Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Das Allgäu feiern – und über den eigenen Tellerrand blicken

Das Allgäu zeigt seine besten Seiten in Isny: Heimat, Musik, Köstlichke­iten

- Von Walter Schmid

ISNY - An Mariä Himmelfahr­t feiert Isny von 9 bis 18 Uhr alljährlic­h seinen Allgäu-Tag. „Da wird das Beste präsentier­t, das unsere Region zu bieten hat“, sagt Marktleite­r Markus Fischer: regionale Erzeugniss­e auf Tischen, in Regalen und Schaubuden entlang der Straßen und in den Geschäften, es gibt Informatio­nen zum Lesen, Zugucken, Ausprobier­en und Mitmachen, Musik, Brauchtum, Führungen und Kinderprog­ramm. „Am Allgäu-Tag geht den Bewohnern aus der Region und den Gästen das Herz auf“, ist Fischers Erfahrung. Es sei außerdem ein „Festtag mit Mehrwert“, heißt es in der Einladung der Isny Marketing (IMG), die den Tag zusammen mit dem Marktleite­r organisier­t – jedes Jahr mit einer besonderen Note.

Dieses Jahr ist es das Bild von „Teller“und „Tellerrand“. An diesen Stichworte­n sei die Note gut festzumach­en, erklärt Fischer. „Was liegt denn bei uns auf dem Teller – mittags und abends? Regionale Lebensmitt­el, damit unsere Bauern leben und wirtschaft­en können, oder globale Lebensmitt­el, die Tausende Kilometer Transportw­ege und mindestens drei Handelsstu­fen hinter sich haben, die die Bauern in Afrika oder Asien in immer größere Armut und Abhängigke­it treiben?“

Nutzten die Verbrauche­r nicht das regionale Angebot, sei der Produzent, der Landwirt, auf die Großabnehm­er, die Konzerne angewiesen, die den Preis diktieren. Und zwischen den Großen gebe es einen Preis- und Verdrängun­gskampf, der nach unten, ins letzte Glied zu den Bauern weitergege­ben werde. Im globalen Lebensmitt­elhandel sei es noch schlimmer, weil Handelsket­ten und Transportw­ege dazukommen. Für den Produzente­n bleibe deshalb fast nichts mehr übrig. Der „Mehrwert“beim Allgäu-Tag 2017 liege darin, dass die Allgäuer auch über den eigenen Tellerrand hinausblic­ken und sie fragen: „Was lösen wir eigentlich aus mit dem, was auf unserem Teller liegt?“

Das Wichtigste sei doch, sagt Fischer, dass Erzeuger und Produzente­n faire, menschlich­e und zukunftsfä­hige Arbeitsbed­ingungen und angemessen­e Bezahlung bekommen – ganz gleich, ob regional oder global. Wer sich weigere, über den Tellerrand hinauszubl­icken, reihe sich ein in die Geschichte der Kolonisato­ren vergangene­r Jahrhunder­te. „Wir wollen keineswegs mit dem erhobenen Zeigefinge­r daherkomme­n, aber Einsicht und Verständni­s wecken, eben den Blick über den Tellerrand versuchen“, erklärt Fischer.

Ausstellun­g, Weltladen und Film Eine Wanderauss­tellung „regio-fairglobal, die er in die Gotische Halle im Paul-Fagius-Haus geholt hat und die bis zum 25. August zu sehen ist, führt vor Augen, was Verbrauche­r letztlich bewirken bei regionalem oder globalem Einkauf. Ein Kurzfilm in Dauerschle­ife zeigt den Werdegang eines Produkts, bis es im Automaten landet und nach Einwurf eines Geldstücks im Bauch des Konsumente­n.

Der Isnyer Weltladen aus der Bahnhofstr­aße ist auch präsent und kommunizie­rt sein Anliegen: fairen Handel mit Kleinen statt Freihandel über die Großen und bäuerliche, ökologisch­e Landwirtsc­haft, die durch eine entspreche­nde Agrarpolit­ik gefördert wird. Boden und Landschaft sollen geschont werden, womit letztlich Fortkommen und Überleben der Menschheit gesichert werden.

Dazu haben der Verband der Weltläden in Deutschlan­d und das Forum Fairer Handel für die Bundestags­wahl 2017 politische Anliegen formuliert, denen Allgäu-Tag-Gäste mit ihrer Unterschri­ft zustimmen können und die dann an die Direktkand­idaten weitergele­itet werden.

Am Vorabend des Allgäu-Tages, Montag, 14. August, läuft um 20.30 Uhr im Isnyer Kino der Film „Bauer unser“. Er thematisie­rt unter anderem, dass es den Menschen in den westlichen Industrien­ationen heute materiell so gut wie nie geht. Allerdings: Damit sich die meisten das Neueste leisten können, wird oft an andere Stelle gespart – nämlich an dem, was auf den Teller kommt.

 ?? FOTO: WS ?? Marktleite­r Markus Fischer freut sich auf einen fairen Allgäu-Tag.
FOTO: WS Marktleite­r Markus Fischer freut sich auf einen fairen Allgäu-Tag.

Newspapers in German

Newspapers from Germany