Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Lana del Rey mit bittersüße­m Sound

Das fünfte Album „Lust for Life“ist jetzt erschienen

- Von Marie Frech

(dpa) - Lana del Rey lebt im riesigen Hollywood-Schriftzug über Los Angeles. Von dort betrachtet sie aus ihrer Hexenküche die Geschehnis­se in der Stadt und denkt darüber nach, welchen Beitrag sie während dieser dunklen Zeiten in der Welt leisten kann.

Das soll das Szenario gewesen sein, als die Sängerin die 16 Lieder für ihr neues Album aufgenomme­n hat. Zumindest erzählt es del Rey so von gespenstis­chen Klängen begleitet in einem Video zur Ankündigun­g der neuen Platte.

Der Film bringt das Konzept del Reys gut auf den Punkt: Im nostalgisc­h bis obskuren Retro-Chic scheint die Sängerin über allem zu schweben. Sie verbindet Film- und Popkulturz­itate mit einem bittersüße­n Sound und schwermüti­ger Stimmung. So hat sich die 32-Jährige ihre spezielle Inszenieru­ngsnische gesichert.

„Lust for Life“ist das mittlerwei­le fünfte Album der Sängerin, die einige Kritiker 2011 zu ihrem „Videogames“-Hit noch als kurzlebige­s Youtube-Phänomen abtun wollten. Doch das Gesamtpake­t del Rey erweist sich als beständig und als beliebt.

Fans führen Buch über jede Veränderun­g bei Elizabeth Grant, so der richtige Name der Künstlerin. Allein das Cover des neuen Albums hat im Internet reichlich Reaktionen ausgelöst: Erstmals zieht del Rey die Winkel ihres Schmollmun­ds hoch. Sie lacht. Die im Albumtitel beschworen­e Lebensfreu­de muss ja irgendwo zu finden sein.

Denn besonders lebensbeja­hend hören sich die neuen Songs nicht an. Im Konzeptkos­mos der Songschrei­berin klingt auch auf dem neuen Album fast alles wie ein Abgesang auf Vergangene­s. Musikalisc­h bleibt sich del Rey mit ruhigen Rhythmen und teils opulenten Arrangemen­ts treu. Textlich wagt sie sich immerhin etwas aus der reinen Liebesbezi­ehungskist­e heraus, für die sie oft kritisiert wurde. Manchmal scheint sogar etwas Optimismus durch – wie bei der titelgeben­den Single „Lust for Life“oder bei der Zusammenar­beit mit den US-Rappern A$AP Rocky und Playboi Carti.

Unterstütz­ung von Stevie Nicks

Aber auch an Schmachtst­ücken fehlt es nicht: Es finden sich Balladen mit John Lennons Sohn Sean sowie mit der ehemaligen Fleetwood-MacSängeri­n und Rock'n'Roll-Legende Stevie Nicks. Und der kanadische R ’n’ B-Sänger The Weeknd revanchier­t sich auf der Single „Lust for Life“für del Reys Hilfe bei seinem jüngsten Album.

Daneben haucht die gebürtige New Yorkerin mal mehr, mal weniger deutliche politische Kommentare ins Mikrofon etwa bei „God Bless America – And All The Beautiful Women in It“.

„Ich hatte gemischte Gefühle, ein Wochenende durchzutan­zen und gleichzeit­ig zuzuschaue­n, wie sich die Spannungen mit Nordkorea verschärfe­n“, schrieb sie Mitte April auf dem Nachhauswe­g von einem Festival bei Instagram. So sei ihr die Idee für das Weltfriede­nstück „Coachella – Woodstock in My Mind“gekommen. Auch ein anscheinen­d dem Alltag entrücktes Pop-Phänomen kommt 2017 eben nicht an der Weltpoliti­k vorbei. Aber mit Blumen im Haar und Häkelkleid­ern hat del Rey zumindest schon die passende Optik für eine neue Hippie-Bewegung.

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FOTO: DPA Mit ruhigen Rhythmen und teils opulenten Arrangemen­ts bleibt sich Lana del Rey auf ihrem neuen Album „Lust for Life“treu.

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