Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Über den Dächern der Isnyer Vorstadt
St. Franziskus-Richtfest mit Grußworten unter Regenschirmen auf der Dachterrasse
- Ein 300 Quadratmeter großer Sitzplatz in der dritten Etage über den Dächern der Vorstadt – das gibt es in Isny kein zweites Mal. Spätestens ab dem kommenden Frühjahr können die betagten Bewohner der zusammengeführten Seniorenheime St. Elisabeth und St. Franziskus diese traumhafte Aussicht über die Häuser und das Naturschutzgebiet Schächele und sogar bis zum Schloss Zeil genießen. Ein Aufzug wird sie nach oben führen. Zum Richtfest Ende vergangener Woche hat Gabi Schwenk einige Senioren durchs Treppenhaus aufs Dach begleitet; jetzt noch beschwerlich, in wenigen Monaten ohne fremde Hilfe erreichbar, gibt es dort oben vermutlich einen begehrten Sitz- oder gar Festplatz.
Ebenso einmalig, wenn nicht sogar „sportlich“, ist die Terminplanung des ganzen Neubaus. Im vergangenen Spätherbst wurde das seitherige Domizil des betreuten Wohnens abgerissen. Der Baubeginn des neuen Altehilfezentrums (AHZ) St. Franziskus war im Dezember. Und noch vor Weihnachten 2017 ist der Einzug geplant in die 28 großzügigen, hellen Zimmer, je mit eigenem Sanitärbereich. Der Bau in der Kastellstraße wurde nötig durch den auslaufenden AHZ-Mietvertrag im früheren Krankenhaus, außerdem durch die Frage der Wirtschaftlichkeit zweier getrennter Heimstandorte; und außerdem wegen der großen Nachfrage nach Heimplätzen.
In der Einladung zum Richtfest hieß es: „Mit viel Arbeit und vereinter Kraft haben wir es geschafft. Zu diesem schönen Feste fehlen nur noch die Gäste.“Und alle sind gekommen: Pfarrer, Kirchengemeinderäte, die ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiterschaft, Architekt, Bauleiter, Handwerker, Koch und das Brauereiauto. Denn es gab nach den Grußworten noch eine zünftige Brotzeit, wegen des Regens, in der zweckentfremdeten, künftigen Kapelle.
Pfarrer Edgar Jans lobte die vielen Ehrenamtlichen, ohne die die Häuser nicht den Namen „Heimat“verdienen würden. Bürgermeister Rainer Magenreuter gab die Antwort darauf, weshalb Heimplätze und das betreute Wohnen in Isny so gefragt sind. Es müsse an der schönen, lebendigen Stadt und am Allgäu liegen, dass viele nach dem Arbeitsleben nach Isny ziehen und dort ihren Lebensabend verbringen wollen. Baufirmen-Chef Georg Filgis aus Altusried dankte für den Auftrag und die tadellose Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. In sechs Monaten seien 110 Tonnen Beton und 250 Kubikmeter Mauerwerk verbaut worden – und vor allem sei auch pünktlich bezahlt worden, was heute eher eine Seltenheit sei. Magnus Klein vom Landratsamt lobte als Vertreter des Landrates das stete Bemühen um die Verknüpfung von Gesellschaft, Kirchengemeinde und Heim. Frank Höfle, Geschäftsführer der Kirchenpflege, fand herzliche Dankesworte für die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Architekt Oliver Müller, dem hier in der Planung ein Schmuckstück, ein Meisterstück gelungen sei. „Und mit Karl Immler als erfahrenem Bauleiter und väterlichen Freund an meiner Seite war ich gestärkt – unerlässlich, sonst hätte ich manchmal fast durchgedreht ob der zahlreichen Baustellen in der Kirchengemeinde“, sagte Höfle.
Karl Immler sagte in seinem Grußwort, dass die Diözese ihre Schwerpunkte in die junge, nachwachsende Generation setze und zunächst gezögert habe, das Projekt finanziell mitzutragen. „Die wollten einfach kein finanzielles Risiko eingehen, und da habe ich die Kostenschätzung persönlich garantiert“, erinnerte Immler. Rottenburg habe wohl an der Seriosität seines Angebots gezweifelt, aber dann hätten die Verantwortlichen dort „vielleicht über die Gebrüder Immler gegoogelt, also recherchiert“, und dann sei der Vertrag unterschrieben worden.
Segensworte stehen bei einem Richtfest den Zimmerleuten zu, wenn der geschmückte Baum auf dem Giebel gesetzt ist: „Gott schütze dieses Haus und alle die da gehen ein und aus.“