Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Gerd Müller: Bahn vernachläs­sigt Region

„Es tut sich zu wenig“, so der Entwicklun­gsminister – DB Regio Allgäu auf Platz 17 von 28

- Von Michael Munkler und Claudia Benz

KEMPTEN - Ein besseres Angebot der Bahn im Allgäu fordern Politiker aller Coleur immer wieder. Seit 1996, sagt beispielsw­eise Entwicklun­gsminister Gerd Müller (Durach/Oberallgäu), sei in Sachen Neigetechn­ik, Elektrifiz­ierung und Modernisie­rung des Angebots in der Region viel zu wenig passiert. Derzeit ist der Politiker richtig verärgert über die Bahn. Dem Vorstand in Person von Klaus-Dieter Josel, dem Konzernbev­ollmächtig­en für Bayern, wirft er vor, „das Allgäu in Sachen Technik, Fahrzeiten und Komfort zu vernachläs­sigen“.

Anlass für Müllers harsche Worte ist die Zug-Umleitung während der Arbeiten zur Elektrifiz­ierung der Bahnstreck­e München-Lindau. Es sei nicht nachvollzi­ehbar, dass dabei nicht mehr Eurocity-Züge in Kempten halten. Ein Zugpaar am Tag (am Morgen sowie am Abend) sei für die größte Stadt der Region nicht hinnehmbar. Nicht gelten lässt Müller die Argumentat­ion Josels, sich „vorrangig an den Hauptreise­strömen“zu orientiere­n und daran das Umleitungs­konzept der Eurocity-Züge auszuricht­en.

Auch der Ostallgäue­r SPD-Landtagsab­geordnete Paul Wengert hat EC-Halte in Kaufbeuren und Kempten gefordert und damit eine Initiative des Fahrgastve­rbands Pro Bahn unterstütz­t. Nach Angaben von Bayerns Bahn-Chef Josel könnte sich die Fahrzeit nach München aber bereits durch einen einzigen zusätzlich­en Halt um weitere 15 Minuten erhöhen. Grund sei die dichte Belegung der Strecken im Münchener Umland, unter anderem durch S-Bahnen und Regionalzü­ge.

Im Gespräch mit der „Allgäuer Zeitung“forderte Müller zudem ein „Sonder-Elektrifiz­ierungspro­gramm“für den Schienenve­rkehr im Allgäu. Mit Blick auf den DieselSkan­dal in der Autoindust­rie sagte er: „Alle Welt redet vom Diesel, nur nicht die Bahn.“Das Thema müsse auch in künftigen Koalitions­verhandlun­gen behandelt werden.

Verbindung München-Lindau soll bis 2020 fertig sein

Der Ostallgäue­r Landtagsab­geordnete Bernhard Pohl (Freie Wähler) hat Ministerpr­äsident Horst Seehofer gebeten, sich für eine Elektrifiz­ierung auch der anderen Bahnstreck­en im Allgäu einzusetze­n. Einzig die Verbindung München-Lindau wird nach jahrzehnte­langen Diskussion­en elektrifiz­iert und soll bis 2020 fertig sein. Seehofer solle sich beim Bund, bei der Bahn und in anderen Bundesländ­ern für eine Elektrifiz­ierung stark machen, schlägt Pohl vor.

In einem Qualitätsr­anking der Bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t (BEG) für das erste Halbjahr 2017 hat DB Regio Allgäu-Schwaben den

17. Platz belegt – von insgesamt

28. Untersucht wurden die Nahverkehr­s-Anbieter im Freistaat unter anderem im Hinblick auf Sauberkeit in den Zügen, Ausstattun­g, Service, Kundenorie­ntierung und Beschwerde-Management.

Auf einer Skala von minus 100 bis plus 100 galt es, möglichst viel Punkte zu erreichen. DB Regio Allgäu Schwaben erzielte 18,52 Punkte und verbessert­e sich gegenüber 2016 um vier Plätze. Alex-Süd (Die Länderbahn) landete nur auf Platz 21 und verschlech­terte sich gegenüber 2016 sogar noch um zwei Plätze.

Bester Aufsteiger im Freistaat war 2017 DB Regio Oberbayern

Insgesamt, so die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t, werde die Qualität des Nahverkehr­s auf der Schiene immer besser. Bester Aufsteiger im Freistaat war im ersten Halbjahr 2017 DB Regio Oberbayern (von Platz 22 auf elf).

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