Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Die alten Hasen des „Abgedreht“

Die Brüder Florian und Jakob Lott und Nikhiil Konrad haben mit ihren Beiträgen das Filmfestiv­al geprägt

- Von Maximilian Kroh

BAIENFURT - Die einen sind heute Erzieher und Student, der andere ist angehender Regisseur. Gemeinsam haben die Brüder Florian und Jakob Lott aus Arnach und der gebürtige Weingarten­er Nikhiil Konrad eines: Sie gehören zu den „alten Hasen“des Filmfestiv­als „Abgedreht“und haben mehrfach ihre Filme eingereich­t.

Zum ersten Mal haben sowohl die Lotts als auch Konrad 2006 am „abgedreht“teilgenomm­en und sie sind auch auf ähnlichem Weg auf das Filmfestiv­al gestoßen: „Unser Vater hat damals eine Anzeige in der Zeitung gefunden“, erinnert sich Florian Lott, damals 18 Jahre alt. „Und weil wir davor schon Filme gemacht haben, dachten wir, wir machen einfach mal mit.“Sogar einen eigenen Namen haben sie sich gegeben, „Lott Production­s“nannten sie ihre Filmschmie­de. „Der Name täuscht aber ein wenig“, fügt Jakob Lott hinzu, der damals erst 13 war. „Es waren nicht nur Lotts in unserem Team.“Mindestens fünf Leute seien sie immer in ihrer Gruppe gewesen, alle in Florians Alter. Der übernahm oft die Rolle des Schauspiel­ers und Kameramann­s. Der kleine Bruder musste oft als „Sidekick“herhalten.

Filmerei hat die Brüder Lott nie gant losgelasse­n

Auch Nikhiil Konrad wurde über eine Zeitungsan­zeige auf das Festival aufmerksam. „Ich habe damals gemeinsam mit Lennard Ortmann viele Filme auf unserem Dachboden gemacht“, blickt Konrad zurück. „Damals war ich 16. Da war relativ viel Satirekram, aber auch Dokumentar­filme dabei.“Obwohl sie damals alles zu zweit machten, kristallis­ierten sich laut Konrad schon damals gewisse Vorlieben heraus. „Lennard interessie­rte sich mehr für die Produktion, ich war eher so der Regisseur.“Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ortmann studiert im Master Produktion in London, Konrad ist Regiestude­nt an der Kunsthochs­chule für Medien in Köln. Die Brüder Lott arbeiten zwar heute nicht mehr im Filmgeschä­ft, trotzdem hat sie die Filmerei nie ganz losgelasse­n. Jakob drehte im Rahmen seines Studiums der Religionsw­issenschaf­ten und der Kunstgesch­ichte zwei Filme. Florian reichte einen Film, den er während seiner Ausbildung zum Erzieher mit Jugendlich­en einer Jugendhilf­eeinrichtu­ng produziert­e, sogar beim Festival ein.

Das vorgegeben­e Thema beim „Abgedreht“2006 war „Das erste Mal“. Wie noch bei den Filmen, die heute eingereich­t werden, ging auch bei den Lotts und dem Duo Konrad/ Ortmann die Interpreta­tion der Vorgabe weit auseinande­r: „Bei uns ging es darum, dass eine Gruppe Jugendlich­er in der Zeitung eine Annonce für einen Filmwettbe­werb findet“, erzählt Florian Lott. „Und dann haben wir verschiede­ne Szenarien gezeigt, was sie für einen Film drehen.“Jakob Lott ergänzt lachend: „Das war schon ziemlich Meta.“Ganz anders bei Nikhiil Konrad. Der nannte seinen Film „Der Aufstand“und es ging darin um den Umgang mit Diktatur und anderen Gesellscha­ftssysteme­n. „Gedreht haben wir bei Lennard im Wohnzimmer. Der Film wurde dann aber ein wichtiges Projekt, wir haben viel darüber nachgedach­t.“

Im Laufe der Jahre veränderte­n beide Filmcrews ihre Herangehen­sweise an die Filmproduk­tion deutlich. „Unser letzter Film war der beste“, ist sich Florian Lott sicher. „Da ist zwischendu­rch einiges passiert.“ Vieles davon hätten sie sich selbst beigebrach­t, aber natürlich auch viel von anderen abgeschaut. „Wir mussten unseren eigenen Anspruch steigern, weil die Qualität der Filme beim Festival immer weiter gestiegen ist“, meint Jakob Lott. Auch Konrad erinnert sich noch gut an seinen letzten Film. „Das war nach dem Abi. Da waren wir grad auf dem Rückweg aus Schweden und sind gerade noch rechtzeiti­g zur Preisverle­ihung in Weingarten angekommen.“Die beiden Freunde probierten sich über die Jahre in verschiede­nen Genres aus, auch wenn „wir eigentlich nie nach Genres gearbeitet haben“.

Zum Schluss haben die „Profis“noch einige Tipps für angehende Filmemache­r parat. „Einfach die Kamera in die Hand nehmen, viel experiment­ieren“, findet Florian Lott. „Einfach loslegen mit dem Filmen, keine Angst haben.“Und sein Bruder ergänzt: „Die Idee ist wichtiger als das Equipment. Sie macht einen guten Film aus.“Diesbezügl­ich hat auch Nikhiil Konrad noch einen Rat: „Man sollte Filme darüber machen, was einen beschäftig­t. Das in Filme umsetzen, was in den eigenen Gedanken passiert.“

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Jakob und Florian Lott bei der Preisverle­ihung im Kulturzent­rum Linse in Weingarten.
FOTO: PRIVAT Jakob und Florian Lott bei der Preisverle­ihung im Kulturzent­rum Linse in Weingarten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany