Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Tauscht doch einfach“

Tauschring-Talentbörs­e Oberschwab­en-Allgäu feiert 20-jähriges Bestehen

- Von Lea Schmid

BAD WURZACH- Nachhaltig zu wirtschaft­en, indem unbenutzte Dinge weitergege­ben werden und Fähigkeite­n und Dienstleis­tungen gegen andere getauscht werden, ist die Absicht der Tauschring-Talentbörs­e Oberschwab­en-Allgäu. Sie feierte am Montag ihr 20-jähriges Bestehen.

Ihre Mitglieder kommen aus der Region und treffen sich regelmäßig, um Dienstleis­tungen und Waren untereinan­der zu tauschen – ganz nach dem Motto „Jeder kann etwas, jeder braucht etwas, tauscht doch einfach“. Dabei wird jedoch nicht zwischen zwei Partnern getauscht, sondern jede erbrachte Leistung in ein Zeitkonto ein- oder ausgezahlt. Die Idee dahinter ist ein Ringtausch, bei dem jeder das gibt, was er hat oder kann, und im Gegenzug genau das bekommt, was er benötigt.

Geld wird nach der Intention des Tauschring­s nicht ausgetausc­ht. Jede Transaktio­n liefert eine fiktive Währung, die im Falle der Tauschring-Talentbörs­e Oberschwab­en-Allgäu Achtaler genannt wird. „Wir haben damals bei der Gründung die Wäh- rung nach dem Fluss, der durch Bad Wurzach fließt, benannt“, erinnert sich Rena Grieshaber, Mitbegründ­erin der Interessen­gemeinscha­ft. Sie habe die Idee für diesen Begriff damals am Küchentisc­h gehabt, erzählt sie weiter und lacht.

Jede Transaktio­n werde dabei mit einem Beleg festgehalt­en, damit dieser auf dem Konto des Mitglieds verbucht werden kann. Auf dem Beleg sind neben der Chiffrennu­mmer der interagier­enden Mitglieder, die als Kontonumme­r dient, auch das Achtaler-Haben sowie -Soll aufgeführt. Jede Tätigkeit, die vollbracht wird, wird dabei mit gleichem Wert abgerechne­t. Egal wie profession­ell ein Dienstleis­ter ist, „eine Stunde bleibt eine Stunde“und wird mit 20 Achtalern berechnet.

Der Wunsch der Interessen­sgemeinsch­aft nachhaltig zu wirtschaft­en und den Menschen nicht an sei- ner Rentabilit­ät zu messen, sondern an seiner Vielseitig­keit und Leistungsf­ähigkeit, besteht seit der Gründung 1996. Dass diese nun schon mehr als 20 Jahre her ist, könne sie noch gar nicht fassen, erklärt Grieshaber. „Das war damals im November.“Aber da sie nicht im Winter feiern wollten, sei entschiede­n worden das Fest auf den Sommer zu verschiebe­n. Da würden sie sowieso jedes Jahr ein Salatfest veranstalt­en, und „das Jubiläum ist ein toller, festlicher Anlass“, sagt auch Annemarie Rauter, die Mitglied im Trägerkrei­s ist.

Zu Beginn des Festes beschriebe­n die Mitglieder rückblicke­nd, was sie dazu bewegt hatte, dem Tauschring beizutrete­n, und was sie an der Idee des Waren- und Dienstleis­tungstausc­hs begeistert. So erinnert sich Grieshaber, wie spontan manche mitgebrach­ten Gegenständ­e neue Interessen­ten finden, woraufhin gleich ein Nudelholz, das extra für Backbleche ausgelegt ist, den Besitzer wechselt.

Ein anderes Mitglied erzählt von einem Vortrag eines Professors, der das Tauschen als Handel der Zukunft beschriebe­n habe. Das sei der Grund für seinen Beitritt in die Interessen­gemeinscha­ft gewesen. Ein anderes Mitglied berichtet begeistert, dass er durch den Tauschring auch Fertigkeit­en gelernt habe, die er bisher noch nicht hatte. Wer sein Fahrrad zur Inspektion in ein Fahrradges­chäft bringe, der könne dies danach nicht selbst machen. Wer jedoch die Hilfe im Tauschring nutzt, der könne sich diese Fertigkeit­en zeigen lassen. „Das macht Spaß, und man lernt einfach neue Menschen kennen.“

Fünf Euro und ein Einsatz von 20 Achtalern

Jeder kann Mitglied werden, der sich an den Zielen und Regeln des Tauschring­s orientiert. Gefordert wird nur ein Jahresbeit­rag von fünf Euro und ein Einsatz von 20 Achtalern, die zur Deckung laufender Kosten des Vereins dienen. Dann könne schon getauscht werden. Angebote von Dienstleis­tungen finden sich in der jährlich veröffentl­ichten Tauschzeit­ung, aber „meistens tauschen wir auf den Tauschaben­den“, sagt Grieshaber. „Oder die Mitglieder rufen sich einfach an.“

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FOTO: LEA SCHMID Ein Prosit auf zwei Jahrzehnte: Mitglieder der Tauschbörs­e.

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