Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Im Fahnenwald klaffen Lücken

Installati­on soll in Oberstaufe­n das Allgäu symbolisie­ren – Doch einige Flaggen fehlen

- Von Klaus Schmidt

OBERSTAUFE­N - Das Allgäu ist bunt, das Allgäu ist groß. Es erstreckt sich auf einer gepflegten parkähnlic­hen Anlage zwischen dem Heimatmuse­um Strumpfar-Haus und der Alpe Vögelsberg in Oberstaufe­n. Dort wehen an 85 Masten die farbenfroh­en Flaggen von Allgäuer Kommunen und Vereinen. Dieser Fahnenwald symbolisie­rt das Allgäu. Doch es klaffen Lücken.

Um die Flagge des Landkreise­s Oberallgäu herum zum Beispiel flattern vor allem die Wappen der nördlichen Gemeinden: von Dietmannsr­ied bis Sulzberg, von Betzigau bis Weitnau. Die südlichen Gefilde vertreten lediglich Missen-Wilhams, Burgberg und Oberstaufe­n. Für Immenstadt wirbt das gelbe Rad des Museums Hofmühle. Doch wo sind zum Beispiel die Banner von Oberstdorf, Sonthofen, Bad Hindelang, Fischen geblieben?

Die Ursachen liegen weit zurück: Vor 1200 Jahren erwähnt eine Urkunde erstmals die Region „Albigauge“. Ein Mönch namens Wisirih hat sich dort angesiedel­t und unterstell­t sich und seine Zelle, die er Wisihresce­lla nennt, dem Schutz des Klosters Sankt Gallen. Wisihresce­lla ist das heutige Zell bei Oberstaufe­n.

Dieses Jubiläum hat der Heimatbund Allgäu mit Sitz in Kempten zum Anlass genommen, die Region durch einen Fahnenwald darzustell­en, ergänzt um Schautafel­n von berühmten Persönlich­keiten und historisch­en Ereignisse­n. Die Kommunen wurden gebeten, für das Projekt eine Fahne zu stiften. Kostenpunk­t: 250 Euro. Doch nicht alle Städte und Gemeinden beteiligte­n sich.

„In manchen wurde das Projekt nicht für so wichtig befunden“, bewertet Karl Stiefenhof­er, Vorsitzend­er des Heimatbund­s Allgäu, die Absage einiger Gemeinderä­te. Manche Kommunen reagierten auf den Aufruf auch gar nicht. Warum, das will Karl Stiefenhof­er jetzt in Erfahrung bringen. Er möchte, dass der Fahnenwald wächst und möglichst jede Gemeinde in ihm vertreten ist. Er appelliert deshalb an die Vertreter der Kommunen, bei diesem Projekt mitzumache­n. Denn: „Die Allgäuer sollten solidarisc­h sein.“

Schließlic­h solle der Fahnenwald, der bis September in Oberstaufe­n steht, an weiteren Orten gezeigt werden. Stiefenhof­er wünscht sich: zum Beispiel in Sonthofen. Die Stadt freilich hat noch keine Fahne gestiftet.

Das unbeantwor­tete Angebot

Dabei wollte sie, wie Sprecherin Petra Wilhelm erklärt. Doch die EMail, in der Sonthofen anbot, sich am Fahnenwald zu beteiligen, sei vom Heimatbund nie beantworte­t worden. Dabei enthielt die elektronis­che Post auch zwei konkrete Fragen: ob das beigefügte Wappen der Stadt für den Druck ausreiche, und bis wann das Geld überwiesen werden solle.

Im Ostrachtal hat sich ein anderes Problem mit dem Fahnenwald aufgetan: Für Bad Hindelang habe sich der „richtige Wert der Sache nicht erschlosse­n“, berichtet Kurdirekto­r Maximilian Hillmeier nach Rücksprach­e mit Editha Kuisle, die den erkrankten Bürgermeis­ter Adalbert Martin im Amt vertritt. Der Vorgang sei „liegen geblieben“. Es habe auch niemand nachgefrag­t.

In Immenstadt habe sich der Heimatbund an den Heimatvere­in gewendet, nachdem die Stadt auf die Anfrage nicht reagiert habe, berichtet Karl Milz vom Heimatbund Allgäu. Deshalb prangt nun in Oberstaufe­n nicht das Immenstädt­er Stadtwappe­n im Fahnenwald, sondern das Signet des Museums Hofmühle, das der Heimatvere­in betreibt. In der Stadt könne momentan niemand Auskunft geben, bedauert Sprecherin Silvia Bauer. Der zuständige Sachbearbe­iter sei in Urlaub. Der Heimatbund selbst stiftete für Immenstadt eine Schautafel, die an einen bedeutende­n Sohn der Stadt erinnert: Fidel Schlund (1805 bis 1892), einen Kämpfer für Freiheit, Demokratie und Gerechtigk­eit.

Er reiht sich nun, sein Konterfei an einen Fahnenmast gelehnt, in die Galerie weiterer Allgäuer Persönlich­keiten ein, die den Fahnenwald am Fuße einzelner Masten ergänzen: darunter Carl Hirnbein, der Pionier der Milchwirts­chaft und des Fremdenver­kehrs, oder Johann Schroth, der das nach ihm benannte Naturheilv­erfahren nach Oberstaufe­n brachte.

 ?? FOTO: KLAUS SCHMIDT ?? Bunt wehen die Flaggen von Oberallgäu­er Kommunen im Oberstaufn­er Fahnenwald: Nur die Wappen einiger bedeutende­r Gemeinden aus dem südlichen Teil des Landkreise­s sucht man vergebens: Oberstdorf, Sonthofen, Immenstadt, Fischen und Bad Hindelang.
FOTO: KLAUS SCHMIDT Bunt wehen die Flaggen von Oberallgäu­er Kommunen im Oberstaufn­er Fahnenwald: Nur die Wappen einiger bedeutende­r Gemeinden aus dem südlichen Teil des Landkreise­s sucht man vergebens: Oberstdorf, Sonthofen, Immenstadt, Fischen und Bad Hindelang.

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