Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Abseits des Trubels
Bei der „Oase der Ruhe und Besinnung“erhalten Leutkircher während des Also-Festivals Gelegenheit zur Einkehr
LEUTKIRCH - Während des Altstadtsommerfestivals gibt es in Leutkirch bei zahlreichen Aktionen Musik, Getümmel und Feierstimmung. Doch an einem Ort sollen die Besucher während dieser Zeit bewusst zur Ruhe kommen – in der Gedächtniskirche. Dort organisiert Aloisia GuderKebach mit rund hundert Ehrenamtlichen die „Oase der Ruhe und Besinnung“.
„Komm herein, nimm dir Zeit für dich. Komm herein“, klingt der Gesang von rund 60 Besuchern zu Gitarrenmusik durch das Kirchenschiff der Gedächtniskirche. Die Stufen vor dem Altar sind mit bunten Seidentüchern geschmückt, die kleinen Flammen der Kerzen tanzen umher. Die Blicke der Anwesenden sind in Richtung Altar gerichtet. Doch was wie ein Gottesdienst klingt, ist Teil des Altstadtsommerfestivals.
Die Idee zur „Oase der Ruhe und Besinnung“entstand bereits vor 14 Jahren. Aloisia Guder-Kebach las einen Bericht über die bevorstehende K4-Nacht in der Zeitung. Dabei dachte sie sich: „In Kirche ist auch ein K. Vielleicht gibt es eine Chance, da auch etwas Meditatives reinzubringen.“Kurz darauf sprach sie die Initiatoren des Sommerfestes und der Kirchen an – und stieß auf offene Ohren. Seither organisiert sie die abendlichen Andacht mit vielen ehrenamtlichen Helfern. Mittlerweile gibt es neun Teams, die die „Oase der Ruhe und Besinnung“gestalten. „Mir ist wichtig, dass bei Festen in der Stadt auch Gott zugegen ist“, erklärt die Organisatorin.
Das Thema der Abende gibt Guder-Kebach vor. In diesem Jahr stehen die Andachten unter der Überschrift „Schützt unser gemeinsames Haus, unsere bedrohte Schöpfung, bedrohte Völker“. Darauf stieß Guder-Kebach beim Ansehen eines Fernsehgottesdienstes. „Da habe ich gedacht, das wäre doch was für unsere Oase“, erinnert sie sich. Angelehnt an dieses Thema gestalten verschiedene Teams die Andachten. „Ich bin immer wieder überrascht, wie die Themen ausgelegt werden.“
Symbolisch dreht sich bei der „Oase der Ruhe und Besinnung“am Montag alles rund um den Schirm. Der Schirm, der vor Regen und Sonne schützt, auf den man sich zusammengefaltet stützen könne, oder mit dem man sich in Gefahrensituationen gar verteidigen könne. Wenn man ihn aus Versehen irgendwo hängen lasse, fehle er einem. Darüber hinaus gebe es Fallschirme, Bildschirme und die Schirmherrschaft. In der Bibel sei der Schirm ein Bild für Gott. Denn laut Übersetzung aus dem Hebräischen lasse sich das Wort auch als Versteck oder Zufluchtsort übersetzen. Das berichten Ingo Zander, Evelyn Fleischer-Scholtes, Simone Greiffen und Gerda Lang, die den Abend gestalten.
Sie berichten von David, der sich in einer Höhle vor seinem Bruder Saulus versteckt, der ihm nach dem Leben trachtet. Doch als David die Gelegenheit erhält, Saulus zu töten und damit die Gefahr aus der Welt zu schaffen, schneidet er nur einen Teil von dessen Mantel ab. Mit dem Stück des Mantels überzeugt David Saulus letztlich davon, dass er keine Gefahr für ihn darstellt und bringt ihn damit von dem Plan ab, David weiter zu jagen. Mit der Geschichte schlägt das Organisationsteam der Oase den Bogen zurück zum Ausgangsthema Bewahren und Beschützen. Denn David sei durch den Schutz der Höhle vor den Angreifern bewahrt worden, die ihm nach dem Leben trachteten, und andererseits vor der Schuld, die er mit der Ermordung seines Bruders Saulus auf sich geladen hätte.
Ökumenischer Ansatz
Die „Oase der Ruhe und Besinnung“in der Gedächtniskirche öffnet noch bis Freitag, 11. August, täglich um 19 Uhr ihre Türen. Für die Organisatorin Guder-Kebach ist vor allem der ökumenische Ansatz der Veranstaltung von großer Bedeutung. „Am wichtigsten an unserer Oase der Ruhe und Besinnung während des AlsoFestivals ist, dass sowohl Katholiken und Mitglieder der evangelischen Kirche einen Ort haben, an dem sie gemeinsam ihren Glauben an Gott feiern dürfen“.