Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Wilde Männer ertränkten junge Frauen im Moor
Moorführer des Wurzacher Rieds gehen auf Exkursion mit Taucharchäologe Martin Mainberger
(sz) - Rund 30 Moorführer des Wurzacher Rieds und Mitglieder des Beirats des BUND Naturschutzes Oberschwaben haben jetzt an der archäologischen Feuchtgebietsexkursion des Naturschutzzentrums Bad Wurzach unter der Leitung des Taucharchäologen Martin Mainberger teilgenommen. Mainberger betreut seit 2015 ein multidisziplinäres Projekt im württembergischen Allgäu zur Erforschung von Besiedlungsmustern und Landschaftswandel im Hinterland der neolithischen Moor- und Seeufersiedlungen.
Die Exkursion startete am Rohrsee. Mainberger zeigte auf Luftbildern einen Steinwall, der bei niedrigem Wasserstand das Ufer mit einer kleinen Insel verbindet. Der Nutzen dieses Walls ist jedoch unklar. Im Anschluss fuhr die Gruppe weiter zum Naturschutzgebiet Gründlenried, das zwischen Bad Wurzach und Kißlegg liegt. Dort traf die Gruppe auf weitere Experten. Am Rand des Gründlenrieds verläuft ein versunkender, circa drei Meter breiter Weg der unter dem Torfkörper mit einem Bohrstock spürbar ist.
Der nächste Exkursionspunkt war der sogenannte „Burgstall“. Dabei handelt es sich um einen Hügel mitten im Hochmoor. Viele Sagen des Westallgäus stammen aus diesem Gebiet. Oft handeln sie von Menschenopfern. So soll das Blaubartlied hier entstanden sein. Auch um das Schluckloch im zentralen Bereich des Hochmoors, durch welches das Wasser des Moores abfließt, ranken sich viele Geschichten. Eine dieser Geschichten wurde 1947 aufgeschrieben, erzählt wurde sie von einer damals 85-jährigen Frau aus der Gegend: Demnach hausten wilde Männer im Moor und ertränkten junge Frauen in dem unergründlich scheinenden Loch. Die Leichen tauchten erst im Obersee bei Kißlegg wieder auf. Sieben Mädchen hatten die Männer bereits ertränkt, als ihnen ein Achtes in die Hände fiel. Auch dieses Mädchen stießen sie in das Loch. Doch es wusste was ihr drohte und betete deshalb inbrünstig gen Himmel. Wie sehr die Männer es auch versuchten, das Mädchen versank nicht. Stattdessen weitete sich das Loch und die Männer wurden verschluckt. Das Mädchen konnte entkommen. Seither wird das Loch auch Teufelsfurt genannt. Bilder dieser Geschichte sind in der Kapelle in Rötsee zu sehen.