Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Wir haben fürchterliche Schreie gehört“
Leutkircher erhalten nachts ungeliebten Besuch von Dachsen – Igel wird in der Isnyer Siedlung getötet
LEUTKIRCH - „Dachse entdecken Leutkircher Gärten“– ein Artikel mit dieser Schlagzeile ist vor Kurzem in der „Schwäbischen Zeitung“zu lesen gewesen. Daraufhin meldeten sich erneut Leser, auf deren Grundstück sich ein Dachs ausgetobt hat.
Ein Leidtragender ist Michael Weinmann, der in Raggen bei Ausnang wohnt. Bereits seit mehr als einem Jahr bekomme er regelmäßig ungewollten Besuch von einem der Tiere. „Das ist nervig“, sagt er im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Und ergänzt: „Der ist überall am Buddeln und hat eine saumäßige Gewalt. Fünfmal hat er schon versucht, einen Bau anzulegen.“
Trichterförmige Löcher
Das habe Weinmann jedoch mit einem großen Stein, den er auf die entsprechenden Stellen gelegt hat, bisher stets verhindern können. Dennoch gebe es überall auf seinem Grundstück verteilt „trichterförmige, tiefe Löcher“.
Gesehen hat Weinmann den Dachs noch nicht. „Der kommt nachts“, betont der Raggener. Das Tier als Dachs identifiziert habe letztlich ein Jäger aus Aitrach, den Weinmann um Rat gefragt hat. Auch der Experte könne kaum Maßnahmen ergreifen, um den Vierbeiner künftig fernzuhalten. Das sei „sehr schwierig“, schließlich befindet sich Weinmanns Grundstück im sogenannten befriedeten Bereich. Dort ist zumindest das Jagen aus Sicherheitsgründen streng verboten.
Welche Schäden ein Dachs anderen Tieren zufügen kann, haben Frieda und Reinhard Sichler erlebt. Ende Juli habe eines der Tiere nachts auf ihrer Terrasse in der Isnyer Siedlung einen Igel getötet. „Wir haben fürchterliche Schreie gehört“, schildert Frieda Sichler. Ihr Ehemann sei daraufhin aus dem Bett aufgestanden und habe nachgeschaut, woher die Geräusche kommen. „Dann stand er auf unserer Terrasse einem Dachs gegenüber.“Das Tier sei anschließend blitzschnell abgehauen. Für den Igel, der wenige Meter entfernt gelegen habe, sei jede Hilfe zu spät gekommen.
Tendenziell gebe es in Wohngebieten immer häufiger Probleme mit Tieren wie Dachsen oder Füchsen, weiß Kreisjägermeister Peter Lutz. Die Vierbeiner kommen in Siedlungen, den befriedeten Bezirken, häufig einfacher an Nahrung. Sie würden regelrecht gefüttert, erklärt der Experte. Beispielsweise, indem sie sich in Gärten über das bereitgestellte Katzen- oder Hundefutter hermachen oder sich am Kompost bedienen.
Kein Patentrezept
Um die ungeliebten Gäste zu vertreiben, seien die Möglichkeiten tatsächlich beschränkt, meint Lutz. Man könne es mit speziellen, geruchsintensiven Mitteln versuchen, die Dachse nur ungern riechen. Ein Patentrezept sei das allerdings nicht. Ferner gibt es die Möglichkeit, bei Behörden eine Sondergenehmigung zu beantragen, damit ein Jäger das Tier mit einer Falle fangen darf. Das ist laut Lutz aber „eine heikle Geschichte“.