Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Für die Fußball-Bezirksligisten beginnt die Punkterunde
FC Leutkirch bestreitet am Freitag in Aulendorf das Eröffnungsspiel – SZ hat sich bei den Allgäuer Vereinen umgehört
LEUTKIRCH - Mit der Begegnung der SG Aulendorf gegen den FC Leutkirch endet in der Fußball-Bezirksliga Bodensee am Freitag, 18. August, 18.30 Uhr, die Sommerpause. Durch den Aufstieg des TSV Ratzenried aus der Kreisliga A III sind in der Saison 2017/2018 sieben Vereine aus dem Württembergischen Allgäu im Bezirksoberhaus vertreten.
Mit welchen Zielen starten sie in die neue Spielzeit? Was hat sich bei ihnen personell getan? Wer sind ihre Meisterschaftsfavoriten? Die „Schwäbische Zeitung“hat nachgefragt.
SV Beuren: Konstanter werden
Beim SV Beuren lief in der Vorbereitung auf das dritte Bezirksligajahr noch nicht alles rund. „Wir hatten Höhen und Tiefen“, umschreibt Spielertrainer Marco Mayer die Achtungserfolge in den Testspielen gegen die Landesligisten SV Oberzell und FV Rot-Weiß Weiler (jeweils 4:4) sowie das Erstrundenaus im Bezirkspokal gegen den B-Ligisten ASV Wangen (3:5 nach Elfmeterschießen).
Ein solches Wechselbad der Gefühle wie in der zurückliegenden Saison, als sein Team nach Startschwierigkeiten zwischenzeitlich sogar Tabellenschlusslicht war, am Ende aber noch den dritten Platz erreichte, möchte Mayer dieses Mal nicht erleben. „Unser Ziel ist ganz klar, dass wir konstanter spielen und von vornherein nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Wenn möglich, wollen wir die Platzierung der vergangenen Saison bestätigen oder gar verbessern.“Dennoch seien Platz eins oder zwei kein „Muss“, vielmehr wolle der SVB „unter die ersten Fünf“kommen.
Das wird nach Ansicht Mayers schwer genug. „Ich denke, dass es nach dem Aufstieg von Heimenkirch keine klare Ligaspitze mehr gibt, sondern sieben bis zehn Mannschaften, die vom Niveau her ähnlich sind.“Insbesondere dem FC Leutkirch, dem SC Unterzeil-Reichenhofen und dem FC Isny traut er zu, dass sie „eine gute Rolle spielen werden“.
Personell hat sich während der Sommerpause in Beuren nur wenig getan, sodass Mayer auf den bewährten Kader zurückgreifen kann. Einziger Neuzugang ist Torhüter Moritz Birker, der vom FC Wangen kam, und die Rolle von Christoph Würtemberger, der kürzertreten möchte, übernehmen soll. Weiterhin verzichten muss der SVB auf Leistungsträger Frank Freywiß, der aufgrund einer schweren Verletzung schon die gesamte Rückrunde verpasste und Mayers Angaben zufolge auch in der kommenden Saison kein Spiel bestreiten werden kann.
FC Isny: Oben mitspielen
Trotz des zuletzt guten Abschneidens des FC Isny, der als Vizemeister die Relegation zur Landesliga erreichte, äußert sich dessen Abteilungsleiter Marc Zehrlaut in Sachen Saisonziel zurückhaltend. „Das Wichtigste ist, verletzungsfrei zu bleiben. Um Meister zu werden, müssen viele Faktoren zusammenkommen. Wir wollen oben mitspielen und ich denke, wenn wir das Ergebnis der vergangenen Saison in etwa bestätigen, dann sind wir alle froh.“
Auch Zehrlaut schätzt die Ligaspitze in dieser Spielzeit als ausgeglichener ein. „So eindeutig wie zuletzt, als Heimenkirch und Isny mit großem Vorsprung vorneweg marschiert sind, wird das Aufstiegsrennen nicht mehr werden.“Die Teams, die seiner Meinung nach im Meisterschaftskampf eine Rolle spielen könnten, sind der SV MaierhöfenGrünenbach, die SG Kißlegg, der SV Beuren und „das eine oder andere Überraschungsteam“.
