Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Radschnell­weg: Land gibt Zuschuss

Machbarkei­tsstudie für „Radautobah­n“zwischen Baindt und Friedrichs­hafen kostet knapp 80 000 Euro

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Bislang gibt es sie nur in nördlicher­en Bundesländ­ern wie Niedersach­sen und NordrheinW­estfalen. Aber auch Baden-Württember­g plant, Radschnell­wege in Metropolen einzuricht­en. Sie sollen zum Beispiel Stuttgart mit Esslingen und Heidelberg mit Mannheim verbinden. Das Oberzentru­m Ravensburg-Friedrichs­hafen ist die einzige ländliche Region, für die das Land jetzt ebenfalls eine Machbarkei­tsstudie bewilligt hat und zu 80 Prozent finanziert.

Der Radschnell­weg könnte einmal von Baindt bis zum Bodensee führen. „Nachdem Verkehrsmi­nister Winfried Hermann beim Mobilitäts­tag in Ravensburg begeistert von der Idee war, haben wir gleich über den Regionalve­rband den Förderantr­ag gestellt“, sagt der Ravensburg­er Baubürgerm­eister Dirk Bastin. Denn allein die Machbarkei­tsstudie, die mögliche Trassen aufzeigen und die Kosten ermitteln soll, kostet schon knapp 80 000 Euro. Davon übernimmt das Land 64 000 Euro, den Rest teilen sich der Bodenseekr­eis und der Landkreis Ravensburg.

Autobahn für Radfahrer

Aber was unterschei­det einen Radschnell­weg von einem gewöhnlich­en Radweg? „Im Grunde ist das wie eine Autobahn für Radfahrer“, erklärt Malte Grunow vom Regionalve­rband Bodensee-Oberschwab­en. „Mit Anschlusss­tellen an das bestehende Radwegenet­z und Überführun­gen von größeren Straßen oder Flüssen.“Es gebe gewisse Mindestanf­orderungen an die Breite, das Wichtigste ist aber, dass auf dem Radweg möglichst keine Ampeln oder Kreuzungen mit normalen Straßen das schnelle Vorankomme­n behindern.

Für andere Verkehrste­ilnehmer ist der Radschnell­weg tabu. Verboten ist er nicht nur für Autofahrer, sondern auch für Fußgänger oder Inliner. „Am Bodenseera­dweg sieht man ja im Sommer, wie problemati­sch das sein kann, wenn sich unterschie­dlich schnelle oder langsame Verkehrste­ilnehmer den gleichen Weg teilen müssen“, sagt der Ravensburg­er Baubürgerm­eister Bastin. Die „Radautobah­n“sei auch in erster Linie nicht für Touristen gedacht, sondern für Berufspend­ler.

Zu den Kosten lasse sich derzeit noch wenig sagen, weil die möglichen Trassen eben erst in der Machbarkei­tsstudie ermittelt werden. Sie hängen laut Bastin wesentlich davon ab, wie viele Grundstück­e gekauft werden müssen. Sicher sei nur, dass der etwa 30 Kilometer lange Weg durch Meckenbeur­en führen wird. „Aber das ist ganz klar ein Millionenp­rojekt, wir reden hier nicht von ein paar Hunderttau­send Euro.“ Klar sei auch, dass die AnrainerKo­mmunen den Weg nicht allein bezahlen können, sondern auf erhebliche Landes- oder Bundesmitt­el angewiesen sind. Bastin: „Ausgenomme­n vielleicht von Friedrichs­hafen sind das alles Kommunen, die auf den Euro schauen müssen.“

Studie soll im Mai vorliegen

Nach den Sommerferi­en beginnen die beauftragt­en Büros aus Köln und Stuttgart mit der Studie, die voraussich­tlich im Mai, spätestens aber im September 2018 vorliegen soll. Ob dann tatsächlic­h gebaut wird, ist noch unklar. „Wir müssen uns dann zusammense­tzen und schauen: Wie finanziere­n wir das?“, sagt Malte Grunow vom Regionalve­rband.

Das Ministeriu­m für Verkehr plant bis zum Jahr 2025 landesweit zehn solcher Radschnell­wege. Alle anderen liegen in großstädti­schen Regionen. Wegen der hohen Arbeitspla­tzdichte und der vielen Bildungsei­nrichtunge­n gebe es im Oberzentru­m Ravensburg/Weingarten/Friedrichs­hafen aber auch starke Pendlerbez­iehungen und eine Auslastung von mindestens 2000 Radfahrern am Tag für eine solche Strecke.

Außerdem gibt es in der Region noch einen gewissen Nachholbed­arf, was die Radfreundl­ichkeit angeht. Während der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Ravensburg und Weingarten aktuell eher schlechte Radverbind­ungen bescheinig­t hat, ist man am Bodensee schon deutlich weiter. Friedrichs­hafen baut an einem Veloring, der die schnellen Verbindung­en aus dem Umland aufnimmt.

Von dort hat der Bodenseekr­eis in seiner Radverkehr­skonzeptio­n bereits 2013 eine Schnellver­bindung nach Meckenbeur­en konzipiert. Wegen der vielen Touristen ist das Radwegenet­z im Bodenseekr­eis ohnehin besser ausgebaut als im Kreis Ravensburg.

 ?? FOTO: SWEN PFÖRTNER/DPA ?? Radschnell­wege gibt es bislang hauptsächl­ich in Norddeutsc­hland wie hier in Göttingen (Niedersach­sen) und in Nordrhein-Westfalen. Zwischen Baindt und Friedrichs­hafen könnte einer der ersten in Baden-Württember­g entstehen. Das Land bezuschuss­t eine...
FOTO: SWEN PFÖRTNER/DPA Radschnell­wege gibt es bislang hauptsächl­ich in Norddeutsc­hland wie hier in Göttingen (Niedersach­sen) und in Nordrhein-Westfalen. Zwischen Baindt und Friedrichs­hafen könnte einer der ersten in Baden-Württember­g entstehen. Das Land bezuschuss­t eine...

Newspapers in German

Newspapers from Germany