Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Im Fahnenwald klaffen Lücken
Installation soll in Oberstaufen das Allgäu symbolisieren – Doch einige Flaggen fehlen
OBERSTAUFEN - Das Allgäu ist bunt, das Allgäu ist groß. Es erstreckt sich auf einer gepflegten parkähnlichen Anlage zwischen dem Heimatmuseum Strumpfar-Haus und der Alpe Vögelsberg in Oberstaufen. Dort wehen an 85 Masten die farbenfrohen Flaggen von Allgäuer Kommunen und Vereinen. Dieser Fahnenwald symbolisiert das Allgäu. Doch es klaffen Lücken.
Um die Flagge des Landkreises Oberallgäu herum zum Beispiel flattern vor allem die Wappen der nördlichen Gemeinden: von Dietmannsried bis Sulzberg, von Betzigau bis Weitnau. Die südlichen Gefilde vertreten lediglich Missen-Wilhams, Burgberg und Oberstaufen. Für Immenstadt wirbt das gelbe Rad des Museums Hofmühle. Doch wo sind zum Beispiel die Banner von Oberstdorf, Sonthofen, Bad Hindelang, Fischen geblieben?
Die Ursachen liegen weit zurück: Vor 1200 Jahren erwähnt eine Urkunde erstmals die Region „Albigauge“. Ein Mönch namens Wisirih hat sich dort angesiedelt und unterstellt sich und seine Zelle, die er Wisihrescella nennt, dem Schutz des Klosters Sankt Gallen. Wisihrescella ist das heutige Zell bei Oberstaufen.
Dieses Jubiläum hat der Heimatbund Allgäu mit Sitz in Kempten zum Anlass genommen, die Region durch einen Fahnenwald darzustellen, ergänzt um Schautafeln von berühmten Persönlichkeiten und historischen Ereignissen. Die Kommunen wurden gebeten, für das Projekt eine Fahne zu stiften. Kostenpunkt: 250 Euro. Doch nicht alle Städte und Gemeinden beteiligten sich.
„In manchen wurde das Projekt nicht für so wichtig befunden“, bewertet Karl Stiefenhofer, Vorsitzender des Heimatbunds Allgäu, die Absage einiger Gemeinderäte. Manche Kommunen reagierten auf den Aufruf auch gar nicht. Warum, das will Karl Stiefenhofer jetzt in Erfahrung bringen. Er möchte, dass der Fahnenwald wächst und möglichst jede Gemeinde in ihm vertreten ist. Er appelliert deshalb an die Vertreter der Kommunen, bei diesem Projekt mitzumachen. Denn: „Die Allgäuer sollten solidarisch sein.“
Schließlich solle der Fahnenwald, der bis September in Oberstaufen steht, an weiteren Orten gezeigt werden. Stiefenhofer wünscht sich: zum Beispiel in Sonthofen. Die Stadt freilich hat noch keine Fahne gestiftet.
Das unbeantwortete Angebot
Dabei wollte sie, wie Sprecherin Petra Wilhelm erklärt. Doch die EMail, in der Sonthofen anbot, sich am Fahnenwald zu beteiligen, sei vom Heimatbund nie beantwortet worden. Dabei enthielt die elektronische Post auch zwei konkrete Fragen: ob das beigefügte Wappen der Stadt für den Druck ausreiche, und bis wann das Geld überwiesen werden solle.
Im Ostrachtal hat sich ein anderes Problem mit dem Fahnenwald aufgetan: Für Bad Hindelang habe sich der „richtige Wert der Sache nicht erschlossen“, berichtet Kurdirektor Maximilian Hillmeier nach Rücksprache mit Editha Kuisle, die den erkrankten Bürgermeister Adalbert Martin im Amt vertritt. Der Vorgang sei „liegen geblieben“. Es habe auch niemand nachgefragt.
In Immenstadt habe sich der Heimatbund an den Heimatverein gewendet, nachdem die Stadt auf die Anfrage nicht reagiert habe, berichtet Karl Milz vom Heimatbund Allgäu. Deshalb prangt nun in Oberstaufen nicht das Immenstädter Stadtwappen im Fahnenwald, sondern das Signet des Museums Hofmühle, das der Heimatverein betreibt. In der Stadt könne momentan niemand Auskunft geben, bedauert Sprecherin Silvia Bauer. Der zuständige Sachbearbeiter sei in Urlaub. Der Heimatbund selbst stiftete für Immenstadt eine Schautafel, die an einen bedeutenden Sohn der Stadt erinnert: Fidel Schlund (1805 bis 1892), einen Kämpfer für Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit.
Er reiht sich nun, sein Konterfei an einen Fahnenmast gelehnt, in die Galerie weiterer Allgäuer Persönlichkeiten ein, die den Fahnenwald am Fuße einzelner Masten ergänzen: darunter Carl Hirnbein, der Pionier der Milchwirtschaft und des Fremdenverkehrs, oder Johann Schroth, der das nach ihm benannte Naturheilverfahren nach Oberstaufen brachte.