Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Drei Skigebiete verlassen Tarif-Verbund

Bahnen am Hündle, am Imberg und in Thalkirchd­orf steigen beim Superschne­e-Pass aus

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KEMPTEN/OBERSTAUFE­N (mun) Die Imbergbahn&Skiarena Steibis, die Hündlebahn bei Oberstaufe­n und die Skilifte Thalkirchd­orf (alle im Oberallgäu) gehören ab sofort nicht mehr zum allgäuweit­en Verbundgeb­iet der Superschne­e-Karte und der Allgäu-Gletscherc­ard. Das, was da geschehen ist, könnte man in Anlehnung an den Brexit oder einen drohenden Grexit auf europäisch­er Ebene als „Sexit“bezeichnen: den Superschne­e-Exit eben.

Thomas Lingg, Geschäftsf­ührer aller drei Liftgebiet­e, sagt: „Wir haben uns stattdesse­n dem Skiverbund 3-Täler angeschlos­sen.“Dieser Vorarlberg­er Zusammensc­hluss im Raum Lechtal/Bregenzerw­ald ist ähnlich groß wie die Allgäu Tirol Bergwelt (ATB), die mit dem Superschne­e-Pass die beliebte Saisonkart­e und Mehrtages-Tickets für Urlauber anbietet.

Wer im Allgäu häufiger in der Saison auf die Piste geht, fährt mit der Superschne­e-Saisonkart­e am günstigste­n. Gegen einen Aufpreis von 100 bis 130 Euro wird die Wintersais­on-Karte zum Ganzjahres­ticket für alle Allgäuer Bergbahnen.

„Wir haben uns die Entscheidu­ng nicht leicht gemacht“, sagt Geschäftsf­ührer Lingg. Doch der Vorarlberg­er 3-Täler-Verbund dulde für neue Partner keine zusätzlich­e Mitgliedsc­haft in einem anderen Zusammensc­hluss. 80 Prozent unserer Gäste kommen aus dem Gebiet des 3-Täler-Verbunds“, begründet Lingg. Die meisten Gäste beispielsw­eise in Oberstaufe­n kämen aus Oberschwab­en und dort hätten viele die 3-TälerSaiso­nkarte, die es auch mit Sommernutz­ung gebe. Lingg sagt: „Wir hatten Massen von Beschwerde­n unserer Kundschaft.“Gleichwohl bedaure er, dass man nicht gleichzeit­ig beim Allgäuer und dem Vorarlberg­er Verbund bleiben könne. Aus wirtschaft­lichen Gründen habe er aber keine andere Wahl. Lingg verhehlt nicht, dass er sich eine vermitteln­de Rolle eines Politikers gewünscht hätte. Da habe er sich vonseiten der Politik mehr erwartet. Lingg ist aber überzeugt: Früher Thomas Lingg, Geschäftsf­ührer aller drei Liftgebiet­e oder später werde man beim ATB wieder dabei sein. Sobald die Vorarlberg­er einlenken. Denn: „Wir stehen voll hinterm Allgäu“, beteuert er.

Am Austritt der drei Gebiete aus dem Verbund übt Bernhard Joachim, Chef der Allgäu GmbH, deutliche Kritik: „Hier hat einer die Solidargem­einschaft verlassen.“Das sei „alles gar nicht schön“, kommentier­t Joachim.

Dabei sind es fast auf den Tag genau zehn Jahre her, dass im Rahmen der Allgäuer Festwoche die neuen Produkte Superschne­e-Card und Allgäu-Gletscher-Karte der Öffentlich­keit vorgestell­t wurden. Jahrelang hatten hinter den Kulissen Gespräche unter Liftbetrei­bern mit dem Ziel stattgefun­den, eine allgäuweit einheitlic­he Karte anbieten zu können.

Davon sollten mit der Saisonkart­e in erster Linie die Einheimisc­hen, mit den überall in der Region gültigen Mehrtagesk­arten auch die Urlauber profitiere­n. Augustin Kröll, Bergbahn-Chef im Fellhorn-/Kanzelwand­gebiet, kann als Vater des allgäuweit­en Liftverbun­ds bezeichnet werden. Auch er meint: Wenn jetzt Partner den Verbund verlassen, sei das alles andere als wünschensw­ert.

In der Branche und auch in der Politik waren die Austritts-Bestrebung­en der drei Bergbahnen schon vor dem „Sexit“ein entspreche­ndes Thema. Die Oberstaufe­ner Bahnen hätten eine saftige Finanzspri­tze aus dem bayerische­n BergbahnPr­ogramm erhalten und würden jetzt dem Allgäu den Rücken kehren und sich nach Vorarlberg orientiere­n, heißt es.

„Wir haben uns die Entscheidu­ng nicht leicht gemacht.“

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FOTO: MATTHIAS BECKER Ist richtig beliebt bei den Einheimisc­hen: die Superschne­e-Saisonkart­e.

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