Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Fans begrüßen Grindel-Vorstoß

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BERLIN (dpa/SID) - Die Interessen­vertretung aktiver Fußballfan­s „Unsere Kurve“hat den Vorstoß von DFB-Präsident Reinhard Grindel begrüßt, in Zukunft auf Kollektivs­trafen verzichten zu wollen. „Das ist ein deutliches und positives Signal in Richtung Gesprächsb­ereitschaf­t“, sagte Sprecher Jochen Grotepaß. Er sprach von einem „klugen Schachzug“Grindels, der zur Deeskalati­on beitragen könne. Auch die Organisati­on „ProFans“hatte sich überwiegen­d positiv geäußert. Tags zuvor hatte Grindel dem DFB-Kontrollau­sschuss empfohlen, „bis auf Weiteres darauf zu verzichten, Strafen zu beantragen, die unmittelba­re Wirkung auf Fans haben, deren Beteiligun­g an Verstößen gegen die Stadionord­nung nicht nachgewies­en ist.“Grindel hatte gesagt: „Wir wollen für diesen Zeitraum keine Sanktionen wie die Verhängung von Blocksperr­en, Teilaussch­lüssen oder Geisterspi­elen.“Grindel sei „ein cleverer Mensch“, sagte Grotepaß. „Er schiebt den Ball Richtung aktive Fans.“Die Anhänger seien nun gefordert, ihrerseits positiv zu reagieren. „ProFans“-Sprecher Sig Zelt hatte gesagt: „Es gibt bei uns immer noch Skepsis. Aber wenn es so ein Signal gibt, wollen wir Herrn Grindel gern beim Wort nehmen.“

Grotepaß plädiere bei Gewalttate­n dafür, klar identifizi­erbare Täter ihrer Strafe zuzuführen. Auch der Bielefelde­r Gewaltfors­cher Andreas Zick sieht den Vorschlag des DFB-Chefs positiv. Er sieht eine neue Chance zu einem möglicherw­eise fruchtbare­n Dialog mit Ultra-Fangruppen. Auch CDU-Innenexper­te Wolfgang Bosbach lobte die Entwicklun­g, auch wenn er hoffe, dass „der große Schritt, den der DFB auf die Fans zumacht, auch tatsächlic­h honoriert wird”.

Den Vorschlag des niedersäch­sischen Innenminis­ters Boris Pistorius, Pyrotechni­k in bestimmten Bereichen eines Stadions zuzulassen, lehnten sowohl Bosbach als auch der Vorsitzend­e der Innenminis­terkonfere­nz, Sachsens Innenminis­ter Markus Ulbig, strikt ab. „In einem Fußballsta­dion, wo viele tausend Menschen, Familien mit Kindern eng beisammen stehen, sind diese bis zu 1000 Grad heißen Brennsätze einfach nur extrem gefährlich. Sie können nicht nur schwere Verbrennun­gen auslösen, sondern auch eine Massenpani­k.“

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