Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Kinder liefern vielfältige Ideen
Tourneetheatermacher Achim Sonntag – und warum sein Clown mit spanischem Akzent spricht
ISNY/WENGEN - Bei „Isny macht blau“hat er schon mit spontanem Straßentheater – sogenannten „Walk Acts“– die Passanten unterhalten. Bedingt durch die Nachbarschaft der Stadt zu seinem Wohnort Wengen und dank des schönen Wetters hat er mit einer seiner Töchter und deren Freundin auf dem diesjährigen Theaterfestival gezeltet. Er mischt sich gerne unter kreative Menschen, junge wie alte. Am kommenden Montag, 21. August, im Bürgerhaus von Weitnau, oder noch einmal am 6. September in Buchenberg in der Sommerau, hofft Achim Sonntag nun auf Gegenbesuch der Baden-Württemberger im Bayerischen: Mit seiner ClownFigur „Joaquino Payaso und seinen sieben Koffern“feiert der Kindertheatermacher jeweils um 16 Uhr das 28-jährige Bühnenjubiläum seines ersten Programms für Kinder ab drei Jahren.
Das hatte genau am 7. September 1989 Premiere: „In einem kleinen Dorf in Spanien, wo ich damals gelebt habe, wollte ich zur Dorf-Fiesta was für Kinder machen“, erinnert sich Sonntag. Bis dahin sei dort nur „langweiliges Puppentheater“gespielt worden: „Ich habe mich angeboten, man hat meinen Vorschlag angenommen, so kam das Stück zum ersten Mal öffentlich auf die Bühne, und deshalb hat mein Clown auch einen spanischen Namen“. Beim damaligen Auftritt – natürlich auf Spanisch – hätten die Kinder natürlich seinen deutschen Akzent herausgehört. „Das hat die Figur für sie aber interessanter und rätselhafter gemacht“, ist Sonntag überzeugt. Weshalb er, als er nach Deutschland zurückkehrte, den Spieß kurzerhand umdrehte: Joaquino Payaso spricht heute Deutsch mit spanischem Akzent.
Der Vater von fünf Kindern, drei erwachsenen und zwei, die noch bei ihm zuhause in Wengen leben, schwärmt davon, wie schön es sei, „seit 30 Jahren kreativ unterwegs zu sein – da entstehen Autobahnen im Hirn, wobei man nicht jede Idee, die man hat, auch umsetzen muss“. So ist der spanische Clown nur eine Figur des Kindertheatermachers: „Ansonsten bin ich mit ganz verschiedenen Stücken auf Tournee, durchschnittlich eine Woche pro Monat, bis zu 300 Kilometer Enfernung mache ich auch mal eine Tagestour.“In ganz Deutschland oder auch Österreich habe er „treue Veranstalter“, die ihn seit Jahren immer wieder buchen: Büchereien, Jugendkulturzentren, Gemeinden, die im festen Rhythmus Kindertourneetheater anbieten, Sommer-Open-Airs, Kinderfeste, Gartenschauen. Mit einem neuen Stück tourt er im Herbst nach Hamburg, Schwerin und Sylt. Auf die Kosten einer Tour komme er über die Zahl seiner Auftritte, erklärt Sonntag: „Spielen, spielen, spielen auf der Bühne – das ist das Beste für einen Schauspieler, der Kontakt, die Berührung mit dem Publikum.“
Es steckt auch sonst jede Menge Arbeit hinter dem Spaß für Kinder: Idee, Entwicklung und Produktion eines Stückes, Requisiten, Werbematerial, Fotos, Pressetexte – all das realisiert der seit zehn Jahren in Wengen Lebende auf eigene Faust. Lediglich der Regisseur ist als zweiter Mann im Tourneetheater das willkommene Korrektiv. Denn er klebe nicht an einer Figur oder einem Stück, sagt Sonntag, je nach Inhalt könne sich jederzeit etwas Neues entwickeln. So sei das Stück mit den sieben Koffern schon gewachsen und gereift, „weil es offen fürs Publikum ist, die Kinder können reinrufen, so sind viele kleine Gags erst entstanden“, und überhaupt mache es ihm „Spaß, Sachen aus spontanen Begegnungen mit Leuten aufzugreifen“und anschließend mit seinem Regisseur auszuarbeiten.
Vor allem nach Rückmeldungen von Kindern: „Fürs neue Programm im Herbst arbeite ich aktuell an ein paar akrobatischen Elementen“, erzählt Sonntag. Konkret übt er, die Balance zu halten, während er auf einem Minifahrrad fährt. „Meine Tochter findet, wenn das mit mir hintenüber kippt, das muss dabei sein.“Oder: Als sein Sohn elf Jahre alt war, habe er „ein Utensil zum Einschlafen gehabt, eine Stofftierratte“. Weil ohne die der Sandmann nicht kommen wollte, mussten „Ersatzratten“her für die Zeit, da die eine gewaschen werden musste. „Irgendwann hatten wir drei Ratten und mit denen habe ich dann angefangen zu jonglieren“, skizziert Achim Sonntag beispielhaft den Ursprung einer neuen Nummer. Und er weiß als fünffacher Familienvater: „Im Umgang mit Kindern kommt man unweigerlich immer wieder auf neue Ideen.“
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