Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wenn der Bocksaal zum Himmel wird

Acht Kinder führen beim Kinderferi­enprogramm ihr eigenes Stück auf

- Von Christine King

LEUTKIRCH - Keine Viertelstu­nde hat das Ganze gedauert, und Theaterlei­terin Steffi Wimmer ist sich hinterher sicher: „So einen schnellen Durchlauf hatten wir noch nie.“Die Geschwindi­gkeit war bestimmt der Nervosität geschuldet, aber dem Verständni­s und der Spielfreud­e tat das keinen Abbruch. Langeweile konnte so erst gar nicht aufkommen. Ganz im Gegenteil.

Bereits zum 14. Mal kam der vom Jugendhaus organisier­te und unterstütz­te Theaterwor­kshop im Rahmen des Kinderferi­enprogramm­s zustande. Eine gewisse Profession­alität ist inzwischen deutlich spürbar. Ganze drei Theaterpro­fis hatten die Kinder im Alter zwischen acht und 18 Jahren vor sich: Neben den Theaterlei­tern Steffi Wimmer und Jörg Bietsch stand auch Colin Hausberg an den vier Workshop-Tagen zur Verfügung – ein praktizier­ender und gelernter Schauspiel­er aus Heidelberg, der mit vielen Tipps aus dem Profiallta­g aufwarten konnte. Wie immer durften die Kinder selbst entscheide­n, was überhaupt gespielt wird. „Thema, Kulisse, Rollenvert­eilung, alles entscheide­n wir gemeinsam, die Kinder haben sogar das Stück selbst erfunden“, so Wimmer. „Wir von der Leitung müssen dann beurteilen, was bühnenwirk­sam ist und was nicht.“In den Kinderköpf­en steckten dabei „fast zu viele Ideen“, so die Theaterfac­hfrau.

Dass die Beurteilun­gsprozesse langwierig waren und trotzdem viel Spaß gemacht haben müssen, konnten Eltern und Geschwiste­r dann am Abschlusst­ag bei der Aufführung erleben. Der Bocksaal wurde zum Himmel, wo sich eine bunte Mischung an Göttern wie Zeus, Hera, Aphrodite oder die Götterboti­n Hermine versammelt haben und sich dort mit Blitzschac­hspielen die Zeit vertreiben.

Ein frisch im Himmel angekommen­es Ehepaar bringt die Ordnung in der Götterwelt gehörig durcheinan­der. Eifersucht, Neid, Prahlerei: Es menschelt gewaltig im Himmel. Ein bisschen Musik, weiße Klamotten, weiße Kulissen und ansonsten wenig Brimborium. Die Schauspiel­er hochkonzen­triert, die Gags gut platziert. Lacher gab’s viele, zum Beispiel wenn die Götterboti­n Hermine mit geflügelte­m Fahrradhel­m auf der Erde genervt aufräumen musste und Hera ihren Zeus beim Blitzschac­h anfeuerte.

Am Ende kräftiger Applaus für das kurze, spaßige Himmelsstü­ck und ein paar Euro für die Eiskasse.

 ?? FOTO: KING ?? Zeus, Hera, Aphrodite oder die Götterboti­n Hermine tagen unter dem Himmel des Bocksaals. Der Workshop setzte Ideen frei.
FOTO: KING Zeus, Hera, Aphrodite oder die Götterboti­n Hermine tagen unter dem Himmel des Bocksaals. Der Workshop setzte Ideen frei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany