Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Zwei Partner ziehen an einem Strang
Neue Volksbank Allgäu-Oberschwaben startet mit Goldmedaillen in die interne Fusion
- Großes Gelächter und anerkennenden Beifall habe es gegeben, erzählte Volksbank-Vorstandssprecher Josef Hodrus über eine Preisverleihung in Stuttgart: Die frühere Leutkircher Bank und die ehemalige Volksbank Allgäu-West, die jüngst zur Volksbank AllgäuOberschwaben (VBAO) fusionierten, sind vergangene Woche jeweils als „Beste VR-Fördermittelbank 2016“ausgezeichnet worden – in ganz Baden-Württemberg. Eine letzte, zweigeteilte Würdigung erfolgreicher Arbeit, bei der künftig die Stärken gemeinsam wirken sollen. Die versammelten Banker in der Landeshauptstadt hätten mit Staunen aufgenommen, welche Partner sich nun zusammengeschlossen haben. Die Isnyer wurden in der Kategorie 500 Millionen bis eine Milliarde Euro Umsatz prämiert, die Leutkircher in der nächst höheren Klasse.
Das Förderkreditgeschäft umfasst drei Bereiche: die klassische Baufinanzierung, die Finanzierung von Gewerbe- und Firmenkunden und Finanzierungen im landwirtschaftlichen Bereich. Im Jahr 2016 haben die beiden ehemals einzeln operierenden Institute der neuen VBAO Fördergelder in Höhe von 76 Millionen Euro an Mitglieder und Kunden ausgegeben. „Dieses tolle Ergebnis ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass es bei uns keine Betragsuntergrenze für Förderdarlehen gibt“, erläuterte Hodrus. Die VBAO wolle – wie ihre beiden Keimzellen schon bisher – der Ansprechpartner in der Region sein, der „auch kleinere Anträge direkt an die Landeskreditbank Baden-Württemberg (L-Bank) weiterreicht“. So kommt die prämierte Fördermittelsumme zustande. „Auch als ,neue’ Bank werden wir großen Wert darauf legen, weiter eine Kredit gebende Bank in unserer Region zu sein“, betonte Hodrus.
Walter Weik, Generalbevollmächtigter der L-Bank, die bei der DZ Bank in Stuttgart angesiedelt ist, habe sich jedenfalls überzeugt geäußert, „dass auch die neue Bank mit ihrer Stärke im nächsten Jahr zu den Preisträgern gehören wird“, heißt es in einer Pressemitteilung der VBAO. Von Weik nahmen die Vorstände Hodrus und Georg Kibele die Goldmedaillen für 2016 entgegen, zusammen mit den Verantwortlichen der ehemaligen Banken im Bereich Baufinanzierung und Firmenkunden, Paul Schwarz, Anton Sproll, Agathe Peter und Wolfgang Oligmüller.
Ansprechpartner vor Ort
Bei einer Sitzung des Aufsichtsrates im Anschluss an die Auszeichnung unterstrich auch dessen Vorsitzender Jürgen Wälder, welche Bedeutung die Verwurzelung der VBAO in der Region habe; und dies außerdem im dreisäuligen, deutschen Bankensystem mit Privat- sowie Genossenschaftsbanken und den Kreissparkassen, das weltweit seinesgleichen suche. Die Bankmitarbeiter seien Ansprechpartner vor Ort, zu denen Kunden Vertrauen aufbauten, teils über viele Jahre hinweg, und mit denen Investitionen besprochen und langfristig geplant werden könnten, was Internet-Banking oder Direktbanken niemals zu leisten vermögen.
Technik arbeitet ohne Probleme
Derweil ist die technische Fusion laut Hodrus am vergangenen Wochenende ohne Probleme bewältigt worden (die SZ berichtete), die rund 50 Mitarbeiter in der Rechenzentrale monatelang vorbereitet hatten. Technik-Vorstand Stefan Scheffold wies im Gespräch mit der SZ noch einmal auf die Umstellung von Kontonummern und IBAN hin, die auf einige Tausend Kunden zukommt und die bis Mitte dieser Woche alle informiert worden seien. Auch wer zunächst selbst nicht tätig werde, sei auf der sicheren Seite, weil interne Allgorithmen alte und neue Bankverbindung automatisch umrechnen – bei Daueraufträgen, Abbuchungen, im Lastschriftverfahren oder bei Gehaltsüberweisungen. Aktiv werden solle aber jeder, der seine Bankverbindung bei Bezahldiensten wie PayPal oder Online-Händlern wie Amazon oder eBay hinterlegt hat: „Selbst wenn wir die Konzerne anschreiben, interessiert die das nicht – unsere Kunden sollten selbst handeln“, unterstrich Scheffold. Zu Problemen werde dies frühestens in einem Jahr führen, „allerdings ist irgendwann der letzte Tag, an dem der Kunde aktiv werden muss“. Bis dahin arbeite die VBAO darauf hin, dass etwa bis Oktober bei allen Mitgliedern die Gold-Karte und den Kunden die ECKarte ausgetauscht ist.
Zu derlei Dingen, die die Kunden betreffen, kommt laut Hodrus nun die interne Fusion der Mitarbeiter. An den drei Standorten Leutkirch, Kißlegg und Wangen werden nach und nach die einzelnen Abteilungen zusammengeführt – vom Rechnungswesen und dem Immobiliengeschäft über die EDV und Innenrevision bis hin zu Vertrieb und Verwaltung. „Von diesen Synergieeffekten bekommt der Kunde draußen überhaupt nichts mit“, betonte Scheffold. Sehr wohl aber von der Digitalisierung, etwa dem SmartphoneBanking. „Wenn wir das nicht bieten, sind wir nicht mehr der richtige Partner“, skizzierte er nur eine der Zukunftsaufgaben.
Von den Umstrukturierungen sind etwa 60 Mitarbeiter betroffen, etwa 15 Prozent der Belegschaft, die ihren Arbeitsplatz wechseln müssen. „Die haben das von Beginn an verstanden und mitgemacht“, gab Hodrus die Stimmung im Institut wieder. Dass deshalb betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden müssen, schloss er aus, Altersteilzeit werde als freiwillige Möglichkeit angeboten. Scheffold betonte vielmehr: „Wir bauchen alle Hände, um unser neues Haus zu bauen.“Hodrus ergänzte, wie wichtig es in Zukunft sei, Auszubildende in der Region zu gewinnen. Nicht zuletzt deshalb laute der neue Slogan der VBAO: „Für die Menschen. Für die Heimat.“Und er freue sich auf die nächsten vier Jahre bis 2020, wenn die Fusion endgültig und in allen Details vollzogen sein soll.