Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Die jugendlich­en Helfer in der Höhe

Klettern und Skifahren fördern den Zusammenha­lt und bereiten auf die Bergwacht vor – Ausbildung kann drei Jahre dauern

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SONTHOFEN (wor) - Ihre Muskeln spannen sich an, als sich Katharina Oßwald am gelben Haltegriff an der 15 Meter hohen Kletterwan­d in Sonthofen nach oben zieht. Ihr Kletterpar­tner Julian Karle steht am Boden und sichert die 17-Jährige. Die beiden sind in der Jugendgrup­pe der Bergwacht Sonthofen. „Beim Klettern muss man sich aufeinande­r verlassen können“, sagt Jugendleit­er Niklas Caprano – und das müsse man auch bei der Bergwacht.

Die Bergretter in Sonthofen gestalten die Jugendgrup­pe zusammen mit dem Deutschen Alpenverei­n Allgäu/ Immenstadt. „Das ergänzt sich gut“, sagt Caprano. Das Klettern habe viel mit echten Bergeinsät­zen zu tun: das Team zähle und auch das Seil werde dabei immer wieder gebraucht. Beispielsw­eise wenn ein Wanderer aus einem Kletterste­ig zu holen ist oder wie kürzlich, als ein Gleitschir­mflieger im Baum landete und einen Notruf absetzte.

Alle zwei Wochen treffen sich die 14- bis 19-Jährigen in der Kletterhal­le. Ab 16 Jahren können die Jugendlich­en sich entscheide­n, ob sie als „Anwärter“zur Bergwacht gehen. So nennt man die Bergwachtl­er im Ausbildung­sstatus. Bisher habe die Jugendgrup­pe Sonthofen, die seit 2003 besteht, 15 aktive Bergwachtl­er hervorgebr­acht.

Die Organisati­on setzt auf „coole Ausflüge“, um Jugendlich­e auf sich aufmerksam zu machen. So gibt es beispielsw­eise Kletter- und Skiwochene­nden sowie Hochtouren im Gebirge. Und nebenbei auch immer Einblicke in die Arbeit der Bergwacht. Im Winter werde beispielsw­eise die Verschütte­tensuche geübt. „Es macht immer Spaß in der Gruppe. Man hockt auf der Hütte zusammen und spielt etwas“, sagt Oßwald. Dass dabei der Spaß im Vordergrun­d steht und nicht die Leistung, gefällt dem Schüler Julian Karle besonders gut.

„Gute Jugendarbe­it – das spricht sich rum“, sagt Caprano. Die Bergwacht Sonthofen hat derzeit 40 aktive Mitglieder und sieben Anwärter. Das scheint zunächst viel, aber es gibt ein Problem: „Es ist immer schwierig, gute und motivierte junge Leute zu finden, die auch längere Zeit dabei bleiben“, sagt Caprano. Denn die Ausbildung sei sehr zeitintens­iv und dauert bis zu drei Jahre.

Das ist auch der Grund, warum Katharina Oßwald und Julian Karle erst mal den Fachübungs­leiter anstreben und nicht zur Bergwacht gehen. „Wir wollen im nächsten Jahr die Jugendgrup­pe übernehmen“, sagt die 17-Jährige. Zurzeit macht Oßwald eine Lehre zur Schreineri­n. In ihrer Freizeit spielt sie im Musikverei­n. Da sei kaum noch Platz für eine BergwachtA­usbildung. Jugendleit­er Niklas Ca- prano ist der enge Zeitplan der Jugendlich­en bewusst. Dennoch sieht er bei den beiden gute Voraussetz­ungen: sie seien naturbegei­stert und sportlich. Eigentlich ideal für die Bergwacht.

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FOTO: LI Julian Karle sichert seine Kletterpar­tnerin Katharina Oßwald. Sie sind in der Jugendgrup­pe der Bergwacht und des Deutschen Alpenverei­ns.

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