Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Jagst leidet noch unter Chemieunfall
STUTTGART (lsw/sz) - Zwei Jahre nach dem Fischsterben an der Jagst erholt sich der Fluss nach Einschätzung von Umweltminister Franz Untersteller langsam von den Auswirkungen des Notfalls.
„Die Folgen des Unglücks sind leider auch heute noch festzustellen“, sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch. In dem am stärksten geschädigten Bereich zwischen Kirchberg und Bächlingen erhole sich der Fischbestand nur langsam. „Sowohl die Anzahl der Arten als auch die Zahl der jeweiligen Fische liegen noch deutlich unter dem vorherigen Niveau“, meinte Untersteller. Das Land werde auch künftig die Entwicklung des Bestands überwachen.
Bei dem Unglück im August 2015 hatte sich bei einem Mühlenbrand Löschwasser mit Düngemitteln vermischt und den Fluss auf Kilometer vergiftet. Tausende Fische verendeten.
Regierungspräsident Wolfgang Reimer sagte, das Aktionsprogramm Jagst werde in enger Abstimmung mit Akteuren vor Ort umgesetzt. „Seit November 2015 haben wir auf einer Länge von 60 Flusskilometern insgesamt 94 Maßnahmen identifiziert, um die Jagst naturnah zu gestalten und ökologisch aufzuwerten“, betonte er. So seien unter anderem Steinufer entfernt und Eisvogelwände hergestellt worden.
Kritik kam von der oppositionellen FDP. „Ich bezweifle stark, dass der grüne Umweltminister Franz Untersteller seine heutige Pressemitteilung zur Bewältigung der Schäden an der Jagst selbst für voll nimmt“, sagte der liberale Landtagsabgeordnete Friedrich Bullinger. „Untersteller und sein damaliger Kabinettskollege Alexander Bonde hatte an Ort und Stelle rasche und unbürokratische Hilfe des Landes versprochen. Tatsächlich hat das Land den betroffenen Kreisen die Kosten für die Hilfseinsätze bis heute nicht erstattet.“Zum Schutz der Fische sei eine kormoranfreie Zone nötig.