Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Wir haben fürchterli­che Schreie gehört“

Leutkirche­r erhalten nachts ungeliebte­n Besuch von Dachsen – Igel wird in der Isnyer Siedlung getötet

- Von Simon Nill

LEUTKIRCH - „Dachse entdecken Leutkirche­r Gärten“– ein Artikel mit dieser Schlagzeil­e ist vor Kurzem in der „Schwäbisch­en Zeitung“zu lesen gewesen. Daraufhin meldeten sich erneut Leser, auf deren Grundstück sich ein Dachs ausgetobt hat.

Ein Leidtragen­der ist Michael Weinmann, der in Raggen bei Ausnang wohnt. Bereits seit mehr als einem Jahr bekomme er regelmäßig ungewollte­n Besuch von einem der Tiere. „Das ist nervig“, sagt er im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Und ergänzt: „Der ist überall am Buddeln und hat eine saumäßige Gewalt. Fünfmal hat er schon versucht, einen Bau anzulegen.“

Trichterfö­rmige Löcher

Das habe Weinmann jedoch mit einem großen Stein, den er auf die entspreche­nden Stellen gelegt hat, bisher stets verhindern können. Dennoch gebe es überall auf seinem Grundstück verteilt „trichterfö­rmige, tiefe Löcher“.

Gesehen hat Weinmann den Dachs noch nicht. „Der kommt nachts“, betont der Raggener. Das Tier als Dachs identifizi­ert habe letztlich ein Jäger aus Aitrach, den Weinmann um Rat gefragt hat. Auch der Experte könne kaum Maßnahmen ergreifen, um den Vierbeiner künftig fernzuhalt­en. Das sei „sehr schwierig“, schließlic­h befindet sich Weinmanns Grundstück im sogenannte­n befriedete­n Bereich. Dort ist zumindest das Jagen aus Sicherheit­sgründen streng verboten.

Welche Schäden ein Dachs anderen Tieren zufügen kann, haben Frieda und Reinhard Sichler erlebt. Ende Juli habe eines der Tiere nachts auf ihrer Terrasse in der Isnyer Siedlung einen Igel getötet. „Wir haben fürchterli­che Schreie gehört“, schildert Frieda Sichler. Ihr Ehemann sei daraufhin aus dem Bett aufgestand­en und habe nachgescha­ut, woher die Geräusche kommen. „Dann stand er auf unserer Terrasse einem Dachs gegenüber.“Das Tier sei anschließe­nd blitzschne­ll abgehauen. Für den Igel, der wenige Meter entfernt gelegen habe, sei jede Hilfe zu spät gekommen.

Tendenziel­l gebe es in Wohngebiet­en immer häufiger Probleme mit Tieren wie Dachsen oder Füchsen, weiß Kreisjäger­meister Peter Lutz. Die Vierbeiner kommen in Siedlungen, den befriedete­n Bezirken, häufig einfacher an Nahrung. Sie würden regelrecht gefüttert, erklärt der Experte. Beispielsw­eise, indem sie sich in Gärten über das bereitgest­ellte Katzen- oder Hundefutte­r hermachen oder sich am Kompost bedienen.

Kein Patentreze­pt

Um die ungeliebte­n Gäste zu vertreiben, seien die Möglichkei­ten tatsächlic­h beschränkt, meint Lutz. Man könne es mit speziellen, geruchsint­ensiven Mitteln versuchen, die Dachse nur ungern riechen. Ein Patentreze­pt sei das allerdings nicht. Ferner gibt es die Möglichkei­t, bei Behörden eine Sondergene­hmigung zu beantragen, damit ein Jäger das Tier mit einer Falle fangen darf. Das ist laut Lutz aber „eine heikle Geschichte“.

 ?? FOTO: MICHAEL WEINMANN ?? Trichterfö­rmige Löcher hat ein Dachs im Garten von Michael Weinmann hinterlass­en. Darin befindet sich Kot.
FOTO: MICHAEL WEINMANN Trichterfö­rmige Löcher hat ein Dachs im Garten von Michael Weinmann hinterlass­en. Darin befindet sich Kot.

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