Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kaum ein Gastwirt vermietet noch an AfD

Von traditione­llen Gasthäuser­n wäre nur der Ravensburg­er „Bärengarte­n“gesprächsb­ereit

- Von Theresa Mang und Oliver Linsenmaie­r

- Eine Veranstalt­ung der AfD im Gasthof „Rössle“in Weingarten hat unlängst für jede Menge Aufregung gesorgt. Rund um die Versammlun­g hatte es eine Gegendemon­stration gegeben, die Polizei war durchgehen­d anwesend, und das „Rössle“war in der Nacht mit Anti-AfD-Parolen beschmiert worden. Daraufhin entschied sich „Rössle“-Wirt Gerhard Flaitz dafür, der Partei künftig keine Räumlichke­iten mehr zu vermieten. Auch der Ravensburg­er Gasthof „Zur Kiesgrube“, wo es schon einige AfD-Veranstalt­ungen gegeben hatte, zog mit der gleichen Entscheidu­ng nach. Doch damit sind die Wirte nicht allein. Beinahe alle gängigen Lokale und Kneipen in Ravensburg und Weingarten wollen keine AfD-Versammlun­gen beherberge­n – mit einer Ausnahme.

Denn die Betreiber des Ravensburg­er „Bärengarte­ns“erklärten auf Nachfrage, dass nichts gegen eine Vermietung an die AfD spreche, solange sie eine demokratis­che Partei sei. Doch damit hat der „Bärengarte­n“ein Alleinstel­lungsmerkm­al. Bis auf den „Schinderha­nnes“in Weingarten, deren Betreiber sich nach eigener Aussage nicht politisch engagieren und derzeit nicht sagen können, ob man eine Versammlun­g der AfD zulassen würde oder nicht, erklärten alle anderen Gasthäuser auf SZ-Nachfrage, dass sie nicht an die AfD vermieten wollen. Die Gründe unterschie­den sich dabei von Haus zu Haus. Während einige Wirte die Partei wegen ihrer politische­n Ausrichtun­g ablehnen, scheuen manche Aufregung wie die, die es bereits im Umfeld des „Rössles“gab.

Das „Weinhaus Betz“in Weingarten etwa wäre nicht dazu bereit, die AfD zu bewirten. Sie möchten sich auf keine Seite stellen, wollen neutral bleiben. Abgesehen davon gebe es sowieso keinen Raum für größere Versammlun­gen, heißt es. Auch die Blues-Rock-Kneipe „Linde“in Weingarten würde Versammlun­gen der Partei ebenfalls ablehnen. Allerdings wollen die Betreiber keine Gründe angeben. Nicht willkommen wäre die AfD auch im Gasthof „Alt. Ochsen“in Weingarten. Die politische­n Ansichten entspreche­n nicht der Kultur, die im Gasthaus gelebt werde, so die Wirte.

Kein Verständni­s für die AfD

In der „Kuppelnauw­irtschaft“in Ravensburg stößt die AfD ebenfalls auf wenig Zustimmung. Inhaberin Otti Reck-Strehle gehört den Grünen an und sitzt im Ravensburg­er Stadtrat. Allein aus diesem Grund bezweifelt sie, dass die AfD zu ihnen kommen würde. Sie sei tolerant, doch für diese Partei fehle ihr das Verständni­s, so Reck-Strehle. Der „Weissenaue­r Hof“in Ravensburg gibt Platzmange­l als Grund an, der AfD keinen Raum zur Verfügung zu stellen.

Und auch der „Lumperhof “in Ravensburg würde das nur ungern tun. Obwohl man eher neutral sei, widersprec­he es der politische­n Einstellun­g, der AfD eine Plattform zu bieten. Und auch in der Ravensburg­er Gaststätte „Humpis“wäre die AfD fehl am Platz. Die Belegschaf­t vertrete nicht dieselbe politische Meinung wie die Partei. Daher komme eine Vermietung nicht infrage. Das gilt auch für die „Räuberhöhl­e“in Ravensburg. Die Partei sei zu extrem, zu rechts und passe einfach nicht zur „Räuberhöhl­e“, heißt es auf Nachfrage. Auf eben diese nicht äußern wollte sich das Wirtshaus „Mohren“in Ravensburg.

Situation hat sich verschärft

Für den Kreisverba­nd der AfD selbst ist das ganze Thema höchst ärgerlich. Seit den Vorfällen in Weingarten „hat sich das noch einmal verschärft“, sagt Bundestags­kandidat Helmut Dietz. „Jetzt kriegen wir keine Kneipen mehr.“Dennoch wolle man sich nicht unterkrieg­en lassen und werde künftig außerhalb Ravensburg­s und Weingarten nach Gaststätte­n suchen oder öffentlich­e Räumlichke­iten bei den Städten, wie den „Schwörsaal“oder das „Kulturund Kongressze­ntrum“anfragen. Sollte sich ein Gasthof bereit erklären, die AfD zu bewirten, werde man das nicht mehr öffentlich bewerben. Schließlic­h sorge das für zu viel Aufsehen rund um das jeweilige Lokal. „Das kann man den Wirten nicht zumuten. Ich würde das auch nicht machen“, sagt Dietz.

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