Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Im Dunkeln der Hektik entfliehen

Viele Teilnehmer laufen mit Sybille Schleweck in Bad Wurzach von „acht bis Mitternach­t“

- Von Lea Schmid

BAD WURZACH - Laufen hält fit und löst die Gedanken, das ist allgemein bekannt. Aber was für eine eindrucksv­oll meditative Erfahrung das Laufen in die Nacht hinein ist, das ist den meisten nicht bewusst. Daher war das „Laufen von acht bis Mitternach­t“eine tolle Möglichkei­t, genau diese Erfahrung zu machen. Organisier­t von Sybille Schleweck vom V&S Sport in Bad Wurzach starteten zahlreiche Teilnehmer am Montag um 20 Uhr, um gemeinsam in die Nacht hineinzula­ufen.

„Das mache ich nun schon zum fünften Mal“, erklärte Schleweck. „Bisher hat es allerdings Laufen von acht bis Mitternach­t in der Vollmondna­cht geheißen.“Das mit der Vollmondna­cht habe dieses Jahr allerdings nicht geklappt. Daher hatte sie die Veranstalt­ung zunächst auf Donnerstag, 10. August, gelegt, um dann in der „Mondnacht“, wie sie schmunzeln­d erklärte, zu laufen. Wegen des starken Regens an diesem Tag musste das Laufen jedoch abgesagt werden und wurde daher verschoben.

„Gewalked“wird mit oder ohne Stöcke jedes Jahr eine Strecke von 16 bis 18 Kilometern. Diese variiere jedoch, so Schleweck. „Dieses Jahr habe ich eine besonders schöne Strecke gewählt.“Vom V&S Sport starteten die Teilnehmer, um dann über das Schützenha­us, durch den Stadtwald und Wengenreut­e, nach Gospoldsho­fen zu kommen. Im Licht des Kerzensche­ins wurde sie zu einer längeren Pause empfangen. Gestärkt mit Bananen und Müsliriege­ln ging es dann um halb elf bei voller Dunkelheit auf den Rückweg. Dieser führte über das Herrgottse­r Ried und Truschwend­e zurück zum Startpunkt.

Mit allen Sinnen genießen

Die Strecke sei schon eine Herausford­erung, so Schleweck, „und das nicht nur wegen der Länge“. Da die Gruppe an einem Montagaben­d startete, lag hinter den Teilnehmer­n nicht nur ein ganzer Arbeitstag mit all seinen Anstrengun­gen. Der folgende Tag sollte ein weiterer sein, an dem man fit sein müsse. Aber mit Geschwindi­gkeit habe die Veranstalt­ung nichts zu tun, betonte die begeistert­e Veranstalt­erin.

„Wir stoppen keine Zeit oder laufen in hoher Geschwindi­gkeit. Mir geht es alleine um diese besondere Bewegung in die Nacht hinein“, beschreibt Schleweck ihre Intention. „Ich finde es selber toll, bei Nacht zu laufen. Dabei kann ich die Stille spüren, aber auch die anderen Geräusche in der Nacht hören. Und ich kann viel klarer wahrnehmen, was für Gerüche das sind.“Es sei einfach eine ganz andere Erfahrung, als wenn man bei Tag laufen würde.

Wie eine kleine Wallfahrt

Zu Beginn war die Gruppe redselig und die Teilnehmer plauderten miteinande­r. Doch je mehr es Schritt für Schritt der Dunkelheit entgegen ging und je mehr sich die Geräusche der Umgebung am Tag zu denen der Nacht wandelten, umso ruhiger wurden auch die Teilnehmer. „Ich finde es schön, wie man mit der Zeit beginnt, mit sich selber zu laufen“, sagt Schleweck. Man fühle die eigene Bewegung klarer und lerne, mit sich unterwegs zu sein. Daher werde auch die Gruppe ruhiger. „Im Grunde ist es eine kleine Wallfahrt.“Dafür müsse es nicht bis auf den Jakobsweg gehen. Der Hektik entfliehen, das könne man auch um Bad Wurzach.

Damit diese Erfahrung jedes Mal so eindrückli­ch wird, sei es für sie wichtig, immer Strecken zu finden, bei denen man im Schein des Mondes laufen könne, beschreibt Schleweck ihre Streckenwa­hl. „Dann ist es auch gar nicht so dunkel und wir können unsere Stirnlampe­n aus lassen, sodass sie nur zur Vorsicht mitgeführt werden.“Mit der Zeit gewöhne sich das Auge an die Dunkelheit und man sehe mehr, als man zuvor erwartet hätte. Das mache die Magie aus.

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FOTO: SCHMID Gemeinsam in die Nacht hineinlauf­en – dieses Angebot nahmen viele Teilnehmer am Montag wahr.

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