Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Gerd Müller: Bahn vernachlässigt Region
„Es tut sich zu wenig“, so der Entwicklungsminister – DB Regio Allgäu auf Platz 17 von 28
KEMPTEN - Ein besseres Angebot der Bahn im Allgäu fordern Politiker aller Coleur immer wieder. Seit 1996, sagt beispielsweise Entwicklungsminister Gerd Müller (Durach/Oberallgäu), sei in Sachen Neigetechnik, Elektrifizierung und Modernisierung des Angebots in der Region viel zu wenig passiert. Derzeit ist der Politiker richtig verärgert über die Bahn. Dem Vorstand in Person von Klaus-Dieter Josel, dem Konzernbevollmächtigen für Bayern, wirft er vor, „das Allgäu in Sachen Technik, Fahrzeiten und Komfort zu vernachlässigen“.
Anlass für Müllers harsche Worte ist die Zug-Umleitung während der Arbeiten zur Elektrifizierung der Bahnstrecke München-Lindau. Es sei nicht nachvollziehbar, dass dabei nicht mehr Eurocity-Züge in Kempten halten. Ein Zugpaar am Tag (am Morgen sowie am Abend) sei für die größte Stadt der Region nicht hinnehmbar. Nicht gelten lässt Müller die Argumentation Josels, sich „vorrangig an den Hauptreiseströmen“zu orientieren und daran das Umleitungskonzept der Eurocity-Züge auszurichten.
Auch der Ostallgäuer SPD-Landtagsabgeordnete Paul Wengert hat EC-Halte in Kaufbeuren und Kempten gefordert und damit eine Initiative des Fahrgastverbands Pro Bahn unterstützt. Nach Angaben von Bayerns Bahn-Chef Josel könnte sich die Fahrzeit nach München aber bereits durch einen einzigen zusätzlichen Halt um weitere 15 Minuten erhöhen. Grund sei die dichte Belegung der Strecken im Münchener Umland, unter anderem durch S-Bahnen und Regionalzüge.
Im Gespräch mit der „Allgäuer Zeitung“forderte Müller zudem ein „Sonder-Elektrifizierungsprogramm“für den Schienenverkehr im Allgäu. Mit Blick auf den DieselSkandal in der Autoindustrie sagte er: „Alle Welt redet vom Diesel, nur nicht die Bahn.“Das Thema müsse auch in künftigen Koalitionsverhandlungen behandelt werden.
Verbindung München-Lindau soll bis 2020 fertig sein
Der Ostallgäuer Landtagsabgeordnete Bernhard Pohl (Freie Wähler) hat Ministerpräsident Horst Seehofer gebeten, sich für eine Elektrifizierung auch der anderen Bahnstrecken im Allgäu einzusetzen. Einzig die Verbindung München-Lindau wird nach jahrzehntelangen Diskussionen elektrifiziert und soll bis 2020 fertig sein. Seehofer solle sich beim Bund, bei der Bahn und in anderen Bundesländern für eine Elektrifizierung stark machen, schlägt Pohl vor.
In einem Qualitätsranking der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) für das erste Halbjahr 2017 hat DB Regio Allgäu-Schwaben den
17. Platz belegt – von insgesamt
28. Untersucht wurden die Nahverkehrs-Anbieter im Freistaat unter anderem im Hinblick auf Sauberkeit in den Zügen, Ausstattung, Service, Kundenorientierung und Beschwerde-Management.
Auf einer Skala von minus 100 bis plus 100 galt es, möglichst viel Punkte zu erreichen. DB Regio Allgäu Schwaben erzielte 18,52 Punkte und verbesserte sich gegenüber 2016 um vier Plätze. Alex-Süd (Die Länderbahn) landete nur auf Platz 21 und verschlechterte sich gegenüber 2016 sogar noch um zwei Plätze.
Bester Aufsteiger im Freistaat war 2017 DB Regio Oberbayern
Insgesamt, so die Bayerische Eisenbahngesellschaft, werde die Qualität des Nahverkehrs auf der Schiene immer besser. Bester Aufsteiger im Freistaat war im ersten Halbjahr 2017 DB Regio Oberbayern (von Platz 22 auf elf).