Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Der Funke sprang in Heidelberg über
Ehepaar Lehr aus Bad Wurzach feiert Diamantene Hochzeit
BAD WURZACH - Eine Hochzeit ist ein Akt der Liebe und etwas ganz besonderes, wenn sie 60 Jahre überdauert und noch immer währt – so wie bei Ernst Josef und Lydia Rosemarie Lehr aus Bad Wurzach. Das Ehepaar hat am vergangenen Donnerstag, 10. August, seine Diamantene Hochzeit gefeiert.
Im kleinen Kreis wollten die beiden es haben: In ihrem Wintergarten war der Tisch gedeckt und mit roten Rosen geschmückt. Gemeinsam mit einigen ihrer sechs Kinder und 18 Enkel feierten sie bei Kaffee und Kuchen. Die goldene Hochzeit sei schon eine große Party gewesen, erzählt Ernst Lehr. „Das wollten wir dieses Mal nicht. Ich bin ja schon 85 Jahre alt.“
Zu Besuch hatte sich neben der Familie auch der stellvertretende Bürgermeister Klaus Schütt angekündigt. „Als ich von dem Jubiläum der Lehrs erfahren habe, da habe ich sofort zum Bürgermeister gesagt, dass ich hingehe“, sagt Schütt lachend. Er kenne das Ehepaar schon seit langem und da sei es ihm ein besonderes Anliegen gewesen, persönlich zu gratulieren. Dabei hatte Schütt auch Geschenke mitgebracht, wie eine Schokolade aus dem Café Haag und eine Flasche Schlossbräu.
Das Bier ist ein helles Hefeweizen, das in Bad Wurzach hergestellt und in eine Flasche abgefüllt wird, die „die Oberland herstellt“, verkündete Schütt begeistert. Und auch wenn Lydia Lehr kein Bier trinke, wie sie lachend erklärt, und ihr Mann eigentlich nur ein ganz spezielles, freuten sie sich sehr. „Ich habe lange gar kein Bier getrunken. Ich habe Diabetes“, erzählt Ernst Lehr Deshalb habe er nach 40 Jahren ohne Alkohol sich für das Bier „Edelhopfen“entschieden, das er noch heute ausschließlich trinke. „Das hat früher Diabetikerbier geheißen“, erinnert er sich.
Seit 1960 in Bad Wurzach
Neben Wurzacher Leckereien überreichte Schütt auch noch zwei persönliche Urkunden zum Jubiläum – von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und vom evangelischen Landesbischof. „Ich bin gespannt, ob ich auch noch eine bekomme“, sagt Ernst Lehr mit Blick auf die Urkunde des Bischofs. „Meine Frau ist evangelisch, ich bin katholisch.“Das sei zu dieser Zeit auch etwas besonderes gewesen, dass ein Paar verschiedene Konfessionen habe. Dass das Ehepaar in Bad Wurzach lebt, das sei nicht von Anfang an so gewesen, erinnern sie sich. „Der Funke ist in Heidelberg geflogen, bei der Arbeit“, sagt Ernst Lehr und strahlt. „Ich habe immer darauf gewartet, dass ich sie wieder vorbeilaufen sehe.“Das sei so, wenn man jung ist. Geheiratet wurde dann in Ansbach und 1960 kam das Ehepaar nach Bad Wurzach.
„Wir sind nach Bad Wurzach, da ich hier in meinem erlernte Beruf als Webmeister arbeiten wollte“, erinnert sich Ernst Lehr. Hier habe es zu diesem Zeitpunkt die große Weberei Ehrmann gegeben, die Heimtextilien herstellte. Diese hatte ihren Sitz auf dem Gelände des heutigen Rewe.
1967 wurde dann das heutige Familienheim in Angriff genommen. Er habe es in viel Eigenarbeit aufgebaut, sagt Ernst Lehr stolz. Ganz nach dem Motto „nach einem Jahr wollten wir einziehen“, zog er Wand für Wand nach oben und vollendete den Innenausbau in drei Jahren. So sei das früher häufig gemacht worden.