Als „menschlich top und fußballerisch sehr gut“, bezeichnet Zehrlaut die Neugzugänge des FCI. Sowohl Mittelfeldmann Michael Riedesser, der aus Kißlegg kam und das defensive Mittelfeld verstärken soll, als auch Angreifer Maximilian Petzel, der vom SV Maierhöfen-Grünenbach zu seinem Jugendverein zurückkehrte, verfügen über Landesligaerfahrung. Aufgrund eines Kreuzbandrisses wird Petzel aber voraussichtlich die gesamte Saison nicht zur Verfügung stehen. Mit David Berg vom SV Mochenwangen konnte der SVI einen weiteren Stürmer verpflichten, der seine Torgefährlichkeit bereits aufblitzen ließ, als ihm beim 8:2-Pokalerfolg gegen den SV Immenried sieben Treffer gelangen.
Mit Chris Schmähl, der zum FC Sulzberg nach Österreich wechselt, und Jan Raab, den es nach acht Jahren zum FC Kempten zurück zieht, verliert Isny zwei verdiente Stammspieler. „Beide haben neue Herausforderungen gesucht, deshalb haben wir den Wechseln zähneknirschend zugestimmt“, so Zehrlaut. Und weiter: Wir sind uns sicher, diese Abgänge mit unseren Neuzugängen kompensieren zu können.“Trainer ist weiterhin Uwe Hansen.
SG Kißlegg:
Zwei Topleute sind zurück
In der ersten Saison nach dem Landesliga-Abstieg geriet die SG Kißlegg erneut in sportliche Nöte und landete schließlich auf Rang elf. Den Angaben von Abteilungsleiter Jürgen Hartinger zufolge konnte die SG den Abgang von sechs „Hochkarätern“nicht kompensieren. „Da waren wir froh, dass wir die Liga überhaupt gehalten haben.“
Zwei dieser schmerzlich vermissten Spieler sind nun zurück und verstärken das Kißlegger Mittelfeld. Armin Küchle schaffte mit dem FC Wangen in der Verbandsliga den Klassenerhalt, Marcel Schneider, für Hartinger „mit der beste Kicker in Kißlegg“, ist nach nur einem halben Jahr beim FC Lindenberg wieder zur SG zurückgekehrt. „Für die Bezirksliga sind das zwei Topleute, keine Frage“, schwärmt Hartinger. Mit Luca Binder und Niko Eschweiler aus der Leutkircher A-Jugend sowie Adam Sannoh vom Türk SV Wangen kamen außerdem drei junge Spieler, die sich für die erste Mannschaft noch empfehlen müssen.
Verkraften müssen die Kißlegger die Abgänge von Michael Riedesser zum FC Isny und von Hermann Ermisch, der studienbedingt zum SV Heimstetten II wechselt. Steffen Merz, der sich laut Hartinger in nächster Zeit stärker auf den Turnsport konzentrieren möchte, wird pausieren.
Aufgrund der Rückkehr von Küchle und Schneider hofft Hartinger auf eine wesentlich bessere Saison seiner Mannschaft als im vergangenen Jahr. „Der Kader ist super besetzt, wir hoffen, dass wir dieses Jahr mit dem Abstieg nichts zu tun haben und relativ weit vorne mitspielen können. Die Plätze drei bis fünf müssen unser Anspruch sein. Wenn es gut läuft, können wir durchaus vorne mitspielen, davon bin ich überzeugt.“
Trainer Roland Wiedmann formuliert das Saisonziel etwas zurückhaltender: „Wir wollen auf jeden Fall besser sein als im vergangenen Jahr, und dann werden wir sehen, was rauskommt.“Wer im Aufstiegskampf das Rennen machen wird, ist für ihn noch nicht ersichtlich. „Das ist schwer zu sagen. Ich glaube, dass die Liga ziemlich ausgeglichen ist und sich keine Mannschaft absetzen wird.“
FC Leutkirch: Nachwuchs integrieren
„Sehr zufrieden“ist Jochen Reischmann, Abteilungsleiter des letztjährigen Bezirksliga-Fünften FC Leutkirch, mit der Vorbereitung seiner Mannschaft. „Sowohl unsere nachrückenden Jugendspieler als auch die Neuzugänge machen einen guten Eindruck und in den Testspielen haben wir sehr gute Ergebnisse erzielt.“
Unter anderem gelang dem FCL ein 1:0-Erfolg über die U 19 des Regionalligisten SSV Ulm. Darüber hinaus gewann er die Leutkircher Fußball-Stadtmeisterschaft. In der zweiten Runde des Bezirkspokals gab es allerdings ein 1:4 beim Kreisliga-ANeuling SV Deuchelried.
Aus der eigenen Jugend rücken Paul Brünz, Pius Rief und Nikica Vojnovic in den Kader der ersten Mannschaft auf. Vom FC Memmingen kehrt der Leutkircher Armin Ljubijankic zurück. Malick Dambel, der schon einmal für den FC Leutkirch sowie beim FC Memmingen spielte und zuletzt beim SC Unterzeil-Reichenhofen aktiv war, soll die latent vorhandene Abschlussschwäche beheben. Trainer bleibt Patrick Straub.
Eines der Saisonziele besteht für Reischmann in der „Integration der Jugendspieler in den Herrenbereich.“Darüber hinaus gibt er sich sehr selbstbewusst: „Wir wollen die Platzierung der Vorsaison verbessern und auf jeden Fall zeigen, dass wir uns unter den ersten Fünf etabliert haben.“Keinesfalls wolle der FCL wie in der Vorsaison, als er in der Hinrunde vorübergehend sogar Letzter war, „wieder in solch eine Bredouille kommen“, sondern „von Anfang an eine ruhige, gute Saison spielen“.
Aus Reischmanns Sicht ist die Bezirksliga „auch in dieser Saison wieder sehr stark“besetzt. Neben dem SV Maierhöfen-Grünenbach, den Reischmann als „sehr gut geführten Verein“bezeichnet, zählt er außerdem den SV Beuren, den SV Haisterkirch und „je nachdem, wie es läuft“, auch die SG Kißlegg zu den Meisterschaftsfavoriten.
TSV Ratzenried:
Nur der Klassenerhalt zählt
Aufsteiger TSV Ratzenried bekam bei der 0:7-Heimpleite in der ersten Bezirkspokalrunde gegen den Ligakonkurrenten aus Leutkirch einen Vorgeschmack darauf, was ihn in der höheren Liga erwartet. „Ich hoffe, dass dieses Ergebnis nur eine Eintagsfliege war und wir jetzt wissen, dass wir noch etwas tun müssen“, versteht Abteilungsleiter Rolf Mösch das Debakel als lehrreiche Mahnung an die Mannschaft.
Oberstes Ziel ist für ihn ohnehin der Klassenerhalt. „Wenn wir uns in Sachen Tempo und Zweikampfverhalten nicht an die Liga anpassen, wird es extrem schwierig. Ich gehe aber davon aus, dass die Spieler aus dem Leutkirch-Spiel gelernt haben.“Am Herzen liegt Mösch insbesondere die langfristige Bindung der aus der eigenen Jugend nachrückenden Spieler an den Verein und deren erfolgreiche Integration in den Aktivenbereich.
Neben sechs Spielern aus der eigenen Jugend konnte der TSV vier externe Neuzugänge begrüßen. Aus der Kißlegger A-Jugend kam mit Mohammad Almaowas ein weiterer junger Spieler hinzu. Vom TSV Wohmbrechts kehrt der ehemalige Jugendspieler Julian Sigg zurück. Verstärken werden den Kader darüber hinaus Kai Herrmann vom SV Weingarten sowie Nils Stahl, der zuletzt beim GSV Maichingen aktiv war.
Einziger Abgang aus dem Kader der ersten Mannschaft ist Ali Öztürk, der zum Türk SV Wangen wechselt. Für längere Zeit fehlen wird Mösch zufolge Torwart Chris Gustin, der an einem Kreuzbandriss laboriert. Meistertrainer Markus Steidle wird beim TSV Ratzenried auch in der Bezirksliga an der Linie stehen.
Da der TSV Ratzenried zuletzt in der Saison 2003/2004 in der Bezirksliga aktiv war und nur wenige Spieler im aktuellen Kader bereits mit anderen Vereinen Bezirksligaerfahrung sammeln konnten, sind die kommenden Gegner sowohl den Spielern als auch Rolf Mösch allenfalls aus Vorbereitungsund Pokalspielen bekannt. Generell schätzt Mösch die Liga als „sehr stark“ein. Als mögliche Aufstiegskandidaten nennt er Landesligaabsteiger SV MaierhöfenGrünenbach, Vizemeister FC Isny sowie Pokalgegner FC Leutkirch.
SV Seibranz: Kader ist dünn besetzt
Für den SV Seibranz dürfte es schwierig werden, das gute Ergebnis der Vorsaison zu wiederholen. Damals gelang dem Bezirksliga-Rückkehrer dank einer starken Hinrunde auf Anhieb der Sprung auf Platz vier.
