Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Europameisterin im Weitsprung kommt aus Isny
Heike Monzillo gewinnt in Dänemark Gold – Im Hochsprung ergattert sie sich die Silbermedaille
ISNY - Bei der Senioren-Europameisterschaft der Leichtathleten im Dänischen Aarhus in der ersten Augustwoche ist Heike Monzillo ein Riesensprung gelungen: 5,23 Meter im ersten Versuch beförderten sie auf den Sieger-Platz in ihrer Altersklasse W40 im Weitsprung. Außerdem wurde sie Zweite im Hochsprung. Mit 1,58 Meter trennten sie nur drei Zentimeter vom Sprung der Erstplatzierten aus Ungarn. Im Medaillenspiegel lag Deutschland mit großem Abstand auf Platz eins mit 148 Mal Gold, 127 Mal Silber und 132 Bronzemedaillen – vor Großbritannien und Finnland.
Heike Monzillo ist durch und durch Sportlerin: „Seit ich laufen kann, bin ich im Stadion dabei“, erzählt die 41-jährige selbstständige Grafik-Designerin. Als Jugendliche habe sie schon bei Meisterschaften mitgemacht, mit 21 Jahren – „eigentlich sehr spät“, gibt sie zu – habe sie mit Siebenkampf begonnen. „Beim Training war ich immer mit viel Spaß dabei, aber nie verbissen. Das hat sich bis heute bewährt. Bestimmte Bewegungsabläufe und die Technik sind einfach drin durch das frühe Training mit meinem Papa.“, freut sich Monzillo.
Denn nachdem ihre Kinder auf die Welt kamen, stand die Familie zunächst an erster Stelle. Das Training fiel flach, „außer ein bisschen Laufen war nicht viel drin“, erinnert sie sich. Ausschlaggebend für die erneute Teilnahme an Wettkämpfen war ihr Bruder Matthias Rotzler, ebenfalls ein Leichtathlet und erfolgreicher Teilnehmer bei vielen Meisterschaften.
Weitsprung liegt ihr im Blut
„Ich bin dankbar, dass mir diese Kraft und Konstitution geschenkt ist. Im letzten Jahr habe ich bei einer Meisterschaft in Wangen, mehr aus Spaß, am Weitsprung teilgenommen und bin ohne großes Training 5,06 Meter weit gekommen.“Das war die Qualifikation für die Deutsche SeniorenMeisterschaft, bei der die Athletin im Hoch- und Weitsprung jeweils den zweiten Platz belegte. Aufgrund dieses überraschend guten Ergebnisses und durch die Motivation ihres Bruders, entschloss sie sich für die Teilnahme an den „EMACS – European Masters Athletics Championships“. Rotzler organisiert dafür alles im Vorfeld. Und weil Monzillos Kinder (sechs, acht und neun Jahre alt) ihr ein „Mama-GlücksbringerSchild“mitgaben, konnte nichts mehr schief gehen.
An den Europameisterschaften im Ceres-Park-Stadion von Aarhus nahmen Sportler aus 34 Nationen teil. Voller Emotion berichtet Monzillo von ihrem Ziel, beim Weitsprung wenigstens unter die ersten Acht zu kommen. „Eine Fünf sollte auf jeden Fall stehen – das war mein einziger Vorsatz. Mein erster Versuch brachte gleich 5,23 Meter – das ganze Adrenalin, das in meinem Körper steckte, konnte ich offensichtlich in Geschwindigkeit, Schnellkraft und Weite umsetzen. Es war für mich unfassbar, dass mich über alle weiteren Durchgänge keine der anderen Teilnehmerinnen, die im Jahresverlauf viel bessere Leistungen gezeigt hatten, überholte“, erzählt sie.
Rotzler, der selbst Teilnehmer war, beim 100-Meter-Lauf bis ins Halbfinale sprintete und mit der 4 x 100-Meter-Staffel Silber holte, sah die Goldmedaille seiner Schwester in greifbarer Nähe. „Als es tatsächlich soweit war, flossen Freudentränen“, verrät Monzillo. Ein ebenso emotionaler und unvergesslicher Moment war die auf den Wettkampf folgende Siegerehrung, bei welcher der Weitspringerin für die überraschend gute Leistung die Goldmedaille überreicht wurde. „Nicht mal im Traum hätte ich damit gerechnet, dass ich auf dem obersten Treppchen stehen werde und für mich die Deutsche Nationalhymne gespielt wird“, berichtet die Isnyer Leichtathletin mit freudiger Erinnerung. „In solch einem besonderen Augenblick läuft es einem heiß-kalt den Rücken hinunter“.
Zum Start des Hochsprungwettbewerbs setzten in Aarhus allerdings heftiger Regen und Wind ein. „Zwischendurch fiel die Latte einfach von alleine runter. Die Bedingungen waren denkbar schlecht“, berichtet Monzillo. Bei den ersten drei Höhen übersprang sie die Latte direkt auf Anhieb. Bei den Höhen von 1,50, 1,55 und 1,58 hatte sie jeweils beim ersten Versuch gerissen, beim zweiten Anlauf die Latte jedoch überquert. „Ebenso ging es der niederländischen Konkurrentin, so dass wir Doppelsilber erreichten“. Damit ist die Isnyerin amtierende europäische Vizemeisterin im Hochsprung. Für den 16. September hat Monzillo eine Einladung angenommen vom Deutschen Leichtathletik-Verband nach Belgien, zum internationalen Leichtathletik Challenge zwischen Frankreich, Belgien und Deutschland. „Das Besondere ist, dass man sich hier nicht qualifizieren kann, sondern aufgrund seiner Leistungen nominiert wird“, ist sie sich der Ehre, für Deutschland zu starten, bewusst. Pro Disziplin gehen bei diesem Ländervergleichskampf nur die besten zwei Athleten der jeweiligen Nation und des jeweiligen Alters an den Start.
Jugendtrainerin beim TV Isny Beim TV Isny trainiert Monzillo zusammen mit drei anderen Trainerinnen und einem Trainer die Leichtathletik-Jugend. „Ich möchte den Jugendlichen mitgeben, wie wichtig es ist, über sich hinauszuwachsen und Freude am Sport zu haben“, sagt sie. „Das ist eine Erfahrung, die kann man für das ganze Leben gebrauchen“. Beim TV Isny finde sie beste Voraussetzungen, dem Verein, der sie und alle anderen Athleten sowie die Trainer bisher in jeder Situation unterstützt habe, sei sie dafür dankbar.