Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Sich neu entdecken und Neues kennenlernen
Große Werkschau im Zelt beim Theaterfestival Isny
ISNY - Kreative Workshops gehören seit jeher zum Theaterfestival: 65 Kurse mit circa 700 Teilnehmern sind die nackten Zahlen 2017. Bei der Präsentation ausgewählter Kurse vergangenes Wochenende wurde klar, dass in ihnen viel Emotion, Herzblut, Talent und Eifer stecken. „Wir sind mit dem Ablauf sehr zufrieden. Dieses Mal stach vor allem das gemischte Alter der Teilnehmer heraus“, resümierte Toni Drescher. Für Kursleiter und Teilnehmer sei das eine neue Erfahrung gewesen, die durchweg positiv bewertet wurde.
Bereits am Freitagnachmittag begannen die Präsentationen: Der „RockPopChor“von Diana Nagel untermalte die Vernissage der Holzbildhauer um Andrea Goost, die betonte, wie sehr sie sich über die Ergebnisse jedes Mal freue, denn es sei für jeden ein Prozess, der sich über die fünf Tage der Entstehung der Lindenholz-Skulpturen oft überraschend entwickle. Der Kurs StreetFotografie mit Cana Yilmaz aus Stuttgart, der Premiere hatte, präsentierte sich auf einem Bildschirm. „Sowohl für die Hobbyfotografen, als auch die Leiterin war Isny als Kleinstadt eine Herausforderung, die unglaublich tolle Ergebnisse geliefert hat“, erklärte Katharina Rutes, auf deren Anregung die Fotografin den Kurs angeboten hatte.
Kunterbunter Kinderzirkus
Samstagmittags präsentieren die Kinder im Theaterzelt zur Moderation von Hansjörg Sperling-Wohlgemuth, was sie nach einer Woche draufhaben: In seinem Kurs „Kinderzirkus“durften 20 von ihnen jonglieren, balancieren, Pantomime spielen, Einrad fahren lernen und Akrobatik machen – und sie zeigten ausgelassen, wie viel Spaß das brachte. Natürlich durfte die obligatorische Pyramide nicht fehlen. Luftakrobatik mit Moni Kolb war einer der Schlag- lichter der Woche und schnell ausgebucht gewesen. In eleganten Bewegungen, die kaum erahnen ließen, wie viel Kraft hinter den Figuren steckt, zogen sich die jungen Talente am Luftring und Trapez in die Höhe und zeigten fast schon schwerelos anmutige Figuren. Bei der ElternKind-Akrobatik waren beide Protagonisten gleichermaßen gefordert. Moni Kolb und Andreas Miller studierten mit den großen und kleinen Turnern eine unterhaltsame Choreografie ein, bei der der Spaß einer miteinander verbrachten Woche deutlich anzusehen war.
Volle Körperspannung war angesagt bei der Vertikaltuch-Akrobatik mit Andreas Heberle. An drei langen, unter der Zirkuskuppel aufgehängten Tüchern zeigten neun Mädchen mit scheinbarer Leichtigkeit synchrone Übungen bis hin zum schnellen Herabrollen mit Stopp kurz vor der Bodenmatte. Die Hula Hoop Youngsters präsentierten verschiedene Techniken mit dem am Körper tanzenden Ring.
Danach gehörte die Bühne mit Moderator Toni Drescher den Erwachsenen: Der Kurs „Zeitgenössischer Tanz“, der seit 17 Jahren von Kaija Klug angeboten wird, stimmte die Zuschauer mit einer anmutigen Präsentation ein. Es folgte das „Integrative Theater“mit behinderten und nichtbehinderten Teilnehmern. Hier war genaues Beobachten gefragt. Kursleiter Walter Koch animierte seine Schauspieler, verschiedene Körperteile „sprechen“zu lassen, anschließend brachte der Sprechgesang „Die Welt ist bunt, weil Blumen blühen“das ganze Zelt zum Mitmachen.
Derweil hatten sich schon die Teilnehmer des Kurses „Contact Improvisation“an verschiedenen Stellen im Zelt platziert. Auf der Bühne begannen beim ersten Ton aus der Klangschale die Tänzer von Alexandra Schwartz, die ebenfalls schon seit einigen Jahren Workshops leitet, mit dem kreativen Tanz. Jede Bewegung ergibt die nächste, in einem Bewegungsfluss vereinigten sich die Tänzer schließlich auf der Bühne zum Finale.
Gesang ist großes Thema
Stimme und Gesang ist schon lange eines der großen Workshop-Themen. Beim Songwriting von Anette Marquardt trugen „drei junge Damen“ihr Ergebnis des „grauen Panthers“vor, der nicht anders sein will. Der eingängige Refrain ließ sogar einige Zuschauer mitsingen. Und dann gehörte die Bühne Nadine mit dem Country-Song „Jolene“: Sie begeisterte so sehr, dass sie vom Publikum gesanglich mit ihrem eigenen Namen verabschiedet wurde
„Jugendliche aus aller Herren Länder“kündigte Drescher schließ- lich an, die beim Streetdance eine improvisierte Performance zeigten. Der Capoeira-Kurs von Adelnilson de Oliveira zeigte den ursprünglich gefährlichen, brasilianischen Kampfsport in seiner tänzerischen Version. In geschmeidigen Bewegungen, die von südamerikanischen Instrumenten angeheizt wurden, waren blitzschnelle Reaktionen auf den vermeintlichen Gegner gefragt. Und es blieb bei Körperlichkeit: Der sinnliche Tanz Kizomba mit den Kursleitern Anne Böhm und Anichi Perez brachte Leichtigkeit, Sexappeal und Freude auf die Bühne. Auch der ausgebuchte Salsa-Kurs begeisterte die Zuschauer.
Mit brandendem Applaus endeten die Präsentationen, die den ein oder anderen animiert haben dürften, im nächsten Jahr dabei zu sein und die einmalige Atmosphäre des Isnyer Theaterfestivals zu genießen.