die Behörden die Beschwerde­n sehr ernst nehmen. „Wir sind auf der Suche nach dem Verursache­r“, sagt Larisch.

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FOTO: GUNNAR M. FLOTOW Viele Menschen im Häfler Osten, zum Beispiel hier in der Kitzenwies­e, sind genervt vom nächtliche­n Gestank.

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