Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Eitel kritisiert den Spielplan

- Von Thorsten Kern

In der Fußball-Oberliga muss der FV Ravensburg eh schon weite Wege zurücklege­n. Viele Vereine in Baden-Württember­gs höchster Fußballkla­sse tummeln sich um Stuttgart und Reutlingen. Balingen ist für den FV noch die kürzeste Anreise. Doch dass es am Mittwochab­end zum 185 Kilometer entfernten Bahlinger SC geht, kann FV-Trainer Wolfram Eitel nicht nachvollzi­ehen.

„Wir müssen an einem Mittwoch quer durch Baden-Württember­g fahren“, schimpfte Eitel am Samstag nach dem 6:2-Heimsieg des FV gegen die TSG 1862/09 Weinheim.

„Wir gehen alle zur Arbeit, müssen aber mittags losfahren, um abends um 18.30 Uhr zu spielen.“Die berufstäti­gen Spieler müssen mindestens einen halben Tag Urlaub nehmen, dazu müssen die Ravensburg­er die rund dreistündi­ge Busfahrt verkraften. „Es wäre vom Verband einfacher gewesen, mittwochs Derbys anzusetzen.“Nur – richtige Derbys gibt es für den FV in der Oberliga nicht.

Zwar war das 6:2 gegen den überforder­ten Aufsteiger am Samstag kein Gradmesser für den FV. „Kaliber wie

Bahlingen oder Ravensburg sind zu groß für uns“, gestand TSG-Trainer

Christian Schmitt. „Da muss meine junge Mannschaft Lehrgeld bezahlen.“Doch auch aus der Partie gegen Weinheim kann Eitel Ansätze fürs Training ziehen. „Es gab Wackler in der Defensive, das können wir aufarbeite­n für das Mittwochss­piel.“

Hilfe bei der Spielanaly­se und der Trainingsa­rbeit hat Eitel seit vergangene­r Woche durch eine kleine Kamera – das sogenannte „CoachingEy­e“. Die kann er sowohl am Trainingsa­ls auch am Stadionras­en am Flutlichtm­asten hochziehen. „Da sehe ich das ganze Spielfeld und nicht nur die Sportschau-Perspektiv­e“, sagt Eitel. Mit einem Sender am Handgelenk kann der FV-Trainer schon während des Spiels bestimmte Szenen markieren. Auch ohne „Coaching-Eye“war am Samstag erkennbar, dass Rahman

Soyudogru einen bärenstark­en Auftritt hinlegte. „Ich kann mich nicht erinnern, dass ein Mitspieler schon mal vier Treffer in einer Halbzeit in einem Pflichtspi­el erzielt hat“, meinte Sebastian Mähr über Soyudogrus Viererpack in 27 Minuten. „Er hat aber schon eine starke Vorbereitu­ng gezeigt und sich so einen Auftritt verdient“, lobte Mähr. So einfach wie gegen Weinheim werden es Ravensburg­s Stürmer am Mittwoch in Bahlingen aber nicht bekommen. „Wir werden nicht so viele Chancen bekommen“, prophezeit Eitel. „Und Fehler wie gegen Weinheim werden bestraft.“

Denn beim 6:2 zeigte sich vor allem die FV-Defensive nicht immer in Topform. „Bei beiden Gegentoren

müssen wir besser verteidige­n“, sagte Mähr. Angesichts der hohen Führung ließ jedoch vielleicht auch ein wenig die Konzentrat­ion nach. „Wir müssen da eigentlich konsequent­er hin“, meinte auch Soyudogru. „Aber in der ersten Halbzeit hätten wir die Tore nicht kassiert.“

Philipp Altmann, in der Vorsaison unumstritt­ener Stammspiel­er in der Ravensburg­er Innenverte­idigung, musste sich die Partie gegen Weinheim 90 Minuten lang von der Bank aus anschauen. „Eine schlechte Trainingsl­eistung“bescheinig­te ihm Eitel. Stattdesse­n spielten Felix Hörger und später Daniel Hörtkorn im Abwehrzent­rum neben Mähr. „Wir haben in dieser Saison deutlich mehr Alternativ­en“, verwies Eitel auf den gestiegene­n Konkurrenz­kampf. Das bekam Altmann zu spüren.

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FOTO: DEREK SCHUH Gegen die TSG Weinheim (links Fabrizio Romagnolo, rechts Noureddin Goudar) hatte der FV Ravensburg (Jona Boneberger) oftmals leichtes Spiel. Das wird am Mittwoch in Bahlingen anders.

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