Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ärger um die Residenz

Tourismus-Experten klagen über mangelnde Terminabsp­rachen – Bauamt sieht genügend Vorlauf

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KEMPTEN (li) - Die bevorstehe­nde Schließung der Prunkräume in der Residenz hat für großen Ärger unter den Tourismusv­erantwortl­ichen in Kempten gesorgt. Sie hatten Führungen für Busgruppen organisier­t und müssen jetzt reihenweis­e Absagen schreiben. Doch damit nicht genug: Die für den 4. September angekündig­te Schließung ist plötzlich auf 11. September verschoben worden. „Das ist ganz schlechte Informatio­nspolitik“, klagt Kemptens Tourismus-Chef Heinz Buhmann.

Seit Jahren bemüht er sich um ein „kundenfreu­ndliches Ganzjahres­angebot“in den Prunkräume­n, die zwischen 1732 und 1742 eingericht­et wurden. Er findet, dass die fürstäbtli­che Residenz als eines der kulturelle­n Glanzlicht­er von Kempten unter Wert angeboten wird.

Immerhin geht es um 900 Reisegrupp­en pro Jahr, die durch Kempten Tourismus betreut werden – fast 50 000 Gäste in der Stadt. Die kommen beispielsw­eise aus Regensburg, Würzburg oder Fulda. Die Busunterne­hmer haben Kempten in ihrem Programm und damit auch den Thronsaal. Vor vier Wochen erhielt Buhmann – fast nebenbei, wie er sagt – die Ansage, dass der Dachstuhl über dem Thronsaal renoviert werde. Schließung: Montag, 4. September.

Mitarbeite­rin Stefanie Müller stornierte daraufhin die seit Monaten vereinbart­en Termine. „Das sorgt für Ärger bei vielen Kunden“, sagte Buhmann. Offensicht­lich war den Verantwort­lichen auch entgangen, dass die Residenz Programmpu­nkt beim Tag des offenen Denkmals am 10. September ist. „Aus der Zeitung haben wir dann erfahren, dass jetzt erst am 11. September geschlosse­n wird.“Also setzte sich Müller wieder ans Telefon und sagte den Besuchergr­uppen für die letzte Ferienwoch­e wieder zu.

Jetzt werben Buhmann und seine Nachfolger­in Stefanie Schmitt für ein neues Konzept: „Wir wollen nicht mehr Führungen, sondern eine andere Verteilung.“Im Sommerhalb­jahr gibt es derzeit täglich von 9 bis 15.45 Uhr alle 45 Minuten eine Führung, im Winter nur an den Samstagen. „Wir meinen, dass im Sommer sechs statt zehn Führungen und im Winter täglich drei gut wären“, sagt Buhmann. Diese Pläne hatte er schon vor Jahren dem Finanzmini­sterium präsentier­t.

Die Räume gehören dem Freistaat, Hausherr ist die Justiz und für die Sanierung ist das Staatliche Bauamt zuständig. Die Bayerische Schlösser- und Seenverwal­tung hat den Führungsdi­enst dem Heimatvere­in übertragen. Rund um die schönsten Räume Kemptens sind also viele Mitwirkend­e im Spiel, die unter einen Deckel gebracht werden wollen. Nach Ansicht von Cornelia Bodenstab, Leiterin des Staatliche­n Bauamts, gab es für alle Beteiligte­n genügend Vorlaufzei­t.

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FOTO: RALF LIENERT Die Prunkräume in der Residenz sind für Touristen ein Magnet. Ab 11. September sind sie geschlosse­n, voraussich­tlich bis nächsten Sommer. Während der Dachsanier­ung werden Teile der Kunstschät­ze ausgelager­t.

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