Hauptproblem ist der dünn besetzte Kader, weshalb Abteilungsleiter Alexander Minsch keine konkrete Platzierung als Saisonziel vorgeben möchte. „Erstes Ziel ist auf jeden Fall, genügend Punkte für den Nichtabstieg zu holen. Wenn wir verletzungsfrei bleiben, können wir nach vorne wieder eine gute Rolle spielen. Die Vorbereitung zeigt aber, dass es durchaus eng werden kann, wenn ein paar Stammspieler fehlen und wir dann eher um den Klassenerhalt kämpfen müssen.“
Ein klarer Meisterschaftsfavorit ist für Minsch noch nicht auszumachen. „Die Liga ist extrem stark und relativ ausgeglichen. Da kann Woche für Woche beinahe jeder jeden schlagen.“Als mögliche Kandidaten nennt er den SV Maierhöfen-Grünenbach, den FC Isny, den SV Beuren und die SG Kißlegg.
Schwer wiegt für den SVS, dass sowohl Routinier Stefan Sailer, Minsch zufolge „ein Dreh- und Angelpunkt der Mannschaft“, als auch sein Bruder Christoph ihre Karrieren beendet haben. Darüber hinaus kehrte Kapitän Kevin Kaufmann zu seinem Heimatverein SGM Aitrach/ Tannheim zurück und auch Torjäger Philipp Zollikofer, der aktuell pausiert, wird schmerzlich vermisst.
Trotz frühzeitiger, intensiver Suche nach möglichen Nachfolgern waren die SVS-Verantwortlichen letztlich nur zum Teil erfolgreich. Einziger Neuzugang ist Stürmer Jonas Schöllhorn vom benachbarten ALigisten SGM Dietmanns/Hauerz, den einige Spieler bereits aus gemeinsamen
Jugendzeiten kennen. Die vier Zugänge aus der eigenen Jugend werden aus Minschs Sicht wohl zunächst in der zweiten Mannschaft eine Rolle spielen.
Neu ist in Seibranz außerdem der Trainer. Nachdem Florian Stärk und Andreas Pflug ihre Ämter aus privaten Gründen niederlegten, konnte Thomas Hess vom SV Ebenweiler (Bezirksliga Donau) als Nachfolger gewonnen werden. „Er hat eine tolle, menschliche Art und ist sehr sympathisch. Er hat sich sofort in seinen neuen Verein eingearbeitet. Da haben wir einen richtig guten Fang gemacht“, zeigt sich Minsch zufrieden.
SC Unterzeil-Reichenhofen: Neuer Mann an der Linie
Auch der letztjährige Sechste SC Unterzeil-Reichenhofen geht mit einem neuen Übungsleiter in die Saison. Bernd Bräuchler, der zuvor den FC Leutkirch II trainierte, übernimmt nach einem Jahr Pause das Amt von Wolfgang Jäger. „Der SCU hatte schon ein paar Mal bei mir angefragt und ich kenne ja auch einige Spieler, die ich schon in Leutkirch trainiert habe. Jetzt hat sich das einfach angeboten“, erläutert Bräuchler.
Als Minimalziel gibt er den Klassenerhalt aus. Hinter dem SV Maierhöfen-Grünenbach, dem SV Haisterkirch sowie „einer Überraschungsmannschaft, an die jetzt noch keiner denkt“, werde es seiner Meinung nach für die meisten Mannschaften zunächst darum gehen, nicht in Abstiegsgefahr zu geraten.
Durch die Aufsteiger Baindt, Tettnang und Ratzenried sei die Liga „noch ausgeglichener als letztes Jahr“, betont Bräuchler. Und weiter: „Wir können jeden schlagen, aber sobald ein paar Spieler fehlen, können wir auch gegen jeden verlieren.“Die Problematik eines relativ kleinen Kaders betreffe seiner Einschätzung nach aber viele Vereine in der Liga.
Neben fünf Zugängen aus der eigenen Jugend, die zunächst für die zweite Mannschaft vorgesehen sind, ist Henrik Breher, der aus der Leutkircher A-Jugend kam, einziger Neuzugang. Im Gegenzug wechselte Malick Dambel zum FCL.
Als nachteilig schätzt Bräuchler ein, dass er als neuer Trainer erst wenige Wochen mit seiner Mannschaft trainieren konnte und zusätzlich wertvolle Trainingseinheiten durch die traditionelle Teilnahme am Fürst-Georg-Pokal und an der Leutkircher Fußball-Stadtmeisterschaft verloren gegangen seien.
Kuriosum zum Saisonstart: Unterzeils Bezirkspokal-Drittrundengegner SV Mochenwangen, der erst am Mittwoch auf dem SCU-Sportgelände am Flugplatz zu Gast war, wird am Samstag zum Bezirksliga-Auftakt erneut anreisen.