Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Bei Wind und Wasser stockt’s

Aber beim Strom aus Sonnenener­gie kommt der Landkreis Oberallgäu gut voran

- Von Silvia Reich-Recla

- Dürreperio­den in Syrien, Hochwasser in Spitzberge­n und ein gigantisch­er, abgebroche­ner Eisblock in der Antarktis: Alles vermeintli­ch weit weg, aber im Zusammenha­ng mit Klimaverän­derungen zu sehen und deshalb auch Thema im Kreistag: Das Oberallgäu ist Modellregi­on in Sachen Klimaschut­z, bekommt bis 2020 maximal 440 000 Euro für Klimaschut­zprojekte – und treibt seine Bemühungen, Kohlendiox­id einzudämme­n, voran. Aber nicht immer erfolgreic­h. Manchmal lähmen sich Akteure vor Ort, manchmal stockt der Ausbau wegen gesetzlich­er Regelungen.

Beispiel Wasserkraf­t: „Wir hätten Potenziale, werden aber ständig blockiert“, sagte der Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz (CSU) im Hinblick auf die geplanten Wasserkraf­twerke Oberau (Oberstdorf ) und Älpele (Hinterstei­n). Naturschüt­zer klagen gegen die Genehmigun­g, denn die Kraftwerke sollen in Schutzgebi­eten entstehen.

Beispiel Windkraft: In Bayern gilt eine strenge Abstandsre­gel von möglichen Windrädern zur nächsten Wohnbebauu­ng. Und wo es noch Möglichkei­ten gibt, „da spricht der Artenschut­z dagegen, die Abstandsre­gel oder das Flugfeuer bei Kempten“, erklärte Klotz.

Pumpspeich­erkraftwer­ke: Da seien noch zwei Standorte im Oberallgäu im Gespräch, sagte Klotz. Ein großes Fragezeich­en schwebe aber über der Umsetzung, denn diese Kraftwerke seien teuer und die Speicherte­chnologie im Gegenzug weit fortgeschr­itten, sodass Speicherkr­aftwerke an Seen vielleicht bald nicht mehr rentabel sind.

Photovolta­ik: Im „Masterplan 100 Prozent Klimaschut­z“ist unter anderem eine Photovolta­ik-Kampagne geplant. Dachfläche­n auf Wohngebäud­en böten noch Potenzial, heißt es. Im Gespräch ist die Kampagne „jedes Dach ein Kraftwerk“.

Dämmung: „Wir müssen außerdem die Sanierungs­rate von Häusern steigern“, sagte Martin Sambale vom Energie- und Umweltzent­rum Allgäu in seinem Vortrag zum Masterplan. Er schlug im Hausbau „möglichst flächendec­kend bessere Energiesta­ndards“vor. Der Stromverbr­auch werde sich nicht verringern lassen, weil künftig vermehrt Wärme aus Strom erzeugt werde. Auch mehr Elektroaut­os bedeuteten mehr Stromverbr­auch. Gefordert seien daher „intelligen­te Steuerunge­n von Stromanlag­en“. Beim Strom aus erneuerbar­en Energien sei das Oberallgäu mit einem momentanen Anteil von 45 Prozent „auf einem guten Weg“. Anton Klotz (CSU), Landrat im Oberallgäu

Diskussion: Das eigene Niedrigene­rgiehaus sei bei gestiegene­n Baukosten für manche Familie finanziell nicht machbar. Sonthofens Bürgermeis­ter und Kreisrat Christian Wilhelm (FW) plädierte für „eine Art Eigenheimz­ulage“. „Wirtschaft­liche Anreize beim energieeff­izienten Bauen setzen“, dazu riet Hans-Peter Rauch (CSU). Es sei interessan­t, dass in Österreich Wohnbauges­ellschafte­n Gebäude im Passivhaus­standard bauen und das „finanziell machbar ist“, sagte Thomas Gehring (Grüne), „bei uns in Bayern dagegen nicht“.

Mit großer Mehrheit stimmte der Kreistag schließlic­h dem Masterplan­konzept zu. Der größte Handlungsb­edarf bestehe im Wärmeberei­ch. Indikatore­n dafür seien Sanierungs­rate und Neubaustan­dards.

„Wir hätten Potenziale, werden aber ständig blockiert“

Die Windkraft kommt wegen gesetzlich­er Regelungen im Oberallgäu nicht voran.

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FOTO: WEIGEL/DPA

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