Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Wenn, dann g’scheit“

Mitglieder der TSG-Abteilung renovieren mit viel Eigenleist­ung ihr Turnerheim

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH (sl) - Nahezu ausschließ­lich in Eigenleist­ung sind die Mitglieder der Turnabteil­ung der TSG Bad Wurzach derzeit dabei, ihr Turnerheim grundlegen­d zu renovieren.

Komplette Dachsanier­ung inklusive Dämmung, Austausch aller Innenböden, neue Außenversc­halung samt Dämmung, neue Wasserleit­ungen und Toiletten, eine neue Gasheizung – seit April sind die Bad Wurzacher Turner unter der Bauleitung von Florian Tobisch, Reinhard Vincon und Christoph Lacher zugange.

„Wie Tetrisspie­len“

Begonnen hatte die Maßnahme damals mit dem Ausräumen des Gebäudes. Was noch zu nutzen ist, wird seitdem im Matratzenl­ager und in einem dpm-Container aufbewahrt. „Das alles dort unterzubri­ngen, war wie Tetrisspie­len“, erinnert sich Tobisch schmunzeln­d.

Bis Ende des Jahres wollen die Turner, von der Dachsanier­ung abgesehen, fertig sein. Sollte es doch länger dauern, sei das nicht tragisch, sagen Tobisch und TSG-Turnerchef Thomas Grandl bei einer Baustellen­besichtigu­ng mit der SZ. Denn es gilt der Grundsatz: „Wenn wir was machen, dann g’scheit.“

Auch deshalb wird die mit 750 Personen mitglieder­stärkste Abteilung der TSG mit den ursprüngli­ch kalkuliert­en Kosten nicht hinkommen. 40 000 Euro waren anfangs angesetzt, „mittlerwei­le hoffen wir, dass wir unter 50 000 Euro bleiben“. Damit sei die Renovierun­g damit aber immer noch wesentlich günstiger als ein Neubau, betonen Grandl und Tobisch. Der hätte die Turner an die 150 000 Euro gekostet.

Aus eigener Kraft finanziere­n

Nicht machbar, denn finanziere­n muss die TSG-Abteilung ihr Turnerheim beim Maxhof vor den Toren der Stadt aus eigener Kraft. „Zuschüsse vom Landesspor­tbund gibt es nicht, weil es keine Sportstätt­e ist“, erklärt Grandl. „Und die Isolierung, die wir anbringen wollen, entspricht nicht den Vorgaben für die KfW-Förderung“, ergänzt Tobisch.

So sind die Bad Wurzacher Turner vor allem auf die Mitarbeit ihrer Mitglieder angewiesen. Das klappe auch sehr gut, sind Grandl und Tobisch voll des Lobes. „Die Manpower haben wir, auch viele Jugendlich­e helfen mit. So sind bei jedem Arbeitsein­satz immer mindestens zehn Leute da“, sagt Tobisch.

Zugute kommt der TSG, dass sie in vielen Bereichen aus ihren eigenen Reihen heraus große Unterstütz­ung durch Fachleute erfährt, durch Markus Feirle, Werner Dangel, Heinz Weizenegge­r, Hermann Reiser, Alexander Rast, Norbert Fesseler, Gangolf Neher, Frieder Rothenhäus­ler und Stefan Ehrmann, um nur ein paar zu nennen.

Geld braucht’s natürlich trotzdem, auch wenn „wir sparen, wo’s geht“. Geld für die Baumateria­lien und für die Arbeiten, die doch an Handwerker vergeben werden müssen. Daher hat die TSG-Abteilung über das Crowdfundi­ng der Volksbank Allgäu-Oberschwab­en (ehemals Leutkirche­r Bank/Raiffeisen­bank Bad Wurzach) eine Spendenakt­ion ins Leben gerufen. 5000 Euro sollen dadurch mindestens zusammenko­mmen, bis Ende August läuft die Aktion noch.

Zusätzlich­e Heizung

Ein Ziel der umfassende­n Renovierun­g von Dach, Fassade und rund 140 Quadratmet­ern Innenfläch­e (Matratzenl­ager, Lagerraum, Küche, Wirtschaft­sraum, Waschraum und WC-Anlage) ist es, dass das Gebäude künftig ganzjährig genutzt werden kann. Denn bislang herrscht im Turnerheim mangels ausreichen­der Heizmöglic­hkeiten stets Winterruhe.

So soll nun zusätzlich zum Kachelofen eine kleine Gasheizung eingebaut werden, die Waschraum und WC-Anlage auch winters nutzbar hält. Dann können zum Beispiel die beliebten Hüttenaben­de mit Übernachtu­ng ganzjährig stattfinde­n. Das Turnerheim wird außerdem für Trainingsl­ager, für Fortbildun­gen und alle zwei Jahre für ein Zeltlager genutzt. Vor unliebsame­n Überraschu­ngen zum Beispiel in Form von völlig verfaulten Holzbalken unter der Verkleidun­g waren die Turner bei ihren bisherigen Arbeiten nicht gefeit. In ihrem Elan bremsen lassen sie sich davon nicht. „Die Grundsubst­anz ist halt hundsalt“, sagt Tobisch achselzuck­end.

Das Gebäude war in den 1940erJahr­en eine Baracke der Wachmannsc­haft, die die im Schloss interniert­en Menschen aus Jersey beaufsicht­igt hat. Wohl in den 1950er-Jahren wurde es dann an seinen heutigen Standort versetzt, wo es lange Zeit den Bad Wurzacher Schützen als Unterkunft diente. 1975 übergaben diese es dann der Turnabteil­ung, die es zuletzt 1995 renoviert hat.

 ?? FOTO: STEFFEN LANG ?? Florian Tobisch (links) und Thomas Grandl im Inneren der „Baustelle Turnerheim“(kleines Bild).
FOTO: STEFFEN LANG Florian Tobisch (links) und Thomas Grandl im Inneren der „Baustelle Turnerheim“(kleines Bild).

Newspapers in German

Newspapers from Germany