Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Land unter im Allgäu
Nach Dauerregen steigen Iller, Wertach und Ostrach kräftig an – Bei Immenstadt wird Bahnstrecke gesperrt
- Der lange anhaltende Regen hat gestern zu einem raschen Anstieg der Pegel von Bächen und Flüssen im Allgäu geführt. Gebietsweise wurde die Hochwasser-Meldestufe 1 überschritten – so an der Iller, an der Ostrach im Oberallgäu und an der Wertach im Ostallgäu. In den Allgäuer Alpen waren gebietsweise in 24 Stunden mehr als 80 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Am Pegel Kempten stieg die Iller bis zum Nachmittag auf über 3,80 Meter. Zum Vergleich: Zwei Tage vorher lag er noch bei unter eineinhalb Meter.
In der Hochwasser-Vorhersagezentrale des Kemptener Wasserwirtschaftsamts hatte es bereits gestern Vormittag geheißen, dass nach den Niederschlagsprognosen nicht mit einem schlimmeren Hochwasser zu rechnen sei. „Wir haben alles im Griff“, sagte stellvertretender Amtschef Bernd Engstle.
Aus Sicherheitsgründen wurde die Bahnstrecke Kempten-Immenstadt bei Stein gesperrt. Das sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, sagte Engstle. Am Nachmittag hatte das Wasserwirtschaftsamt den kleinen Innenpolder des Flutpolders Weidachwiesen zwischen Immenstadt und Rauhenzell geflutet. Diese Anlage ist ein Teil der umfangreichen Iller-Hochwasserverbauung, die nach dem verheerenden Pfingsthochwasser 1999 entstand. Durch das Fluten des 800 000 Kubikmeter Wasser fassenden Polders auch bei einem kleineren Hochwasser soll laut Fachbehörde erreicht werden, „dass Unterlieger geschützt werden“. Konkret heißt das: Wenn die Hochwasserwelle gekappt wird, werden südlich von Kempten weniger landwirtschaftliche Flächen im Bereich Sulzberg und Waltenhofen überschwemmt.
Die Hochwasservorhersagen würden immer besser, sagte Hydrologe Stefan Laurent, der mit Kollegen gestern für die Prognosen zuständig war. Am Abend zeigte sich, dass die am Morgen veröffentlichte Prognose ziemlich genau zutraf.
Es habe lediglich einige wenige Einsätze wegen des Dauerregens gegeben, berichtete Marco Arhelger, Chef der Integrierten Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst. Zumeist ging es um vollgelaufene Keller. In Kempten musste die Feuerwehr überprüfen, ob es durch im Wasser treibende Baumstämme zu Problemen an einem Illersteg kommen könnte.
Auf der Zuspitze tobte am Nachmittag ein heftiger Schneesturm bei minus drei Grad. Dort fielen bis gestern Abend fast 50 Zentimeter Schnee. Ab heute soll es aber überall wieder wärmer werden.
„Wir haben alles im Griff.“
Bernd Engstle, stellvertretender Amtschef beim Kemptener Wasserwirtschaftsamt