Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Luther“als zeitlose Idee steht im Vordergrun­d

Chor, Solisten und Orchesterp­roben zu dem Opernproje­kt laufen derzeit

- Von Edgar Rohmert

WANGEN/ISNY - Es ist ein gewaltiges, herausford­erndes Opernproje­kt, das auf den Chor, die Solisten und das Orchester mit den Probearbei­ten und der Aufführung von „Luther“Ende September beziehungs­weise Anfang Oktober zukommt. Die Probearbei­ten laufen derzeit.

Unlängst trafen sich Chor, Solisten und Orchester zum ersten Mal zu einer Tutti-Probe im Dorfgemein­schaftshau­s in Deuchelrie­d. Nach den Aufführung­en von „Carmen“, dem „Freischütz“, der „Lustigen Witwe“und der „Zauberflöt­e“wagt sich die Opernbühne Württember­gisches Allgäu im Lutherjahr mit der Oper „Luther“vom finnischen Komponiste­n Kari Tikka an ein außergewöh­nliches, energiegel­adenes und zeitloses Stück. Dabei solle nicht so sehr die historisch­e Figur des Martin Luther im Vordergrun­d stehen, sondern Luther als eine „zeitlose Idee“, wie Regisseur Marco Misgaiski seine Konzeption des Stücks erläuterte.

Die Verantwort­lichen um Intendant Adolf Wetzel und Dirigent Friedrich Wilhelm Möller verpflicht­eten für diese Oper ein internatio­nales Solisten-Ensemble, das eine sensible, hoch emotionale und künstleris­ch beeindruck­ende

Umsetzung der

Partitur Kari

Tikkas erwarten lässt. Mit Reuben Willcox in der Titelrolle

Martin Luther wird ein sehr arrivierte­r Bariton zu erleben sein, dem der Tenor

Burkard Solle in der Rolle des Teufels gegenübers­teht. Katharina von Bora wird die junge Mezzosopra­nistin Sonja Bühling verkörpern. Die Sopranisti­n Rebekka Suninen übernimmt die Rolle von Ave von Schönfeld. Karsten Münster gibt den Bruder Sebastian, während Bass-Sänger Heiner Miller als Friedrich der Weise für Lokalkolor­it sorgt. Für den Erstgebore­nen Martin Luthers – Johannes – wird noch ein geeigneter Knabe gesucht, wie Regisseur Misgaiski erklärte. Für die Gestaltung des Bühnenbild­es und die Erstellung der Kostüme konnte zum zweiten Mal die Esslinger Kostümund Bühnenbild­nerin Martina Klander gewonnen werden.

Vielverspr­echend und beeindruck­end verliefen die ersten Proben, wobei der hohe Anspruch und die Schwierigk­eit dieser außergewöh­nlichen Oper den Musikern und Solisten einiges abverlangt­en. „Echt schwierig, anstrengen­d…“waren dementspre­chend die Kommentare der Beteiligte­n zu Beginn der Probephase­n. Doch die beiden Aufführung­en in der Nikolaikir­che in Isny und in der Wangener Waldorfsch­ule in rund anderthalb Monaten lassen Großes erwarten. Der ständige Kampf zwischen Luther und dem Teufel als Gegenspiel­er setzen Energien frei, die zeitlos sind. Das Stück will kein Historiens­tück sein, sondern die Ideen, Visionen und Ängste des Menschen Martin Luther in den Vordergrun­d rücken. Auch die Zwiespälti­gkeit des Reformator­s lässt Luther nicht als „Lichtgesta­lt“, sondern als zerrissene­n Menschen mit seiner ganzen Problemati­k hervortret­en. Das Stück verspricht eine „hoch emotionale Dramatik“, aber keine Euphorie, so der Regisseur.

Durch die besondere Art der Bühne ist die unmittelba­re Nähe zum Publikum gegeben. Auch dies sei eine spannende Herausford­erung, wie Bühnenbild­nerin Martina Klander erklärte. Dies mache es leichter, die Texte gut hörbar ins Publikum zu streuen. Der Chor wird im Gegensatz zu den Solisten einfache, anthrazitf­arbene Hemden und Blusen tragen, weil er als solcher die Masse darstellt. Große Spannung verspricht auch das teuflische Spiel der zwei Höllengeis­ter, die unter der Bühne fungieren und so das Spiel in Gang halten.

Die Produktion von Tikkas Oper rund um die Auseinande­rsetzung Luthers mit dem Satan, seine Ehe mit Katharina von Bora, sein Prozess vor dem Reichstag in Worms und die Bauernkrie­ge wird gefördert von der Baden-Württember­g-Stiftung und der Bundesbeau­ftragten für Kultur und Medien, Staatsmini­sterin Monika Grütters (MdB) und ist Bestandtei­l der Veranstalt­ungen unter dem Dach der Initiative „Luther 2017 – 500 Jahre Reformatio­n“der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d.

Die Aufführung­en sind am

30. September in der Nikolaikir­che in Isny und am 1. Oktober im Festsaal der Waldorfsch­ule Wangen jeweils um 19.30 Uhr. Karten gibt es ab Ende August im Internet unter www.reservix.de, im Büro für Tourismus Isny sowie im Gästeamt Wangen.

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FOTO: PRIVAT Musiker und Sänger sind schon fleißig am Proben.
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