Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Neues Fundament für historische Alpe
Fast eine Million Euro ist in die Breitengehrenalpe in Oberstdorf investiert worden
OBERSTDORF - Die alte Feuerstelle ist noch da, doch aus der früheren Käseküche in der Breitengehrenalpe ist inzwischen ein gemütlicher Gastraum geworden. Hinter den alten, dunklen Holzwänden des denkmalgeschützten Gebäudes spitzen neue, helle Bretter hervor. Sonst kann man kaum erkennen, dass gerade fast eine Million Euro in die Alpe und die Nebengebäude geflossen sind. Denn das alte Gebäude, das von gewaltigen Baumstämmen getragen wird, wurde erhalten, von Holzwürmern durchlöcherte Balken ersetzt und TRAUERANZEIGEN Wände eingezogen. Zudem musste das komplette Fundament erneuert werden. Jeder Schritt sei eng mit dem Denkmalschutz abgestimmt worden.
Eingeritzte Namen von 1841
Früher lebten in dem historischen Alpgebäude Menschen und Tiere unter einem Dach. Kuh- und Schweinestall waren durch Lüftungsschlitze und die offene Bauweise mit den Wohnräumen verbunden. So gelangte die Wärme der Tiere in die Aufenthaltsräume der Hirten – aber auch der Gestank von Rindern und Schweinen. Zudem lebten Generationen von Hirten ohne fließendes Wasser und Strom. Die lange Geschichte des Gebäudes kann man an der Wand der Stube ablesen. Dort haben Generationen von Sennern oder Hirten ihren Namen in die Balken eingeritzt. Die ältesten Einträge stammen aus dem Jahr 1841.
Erst durch den Umbau im Frühjahr wurde das Gebäude an Strom und Wasser angeschlossen. So können Roman Jäckle und Maria Heider auch die zahlreichen Wanderer und Mountainbiker bewirten, die täglich den Weg durch das malerische Rappenalptal zur Alpe kommen. Das junge Paar hat die Hütte übernommen, nachdem die Vorpächter aufgehört haben. Jäckle und Heider erlebten eine Punktlandung. Die Handwerker waren noch bei der Arbeit als die Tiere zum Alpsommer ankamen. Schon früher wurde ein separates Wirtschaftsgebäude mit Käseküche und Stall errichtet.
Tag beginnt um 4 Uhr morgens
Heute grasen auf der 30 Hektar großen Weide Kühe und Jungvieh. Jäckle und Heider gelingt es, gemeinsam mit dem Hirten Tobias Thannheimer und der Unterstützung ihrer Familien alles unter einen Hut zu bringen. Um 4 Uhr morgens beginnt ihr Tag in Stall und Sennküche. Gegen 9 Uhr sind sie fertig und können die ersten Gäste bewirten, bis es abends wieder in den Stall geht.
Finanziert hat das ganze Projekt die Manfred-Kurrle-Naturschutzstiftung Allgäuer Hochalpen, der die Alpe gehört. Zu der Stiftung gehören fünf Alpen, die in den vergangenen Jahren sukzessive erneuert wurden. Die Aufgabe der Stiftung ist es, die Landschaft zu erhalten. „Ohne die Alpwirtschaft würde hier alles bis zum Weg zuwachsen“, sagt Manfred Kurrle. „Deswegen müssen wir sie fördern, um die offene Landschaft zu erhalten.“Mit der Sanierung der Alpe ist Kurrle zufrieden: „So soll es sein beim Denkmalschutz, dass man gar nicht sieht, was gemacht wurde.“
Rund um die Alpe hat die Stiftung zudem einen Lehrpfad errichten lassen. Neun Schilder wurden aufgestellt, die über die Besonderheiten von Natur und Landschaft im Rappenalptal informieren.