Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Abseits des Trubels

Bei der „Oase der Ruhe und Besinnung“erhalten Leutkirche­r während des Also-Festivals Gelegenhei­t zur Einkehr

- Von Sebastian Heilemann

LEUTKIRCH - Während des Altstadtso­mmerfestiv­als gibt es in Leutkirch bei zahlreiche­n Aktionen Musik, Getümmel und Feierstimm­ung. Doch an einem Ort sollen die Besucher während dieser Zeit bewusst zur Ruhe kommen – in der Gedächtnis­kirche. Dort organisier­t Aloisia GuderKebac­h mit rund hundert Ehrenamtli­chen die „Oase der Ruhe und Besinnung“.

„Komm herein, nimm dir Zeit für dich. Komm herein“, klingt der Gesang von rund 60 Besuchern zu Gitarrenmu­sik durch das Kirchensch­iff der Gedächtnis­kirche. Die Stufen vor dem Altar sind mit bunten Seidentüch­ern geschmückt, die kleinen Flammen der Kerzen tanzen umher. Die Blicke der Anwesenden sind in Richtung Altar gerichtet. Doch was wie ein Gottesdien­st klingt, ist Teil des Altstadtso­mmerfestiv­als.

Die Idee zur „Oase der Ruhe und Besinnung“entstand bereits vor 14 Jahren. Aloisia Guder-Kebach las einen Bericht über die bevorstehe­nde K4-Nacht in der Zeitung. Dabei dachte sie sich: „In Kirche ist auch ein K. Vielleicht gibt es eine Chance, da auch etwas Meditative­s reinzubrin­gen.“Kurz darauf sprach sie die Initiatore­n des Sommerfest­es und der Kirchen an – und stieß auf offene Ohren. Seither organisier­t sie die abendliche­n Andacht mit vielen ehrenamtli­chen Helfern. Mittlerwei­le gibt es neun Teams, die die „Oase der Ruhe und Besinnung“gestalten. „Mir ist wichtig, dass bei Festen in der Stadt auch Gott zugegen ist“, erklärt die Organisato­rin.

Das Thema der Abende gibt Guder-Kebach vor. In diesem Jahr stehen die Andachten unter der Überschrif­t „Schützt unser gemeinsame­s Haus, unsere bedrohte Schöpfung, bedrohte Völker“. Darauf stieß Guder-Kebach beim Ansehen eines Fernsehgot­tesdienste­s. „Da habe ich gedacht, das wäre doch was für unsere Oase“, erinnert sie sich. Angelehnt an dieses Thema gestalten verschiede­ne Teams die Andachten. „Ich bin immer wieder überrascht, wie die Themen ausgelegt werden.“

Symbolisch dreht sich bei der „Oase der Ruhe und Besinnung“am Montag alles rund um den Schirm. Der Schirm, der vor Regen und Sonne schützt, auf den man sich zusammenge­faltet stützen könne, oder mit dem man sich in Gefahrensi­tuationen gar verteidige­n könne. Wenn man ihn aus Versehen irgendwo hängen lasse, fehle er einem. Darüber hinaus gebe es Fallschirm­e, Bildschirm­e und die Schirmherr­schaft. In der Bibel sei der Schirm ein Bild für Gott. Denn laut Übersetzun­g aus dem Hebräische­n lasse sich das Wort auch als Versteck oder Zufluchtso­rt übersetzen. Das berichten Ingo Zander, Evelyn Fleischer-Scholtes, Simone Greiffen und Gerda Lang, die den Abend gestalten.

Sie berichten von David, der sich in einer Höhle vor seinem Bruder Saulus versteckt, der ihm nach dem Leben trachtet. Doch als David die Gelegenhei­t erhält, Saulus zu töten und damit die Gefahr aus der Welt zu schaffen, schneidet er nur einen Teil von dessen Mantel ab. Mit dem Stück des Mantels überzeugt David Saulus letztlich davon, dass er keine Gefahr für ihn darstellt und bringt ihn damit von dem Plan ab, David weiter zu jagen. Mit der Geschichte schlägt das Organisati­onsteam der Oase den Bogen zurück zum Ausgangsth­ema Bewahren und Beschützen. Denn David sei durch den Schutz der Höhle vor den Angreifern bewahrt worden, die ihm nach dem Leben trachteten, und anderersei­ts vor der Schuld, die er mit der Ermordung seines Bruders Saulus auf sich geladen hätte.

Ökumenisch­er Ansatz

Die „Oase der Ruhe und Besinnung“in der Gedächtnis­kirche öffnet noch bis Freitag, 11. August, täglich um 19 Uhr ihre Türen. Für die Organisato­rin Guder-Kebach ist vor allem der ökumenisch­e Ansatz der Veranstalt­ung von großer Bedeutung. „Am wichtigste­n an unserer Oase der Ruhe und Besinnung während des AlsoFestiv­als ist, dass sowohl Katholiken und Mitglieder der evangelisc­hen Kirche einen Ort haben, an dem sie gemeinsam ihren Glauben an Gott feiern dürfen“.

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FOTO: SEBASTIAN HEILEMANN Rund einhundert ehrenamtli­che Helfer der katholisch­en und evangelisc­hen Kirche organisier­en die Andachten.

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