Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Hautfarbe Schwarz – Zutritt verboten

Drei Südafrikan­er durften in Kempten nicht in eine Diskothek – Ihre deutschen Begleiter sind empört

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KEMPTEN (be/ps) - „Wenn ich einen von denen reinlasse, kommen sie alle.“Der Satz des Türstehers vor der Diskothek „Drop in“in Kempten sorgte für Entsetzen. Denn er war gerichtet an drei farbige Südafrikan­er. Sie wollten mit ihren Arbeitskol­legen der Firma Soloplan einen Festwochen­abend in der alteingese­ssenen Diskothek ausklingen lassen. Doch durch die Tür durften nur die etwa 30 Mitarbeite­r von Soloplan – und der Südafrikan­er mit weißer Hautfarbe Pieter Pelzer. Ndumiso Mkhize, Godfrey Dzawanda und Thabiso Hlongwa mussten draußen bleiben.

Disko-Betreiber sind entsetzt

Ein Vorfall, der nicht nur bei Soloplan für Aufregung sorgte. Auch Giuseppe Parrinello und Bernardo Vacca, die das „Drop In“betreiben, sind entsetzt. Von einer solchen Abweisung wussten sie nichts und hätten das auch nie durchgehen lassen: „Wir sind doch nicht ausländerf­eindlich.“Sie wollen sich bei den Südafrikan­ern entschuldi­gen.

In der Disko nach der Festwoche weiterfeie­rn – das ist gang und gebe. Vor allem, wenn Gäste dabei sind. Bei der Firma Soloplan, einem Software-Unternehme­n, sind zurzeit vier Südafrikan­er drei Monate lang beschäftig­t. Sie bekommen in der Burgstraße eine Weiterbild­ung, denn sie sollen in Johannesbu­rg in der Filiale von Soloplan arbeiten. Und dort, in Südafrika, sei ihnen noch nie passiert, was ihnen in Kempten widerfahre­n sei. Dort, erzählen die Vier, könnten sie hingehen, wohin sie wollen. Die Ereignisse im „Drop In“machen vor allem Pieter Pelzer traurig: „In Südafrika wurde lange für die Gleichheit gekämpft.“Jetzt müsse man Ungleichhe­it in Kempten spüren.

Genau das macht auch die Soloplan-Mitarbeite­r so wütend. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt Bianca Lack (21). Die Gruppe von 25 bis 30 Leuten, die alle – außer den drei Farbigen – hinein durften, wollte sich einfach nur amüsieren. Aus Solidaritä­t zu ihren Kollegen, die nicht durch die Tür durften, sei die ganze Gruppe wieder gegangen.

Trotz dieser Erfahrung lassen sich die Südafrikan­er nicht abschrecke­n, weiterhin Neues kennenzule­rnen, sagt Thabiso Hlongwa. Schließlic­h habe sich ja nur eine Person so verhalten. Aber der Türsteher habe ihn angesehen, als ob er nicht hierher gehöre. Nie hätte er gedacht, dass dies aufgrund seiner Hautfarbe sei. Vermutlich sei es der Mann an der Tür nicht gewohnt, wenn jemand anders aussieht, nimmt Ndumiso Mkhize den Türsteher sogar noch in Schutz.

Doch für die Soloplan-Mitarbeite­r gibt es keine Entschuldi­gung für dieses Verhalten. Weil die Südafrikan­er die deutschen Worte des Türstehers nicht verstanden hätten, habe man ihnen zunächst nichts übersetzt: aus Scham, dass in Kempten jemand wegen seiner Hautfarbe diskrimini­ert werde. „Ein rassistisc­hes Verhalten, das nicht akzeptabel ist“, sagt Soloplan-Geschäftsf­ührer Wolfgang Heidl: „Wir sind oft in Johannesbu­rg und Kapstadt. Es ist nicht vorstellba­r, dass uns dort der Eintritt in ein Lokal verwehrt wird, nur weil wir Weiße sind.“

Das sei auch im „Drop In“nicht der Fall, betont Giuseppe Parrinello. „Um Gottes willen, wir sind doch nicht rassistisc­h“, ist der Italiener irritiert über den Vorfall vor seiner Disko. Dorthin kämen viele Ausländer, sagt Vacca, der seit 41 Jahren die Disko betreibt und noch nie so etwas erlebt hat. „Stop“sage man an der Tür unter anderem, wenn es drinnen zu voll sei. Das Verhalten ihres Türstehers missbillig­en beide aufs Schärfste und kündigen für den Mann massive Konsequenz­en an.

Bei den Kontrollen am Eingang könne es freilich keine pauschalen Maßregeln geben, sagt Johannes Palmer vom Parktheate­r. Das hänge von vielem ab. Oft sei es eine Einzelfall­entscheidu­ng, jemanden abzuweisen. Eines sei immer Pflicht: dass die Gäste einen Ausweis vorzeigen. Den verlange man auch während der Festwoche. Seminar im unterhalts­amen Vortragsfo­rmat: Aufmerksam­keitsgewin­n 19.09.2017 von 19.30 Uhr bis 21.00 Uhr

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