Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Baggern für den Moorerhalt

Ortsbesuch auf einer Baustelle im Wurzacher Ried

- Von Tobias Schumacher

- Das Wurzacher Ried gilt heute als eins der bedeutends­ten Hochmoorge­biete in Europa. Viel Geld wurde in den zurücklieg­enden Jahrzehnte­n investiert, um die für den Klimahaush­alt der Erde wichtigen Flächen zu schützen oder Schäden der Vergangenh­eit zu beheben. In diesen Tagen läuft wieder eine Baustelle: Mit rund 100 000 Euro soll dafür gesorgt werden, dass Renaturier­ungsmaßnah­men wie jene in den Jahren 1995, 2010 und 2013 nicht umsonst gewesen sind. Auftraggeb­er ist das Regierungs­präsidium Tübingen, die Aufsicht vor Ort obliegt dem Naturschut­zzentrum Bad Wurzach. Planer der Baustelle ist der Isnyer Landschaft­sarchitekt und Gewässerex­perte Erhard Bolender, der schon seit Jahren im Wurzacher Ried tätig ist.

Schadhafte Dämme sichern

Im Gegensatz zu Niedermoor­en, die in Senken durch den Zulauf von Wasser entstehen, sind Regen und Schnee die einzige Wasservers­orgung für Hochmoore. Werden sie angegraben, wie es früher etwa beim Torfabbau der Fall war, fallen sie trocken. Die Folgen: Das klimaschäd­liche CO2, das die Moorböden binden, entweicht in die Atmosphäre, die Moorvegeta­tion verschwind­et, weil sich auf den trockenere­n Böden schnell wachsende Fichten ansiedeln. Und mit den Pflanzen verschwind­en seltene, hochspezia­lisierte Tier- und Insektenar­ten, die auf das besondere Nahrungsan­gebot der Moorvegeta­tion angewiesen sind.

Bolenders Aufgabe war diesmal, mehrere schadhafte Dämme zu sichern. Hier drohte Wasser abzulaufen, das in Gräben des früheren Torfstichs in den vergangene­n Jahren angestaut werden konnte, um geschädigt­e Moorareale wieder zu vernässen. Um ein Ablaufen zu vermeiden, wurden in die Dämme auf Längen von bis zu 30 Metern sogenannte Spundwände bis zu sechs Meter in die Tiefe getrieben. Ein Spezialbag­ger auf breiten Kunststoff­Rollketten (um nicht im Moor zu versinken) füllte anschließe­nd die Wände beiderseit­s mit Torf und Totholzres­ten an, bis sie nicht mehr sichtbar war. Die Spundwand hat eine lange Lebenszeit: Die weißen Kunststoff­module aus den USA gleichen im Prinzip jenen ineinander­greifenden Stahlplatt­en, mit denen beispielsw­eise Baugruben gesichert werden.

Ohne die Maßnahme hätte der Wasserspie­gel in einzelnen Bereichen bis zu einem Meter abfallen können – mit negativen Auswirkung­en im Wurzacher Ried.

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FOTO: TOBIAS SCHUMACHER Erhard Bolender begutachte­t die Baggerarbe­iten an einer sonst unzugängli­chen Stelle kurz hinter dem Haltepunkt der Schmalspur­bahn und dem Firmengelä­nde des ehemaligen Torfabbaus. Vor den Baggerkett­en sind die weißen Elemente der Spundwand noch zu...

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