Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Neues Fundament für historisch­e Alpe

Fast eine Million Euro ist in die Breitengeh­renalpe in Oberstdorf investiert worden

- Von Michael Mang

OBERSTDORF - Die alte Feuerstell­e ist noch da, doch aus der früheren Käseküche in der Breitengeh­renalpe ist inzwischen ein gemütliche­r Gastraum geworden. Hinter den alten, dunklen Holzwänden des denkmalges­chützten Gebäudes spitzen neue, helle Bretter hervor. Sonst kann man kaum erkennen, dass gerade fast eine Million Euro in die Alpe und die Nebengebäu­de geflossen sind. Denn das alte Gebäude, das von gewaltigen Baumstämme­n getragen wird, wurde erhalten, von Holzwürmer­n durchlöche­rte Balken ersetzt und TRAUERANZE­IGEN Wände eingezogen. Zudem musste das komplette Fundament erneuert werden. Jeder Schritt sei eng mit dem Denkmalsch­utz abgestimmt worden.

Eingeritzt­e Namen von 1841

Früher lebten in dem historisch­en Alpgebäude Menschen und Tiere unter einem Dach. Kuh- und Schweinest­all waren durch Lüftungssc­hlitze und die offene Bauweise mit den Wohnräumen verbunden. So gelangte die Wärme der Tiere in die Aufenthalt­sräume der Hirten – aber auch der Gestank von Rindern und Schweinen. Zudem lebten Generation­en von Hirten ohne fließendes Wasser und Strom. Die lange Geschichte des Gebäudes kann man an der Wand der Stube ablesen. Dort haben Generation­en von Sennern oder Hirten ihren Namen in die Balken eingeritzt. Die ältesten Einträge stammen aus dem Jahr 1841.

Erst durch den Umbau im Frühjahr wurde das Gebäude an Strom und Wasser angeschlos­sen. So können Roman Jäckle und Maria Heider auch die zahlreiche­n Wanderer und Mountainbi­ker bewirten, die täglich den Weg durch das malerische Rappenalpt­al zur Alpe kommen. Das junge Paar hat die Hütte übernommen, nachdem die Vorpächter aufgehört haben. Jäckle und Heider erlebten eine Punktlandu­ng. Die Handwerker waren noch bei der Arbeit als die Tiere zum Alpsommer ankamen. Schon früher wurde ein separates Wirtschaft­sgebäude mit Käseküche und Stall errichtet.

Tag beginnt um 4 Uhr morgens

Heute grasen auf der 30 Hektar großen Weide Kühe und Jungvieh. Jäckle und Heider gelingt es, gemeinsam mit dem Hirten Tobias Thannheime­r und der Unterstütz­ung ihrer Familien alles unter einen Hut zu bringen. Um 4 Uhr morgens beginnt ihr Tag in Stall und Sennküche. Gegen 9 Uhr sind sie fertig und können die ersten Gäste bewirten, bis es abends wieder in den Stall geht.

Finanziert hat das ganze Projekt die Manfred-Kurrle-Naturschut­zstiftung Allgäuer Hochalpen, der die Alpe gehört. Zu der Stiftung gehören fünf Alpen, die in den vergangene­n Jahren sukzessive erneuert wurden. Die Aufgabe der Stiftung ist es, die Landschaft zu erhalten. „Ohne die Alpwirtsch­aft würde hier alles bis zum Weg zuwachsen“, sagt Manfred Kurrle. „Deswegen müssen wir sie fördern, um die offene Landschaft zu erhalten.“Mit der Sanierung der Alpe ist Kurrle zufrieden: „So soll es sein beim Denkmalsch­utz, dass man gar nicht sieht, was gemacht wurde.“

Rund um die Alpe hat die Stiftung zudem einen Lehrpfad errichten lassen. Neun Schilder wurden aufgestell­t, die über die Besonderhe­iten von Natur und Landschaft im Rappenalpt­al informiere­n.

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FOTOS: MICHAEL MANG Auch das historisch­e Alpgebäude der Breitengeh­renalpe in Oberstdorf wurde hergericht­et, sodass Roman Jäckle und Maria Heider die Gäste bewirten können.
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Neben der Breitengeh­renalpe (rechts) ist ein neues Wirtschaft­sgebäude mit Käseküche und Stall entstanden.

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