Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Bei Wind und Wasser stockt’s
Aber beim Strom aus Sonnenenergie kommt der Landkreis Oberallgäu gut voran
- Dürreperioden in Syrien, Hochwasser in Spitzbergen und ein gigantischer, abgebrochener Eisblock in der Antarktis: Alles vermeintlich weit weg, aber im Zusammenhang mit Klimaveränderungen zu sehen und deshalb auch Thema im Kreistag: Das Oberallgäu ist Modellregion in Sachen Klimaschutz, bekommt bis 2020 maximal 440 000 Euro für Klimaschutzprojekte – und treibt seine Bemühungen, Kohlendioxid einzudämmen, voran. Aber nicht immer erfolgreich. Manchmal lähmen sich Akteure vor Ort, manchmal stockt der Ausbau wegen gesetzlicher Regelungen.
Beispiel Wasserkraft: „Wir hätten Potenziale, werden aber ständig blockiert“, sagte der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz (CSU) im Hinblick auf die geplanten Wasserkraftwerke Oberau (Oberstdorf ) und Älpele (Hinterstein). Naturschützer klagen gegen die Genehmigung, denn die Kraftwerke sollen in Schutzgebieten entstehen.
Beispiel Windkraft: In Bayern gilt eine strenge Abstandsregel von möglichen Windrädern zur nächsten Wohnbebauung. Und wo es noch Möglichkeiten gibt, „da spricht der Artenschutz dagegen, die Abstandsregel oder das Flugfeuer bei Kempten“, erklärte Klotz.
Pumpspeicherkraftwerke: Da seien noch zwei Standorte im Oberallgäu im Gespräch, sagte Klotz. Ein großes Fragezeichen schwebe aber über der Umsetzung, denn diese Kraftwerke seien teuer und die Speichertechnologie im Gegenzug weit fortgeschritten, sodass Speicherkraftwerke an Seen vielleicht bald nicht mehr rentabel sind.
Photovoltaik: Im „Masterplan 100 Prozent Klimaschutz“ist unter anderem eine Photovoltaik-Kampagne geplant. Dachflächen auf Wohngebäuden böten noch Potenzial, heißt es. Im Gespräch ist die Kampagne „jedes Dach ein Kraftwerk“.
Dämmung: „Wir müssen außerdem die Sanierungsrate von Häusern steigern“, sagte Martin Sambale vom Energie- und Umweltzentrum Allgäu in seinem Vortrag zum Masterplan. Er schlug im Hausbau „möglichst flächendeckend bessere Energiestandards“vor. Der Stromverbrauch werde sich nicht verringern lassen, weil künftig vermehrt Wärme aus Strom erzeugt werde. Auch mehr Elektroautos bedeuteten mehr Stromverbrauch. Gefordert seien daher „intelligente Steuerungen von Stromanlagen“. Beim Strom aus erneuerbaren Energien sei das Oberallgäu mit einem momentanen Anteil von 45 Prozent „auf einem guten Weg“. Anton Klotz (CSU), Landrat im Oberallgäu
Diskussion: Das eigene Niedrigenergiehaus sei bei gestiegenen Baukosten für manche Familie finanziell nicht machbar. Sonthofens Bürgermeister und Kreisrat Christian Wilhelm (FW) plädierte für „eine Art Eigenheimzulage“. „Wirtschaftliche Anreize beim energieeffizienten Bauen setzen“, dazu riet Hans-Peter Rauch (CSU). Es sei interessant, dass in Österreich Wohnbaugesellschaften Gebäude im Passivhausstandard bauen und das „finanziell machbar ist“, sagte Thomas Gehring (Grüne), „bei uns in Bayern dagegen nicht“.
Mit großer Mehrheit stimmte der Kreistag schließlich dem Masterplankonzept zu. Der größte Handlungsbedarf bestehe im Wärmebereich. Indikatoren dafür seien Sanierungsrate und Neubaustandards.
„Wir hätten Potenziale, werden aber ständig blockiert“
Die Windkraft kommt wegen gesetzlicher Regelungen im Oberallgäu nicht voran.