Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Betreuer haben einen Ehrenkodex
Blick hinter die Kulissen des Eishockeys – Axel Beutner betreut seit Jahren die Towerstars Ravensburg
RAVENSBURG - Die Ravensburg Towerstars befinden sich in der Vorbereitung auf die neue Saison in der Deutschen Eishockey-Liga 2. Das erste Testspiel in eigener Halle bestreiten die Towerstars am Freitag, 25. August, um 20 Uhr gegen Ritten Sport aus Italien. Neben dem neuen Trainer Jiri Ehrenberger stehen auch die neuen Spieler auf dem Eis. Einer ist in Ravensburg dagegen schon sehr lange dabei: Betreuer Axel Beutner.
Die Towerstars haben neben dem hauptamtlichen Betreuer Reinhard Bitschi (Mannschaftsleiter) fünf ehrenamtliche Betreuer: Axel Beutner, Manfred Bottlinger, Erwin Hutschneider, Wolfgang Krug und Holger Sauter. Beutner hat als Fan des EV Ravensburg angefangen – damals zu Sankt-Christina-Zeiten. „Dann bin ich immer weiter mit eingebunden worden“, sagt Beutner. Zuerst war er stellvertretender Abteilungsleiter. Seit die Towerstars GmbH gegründet wurde, ist er als ehrenamtlicher Betreuer dabei. Der 55-Jährige kann sich noch gut an die Zeit auf Sankt Christina erinnern, als man noch unter freiem Himmel spielte. „Dort war es lauter, alle Fans standen uns und den Spielern gegenüber, da es nur auf der Hangseite Stehplätze gab“, erinnert sich Beutner. „Auch die Stimmung hinter dem Tor zwischen Stadioncafé und gegnerischem Tor in der sogenannten ,Wilhelma’ war sehr speziell.“
Doch was macht eigentlich ein Betreuer? So ziemlich alles abseits des Eises – von Trainingswäsche waschen oder Trinkflaschen auffüllen bis hin zum Schleifen der Schlittschuhe. „Bei Heimspielen müssen wir zudem noch Dinge wie Schiedsrichterbetreuung oder Einlaufzeremonie übernehmen“, erklärt Beutner. „Grundsätzlich sollte jeder Betreuer alles machen können.“Die Vorbereitung auf ein Towerstars-Spiel hat dabei einen festen Ablauf. „Wir treffen uns immer zwei Stunden vorher“, sagt Beutner. Alle bereiten sich dann auf ihre jeweiligen Aufgaben vor, „die Spieler und der Trainer gehen Taktiken durch oder wärmen sich auf“.
Natürlich geht es bei einer Niederlage oder einem Rückstand mal heiß her in der Kabine – nach draußen soll aber nichts dringen. „Wir Betreuer haben uns einen Kodex auferlegt, dass solche Sachen in der Kabine bleiben“, betont der 55-Jährige. Das Verhältnis von ihm zu Trainer und Spielern sei immer gut gewesen. Der Höhepunkt für Beutner war die Meisterschaft 2011 – die Towerstars hätten in die erste Liga aufsteigen können, erfüllten aber die Vorgaben nicht. „Ich hätte es gut gefunden, wenn wir aufgestiegen wären“, so Beutner. „Denn Auf- und Abstieg gehören zur deutschen Sportkultur dazu.“Die Towerstars hätten etwa die Zuschauerzahlen erhöhen, Parkplatzkapazitäten erweitern, neue VIP-Bereich einrichten und die Schiedsrichterkabine vergrößern müssen. Ravensburg versuchte viel, die DEL blieb jedoch hart und die Towerstars daher in der zweiten Liga.
In der Vorbereitung auf die Saison 2017/18 treffen die Towerstars auf zehn Mannschaften. Das erste Testspiel ging nach dem Trainingslager in Latsch gegen Dornbirn mit 2:8 verloren. Die Vorbereitung solle jedoch primär dem Teambuilding dienen, sagt Beutner. „Das stramme Trainingsprogramm und die interessanten Testspiele gegen Teams aus Deutschland, Österreich, Schweiz oder Italien sind der ideale Rahmen“, findet Beutner. Neben dem neuen Trainer Jiri Ehrenberger sind auch acht Spieler neu. „Ich bin mir sicher, die Towerstars haben hier gute Entscheidungen getroffen“, glaubt Beutner. Die Favoriten in der DEL 2 sind für ihn aber Bietigheim, Kassel, Frankfurt und Dresden.
Einmal brannte der Bus
Viel Zeit verbringt Beutner mit der Mannschaft im Bus – die Towerstars müssen immer wieder weite Strecken zurücklegen. Der 55-Jährige erinnert sich an eine Auswärtsfahrt besonders. „Am deutlichsten als negatives Erlebnis blieb bei mir die Niederlage im letzten Spiel gegen den EHC München in Erinnerung, die in der Saison 2004/05 das Aus für den EV Ravensburg bedeutete“, sagt Beutner. „Zur Niederlage kam hinzu, dass unser Bus während des Spiels im Batteriefach gebrannt hat und somit alle vom Team mit hängenden Köpfen auf gepackten Taschen gesessen sind.“An die Fischtown Pinguins Bremerhaven, bis vor einem Jahr Gegner in der DEL 2, hat der Towerstars-Betreuer nur gute Erinnerungen – trotz der langen Busfahrten. Denn zu den dortigen Betreuern herrschte immer ein freundschaftlicher Kontakt.
Beutner ist hautnah dran an den Spielern und bekommt so natürlich auch die Ticks der Profis mit. „Es gibt manche, die einen speziellen Ablauf vor dem Spiel haben, aber ich werde hier kein Beispiel nennen“, verweist der Betreuer abermals auf den Ehrenkodex. Am 15. September geht die DEL-2-Saison für die Towerstars wieder los. Nicht nur Beutner – im normalen Berufsleben Ortsbaumeister der Gemeinde Meckenbeuren – ist gespannt auf den Verlauf.