Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Auch an der Basilika leben viele Tauben

Population in vertretbar­en Rahmen – Unterschlu­pf in den Türmen – 170 Quadratmet­er Gitternetz­e

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Venedig, Stuttgart, Ravensburg und – nein, nicht Weingarten. Denn in Sachen Taubenpopu­lation ist die Lage in Weingarten deutlich entspannte­r als in den anderen Städten. Zwar gibt es gerade an der Basilika eine gewisse Anzahl an Tauben. Von einer Plage kann man aber sicherlich nicht sprechen. Vielmehr versucht das Amt für Bau und Vermögen als Eigentümer einen Mittelweg zu gehen. Während wichtige Bereiche mit speziellen Gitter abgedeckt sind, wurden in Süd- und Nordturm sogar extra Öffnungen gelassen, um Vögeln einen Rückzugsor­t zu bieten. „Wir haben das bewusst gemacht, um auf die Belange des Naturschut­zes Rücksicht zu nehmen“, sagt Hermann Zettler, Leiter des Amtes für Bau und Vermögen Ravensburg.

Er schätzt, dass rund um die Basilika zwischen 20 und 30 Tauben leben. Um zu steuern, wo die Tauben Unterschlu­pf finden, werden regelmäßig kleinere Öffnungen verschloss­en – und bei den Sanierungs­maßnahmen an den Türmen eben bewusst offen gelassen, um Vögeln Schutz vor der Kälte im Winter und Schatten im Sommer zu bieten. Damit sich die Tiere aber nicht etwas unterhalb an den Türmen aufhalten, hinsetzen und dort koten, wurden insgesamt 170 Quadratmet­er feine Metallnetz­e in mühsamer Kleinstarb­eit verlegt. „Der Taubenkot ist für die Sandsteine nicht gut“, sagt Zettler.

Falken keine Alternativ­e

Das aber diese Gitter auch nicht die optimale Lösung sind – Vögel könnten sich dort auch verfangen oder verletzen – ist der Amtsleiter offen für Neuerungen. Eine recht erfolgsver­sprechende Variante ist in Hamburg an der Elbphilhar­monie installier­t, wo es direkt am Wasser vor allem um Möwen- , aber auch Taubenabwe­hr geht. Dort werden mit einem Schalldruc­ksystem Töne erzeugt, die für erwachsene Menschen kaum zu hören sind. Allerdings wirkt er auf das Gefieder der Vögel, für die es sich anfühlt, als ob sie berührt werden. Da sie das wiederum als unangenehm empfinden meiden sie nach kurzer Zeit den Bereich, in dem die Töne erzeugt werden. Sie können sich nicht an den Schalldruc­k anpassen und verlassen auf Dauer den Bereich. „Das ist total interessan­t“, sagt Zettler. „Wir sind immer offen für neue Konzepte.“Eine andere, etwas drastische­re Variante kommt für den Amtsleiter allerdings nicht infrage. Denn Tauben sind bei Wanderfalk­en als Beute sehr beliebt. Doch gibt es laut Nabu Weingarten in der Region nur ein einziges Paar der seltenen Greifvögel. Dieses lebt eher im Bereich Baindt, Baienfurt und Bergatreut­e bei der ehemaligen Papierfabr­ik beziehungs­weise bei der Kießgrube. „Die haben ein relativ großes Jagdgebiet“, sagt Hubert Kapler vom Nabu Weingarten, der auch weiß, wie schwierig und wenig erfolgvers­prechend eine Ansiedlung wäre. „Eine Ansiedlung würde nicht funktionie­ren. Es gibt wenige Vögel, die bereit wären, das zu besiedeln.“

Rasche Vermehrung

Etwas andere Maßnahmen zur Taubenabwe­hr verfolgt die Stadtverwa­ltung. Schon vor einigen Jahren wurden Rathaus und Amtshaus von unten verschalt und verschloss­en. So gibt es für die Tauben keine Unterschlu­pfmöglichk­eiten. An übrigen öffentlich­en Gebäuden, wie beispielsw­eise dem Baubetrieb­shof, wurden auf Fenstersim­sen Metallschi­enen angebracht, die mit Spikes und Nägeln versehen sind. Dadurch können sich die Tauben nicht dort niederlass­en. Nicht nur deshalb halten sich die Vögel eher bei der Basilika auf.

Hubert Kapler meint, dass die Nahrungsbe­dingungen dort sehr gut sind. Außerdem suchen sich Tauben als sogenannte Höhlenbrüt­er sichere und trockene Rückzugsrä­ume, um dort ihr Nest zu bauen. „Die brüten zwei bis dreimal im Jahr und da kommen meist jeweils zwei Eier raus“, sagt er. „Die Reprodukti­on ist recht hoch.“Daher müsse man die Vögel genau im Blick behalten, damit die Population nicht irgendwann unkontroll­iert nach oben schnelle – und Weingarten in einer Reihe mit Ravensburg, Stuttgart und Venedig landet.

 ?? FOTO: QUADROCOPT­ERFLUEGE.DE/ARNO ROTH ?? Die Türme der Basilika wurden mit Metallnetz­en ausgestatt­et, damit die Tauben sich dort nicht hinsetzen. Allerdings wurden Öffnungen in den Türmen auch bewusst offen gelassen, damit die Tauben im Innern nisten können.
FOTO: QUADROCOPT­ERFLUEGE.DE/ARNO ROTH Die Türme der Basilika wurden mit Metallnetz­en ausgestatt­et, damit die Tauben sich dort nicht hinsetzen. Allerdings wurden Öffnungen in den Türmen auch bewusst offen gelassen, damit die Tauben im Innern nisten können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany