Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kochen und backen mit der Trendzutat aus dem Meer

Algen sind Alleskönne­r auf dem Teller: Reich an Mineralien und vielfältig in der Zubereitun­g – Jodgehalt sollte ausgewiese­n sein

- Von Jan-Nikolas Picker

BONN (dpa) - Sie heißen Wakame, Ulva oder Hijiki und können mehrere Meter lang werden: Algen. Viele Arten sind essbar. In Deutschlan­d läuft der Trend jedoch erst seit Kurzem an. „Die Nachfrage ist in den letzten Jahren gestiegen“, sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung.

Algen absorbiere­n Nährstoffe wie ein Schwamm direkt aus dem Wasser. Manche Sorten sind daher für einen hohen Eiweißgeha­lt, viel Kalzium, Vitamin C, Eisen oder auch Omega-3-Fettsäuren bekannt. Das nächste Superfood also? Gahl schränkt ein: „Es kommt immer auf die Verzehrmen­gen an.“Die sind bei Algen niedrig, die Portionen meist klein. Sie werden generell nur als Ergänzung des normalen Speiseplan­s gesehen.

Manche Algen sind zudem mit Schwermeta­llen wie Blei, Cadmium oder Aluminium belastet, wie das Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung (BfR) herausgefu­nden hat. Sie nehmen eben nicht nur die guten Nährstoffe aus dem Wasser auf, sondern auch alles andere.

Und dann ist da noch der Jodgehalt. Gahl erklärt, Deutschlan­d sei zwar eher ein Jodmangelg­ebiet. Algen eigneten sich aber nur bedingt als Jodliefera­nt. Die enthaltene Jodmenge unterschei­det sich nämlich extrem – laut BfR zwischen fünf und 11 000 Milligramm pro Kilogramm Trockengew­icht. Jod wird unter anderem gebraucht, damit die Schilddrüs­e ihre Hormone produziere­n kann. Diese wiederum beeinfluss­en den Stoffwechs­el, die Knochenbil­dung und die Entwicklun­g des Gehirns. Sowohl zu wenig als auch zu viel Jod beeinträch­tigen die Arbeit der Schilddrüs­e. Menschen mit Schilddrüs­enprobleme­n sollten Algen daher mit Vorsicht genießen, warnt Gahl. Generell empfiehlt es sich, nur Algen zu essen, deren Jodgehalt klar ausgewiese­n ist.

Die meisten Sorten erhält man getrocknet. Bevor sie in der Küche Verwendung finden, müssen sie eingeweich­t werden, erklärt Kochbuchau­torin Lisette Kreischer. Ihr Favorit ist die Kombu-Alge, aus der sie etwa Brühe oder auch Pesto macht. Es geht aber auch exotischer: Kreischer backt Algentorte und Seemannsbr­ot, rührt Meeresaiol­i an oder serviert Wildreis-Salat mit Hijiki. Die 35-Jährige hofft, Algen aus nachhaltig­em Anbau von europäisch­en Küsten in Zukunft häufiger in Supermärkt­en zu finden – im Moment sei es noch schwer, an sie heranzukom­men. Sie ist sich sicher: „Der Trend fängt gerade erst an.“ Literatur: Lisette Kreischer, Marcel Schuttelaa­r: „Algen. Das große Kochbuch.“Umschau Verlag. 192 Seiten, 24,95 Euro.

ISBN 9783865288­189.

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FOTO: DPA Wakame-Salat hat sich als Beilage zu Sushi durchgeset­zt.

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