Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Das Allgäu feiern – und über den eigenen Tellerrand blicken
Das Allgäu zeigt seine besten Seiten in Isny: Heimat, Musik, Köstlichkeiten
ISNY - An Mariä Himmelfahrt feiert Isny von 9 bis 18 Uhr alljährlich seinen Allgäu-Tag. „Da wird das Beste präsentiert, das unsere Region zu bieten hat“, sagt Marktleiter Markus Fischer: regionale Erzeugnisse auf Tischen, in Regalen und Schaubuden entlang der Straßen und in den Geschäften, es gibt Informationen zum Lesen, Zugucken, Ausprobieren und Mitmachen, Musik, Brauchtum, Führungen und Kinderprogramm. „Am Allgäu-Tag geht den Bewohnern aus der Region und den Gästen das Herz auf“, ist Fischers Erfahrung. Es sei außerdem ein „Festtag mit Mehrwert“, heißt es in der Einladung der Isny Marketing (IMG), die den Tag zusammen mit dem Marktleiter organisiert – jedes Jahr mit einer besonderen Note.
Dieses Jahr ist es das Bild von „Teller“und „Tellerrand“. An diesen Stichworten sei die Note gut festzumachen, erklärt Fischer. „Was liegt denn bei uns auf dem Teller – mittags und abends? Regionale Lebensmittel, damit unsere Bauern leben und wirtschaften können, oder globale Lebensmittel, die Tausende Kilometer Transportwege und mindestens drei Handelsstufen hinter sich haben, die die Bauern in Afrika oder Asien in immer größere Armut und Abhängigkeit treiben?“
Nutzten die Verbraucher nicht das regionale Angebot, sei der Produzent, der Landwirt, auf die Großabnehmer, die Konzerne angewiesen, die den Preis diktieren. Und zwischen den Großen gebe es einen Preis- und Verdrängungskampf, der nach unten, ins letzte Glied zu den Bauern weitergegeben werde. Im globalen Lebensmittelhandel sei es noch schlimmer, weil Handelsketten und Transportwege dazukommen. Für den Produzenten bleibe deshalb fast nichts mehr übrig. Der „Mehrwert“beim Allgäu-Tag 2017 liege darin, dass die Allgäuer auch über den eigenen Tellerrand hinausblicken und sie fragen: „Was lösen wir eigentlich aus mit dem, was auf unserem Teller liegt?“
Das Wichtigste sei doch, sagt Fischer, dass Erzeuger und Produzenten faire, menschliche und zukunftsfähige Arbeitsbedingungen und angemessene Bezahlung bekommen – ganz gleich, ob regional oder global. Wer sich weigere, über den Tellerrand hinauszublicken, reihe sich ein in die Geschichte der Kolonisatoren vergangener Jahrhunderte. „Wir wollen keineswegs mit dem erhobenen Zeigefinger daherkommen, aber Einsicht und Verständnis wecken, eben den Blick über den Tellerrand versuchen“, erklärt Fischer.
Ausstellung, Weltladen und Film Eine Wanderausstellung „regio-fairglobal, die er in die Gotische Halle im Paul-Fagius-Haus geholt hat und die bis zum 25. August zu sehen ist, führt vor Augen, was Verbraucher letztlich bewirken bei regionalem oder globalem Einkauf. Ein Kurzfilm in Dauerschleife zeigt den Werdegang eines Produkts, bis es im Automaten landet und nach Einwurf eines Geldstücks im Bauch des Konsumenten.
Der Isnyer Weltladen aus der Bahnhofstraße ist auch präsent und kommuniziert sein Anliegen: fairen Handel mit Kleinen statt Freihandel über die Großen und bäuerliche, ökologische Landwirtschaft, die durch eine entsprechende Agrarpolitik gefördert wird. Boden und Landschaft sollen geschont werden, womit letztlich Fortkommen und Überleben der Menschheit gesichert werden.
Dazu haben der Verband der Weltläden in Deutschland und das Forum Fairer Handel für die Bundestagswahl 2017 politische Anliegen formuliert, denen Allgäu-Tag-Gäste mit ihrer Unterschrift zustimmen können und die dann an die Direktkandidaten weitergeleitet werden.
Am Vorabend des Allgäu-Tages, Montag, 14. August, läuft um 20.30 Uhr im Isnyer Kino der Film „Bauer unser“. Er thematisiert unter anderem, dass es den Menschen in den westlichen Industrienationen heute materiell so gut wie nie geht. Allerdings: Damit sich die meisten das Neueste leisten können, wird oft an andere Stelle gespart – nämlich an dem, was auf den Teller kommt.