Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Totale Sicherheit gibt es nicht

- Von Ralph Schulze politik@schwaebisc­he.de

Spanien ist nach der Terrorseri­e in Barcelona und im katalanisc­hen Urlaubsort Cambrils im Schockzust­and erwacht. Und mit der Gewissheit, dass eine gut organisier­te islamistis­che Terrorzell­e in der Lage war, trotz großer polizeilic­her Sicherheit­smaßnahmen im touristisc­hen Herzen der Nation zuzuschlag­en.

Die traurige Erkenntnis nach diesen Attentaten lautet: Es gibt keine totale Sicherheit. Auch nicht in Spanien, das seit Jahren bei den Reisenden als friedliche Urlaubsoas­e gilt. Vor allem diesem Ruf hat es das südeuropäi­sche Land zu verdanken, dass der Tourismus zuletzt wie noch nie boomt. Urlauber, die früher in die Türkei, nach Ägypten oder Tunesien reisten, kommen nun auf die iberische Halbinsel.

Die spanischen Anti-Terror-Fahnder dürfen bei der Rasterfahn­dung und der Kommunikat­ionsüberwa­chung sehr viel mehr als ihre Kollegen in den Nachbarlän­dern. Auch deswegen wurden viele islamistis­che Terrorverd­ächtige in jüngster Zeit festgenomm­en. Erst Ende Juni war auf Mallorca eine vierköpfig­e Terrorzell­e aufgefloge­n, die konkrete Anschlagsp­läne hatte. Die Polizei fand Verbindung­en der Gruppe zu den Attentäter­n, die im November 2015 den Pariser Konzertsaa­l des Bataclan-Theaters stürmten und 90 Menschen töteten. Spaniens Terrorszen­e ist internatio­nal gut vernetzt.

Es ist eine gesellscha­ftliche Herausford­erung, dem Terror nicht nachzugebe­n. Spanien lieferte schon mehrmals Beispiele für Zivilcoura­ge: Etwa nach dem islamistis­chen Terroransc­hlag am 11. März 2004, als ein Terrorkomm­ando in Madrid vier Vorortzüge in die Luft jagte und 191 Menschen tötete. Anschließe­nd gingen Millionen Spanier auf die Straßen und demonstrie­rten gegen den Terror.

Oder im langen Kampf gegen die baskische Terror-Organisati­on ETA: Die ETA hat in den letzten Jahrzehnte­n mehr als 800 Menschen umgebracht. Sie konnte schließlic­h auch deswegen in die Knie gezwungen und isoliert werden, weil die Bevölkerun­g im Baskenland wie in ganz Spanien aufstand und rief: „Basta ya – Schluss jetzt.“

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