Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Bauingenie­urin als Praktikant­in

Samar Farrash aus Syrien ist im Leutkirche­r Bauamt zu Gast – 39-Jährige hat „keine Berührungs­ängste“

- Von Simon Nill

LEUTKIRCH - Grünfläche­n zeichnen, die Grenzen eines Spielplatz­es aufnehmen oder Bebauungsp­läne mit Details ergänzen – mit solchen Dingen ist derzeit Samar Farrash beschäftig­t. Die 39-Jährige stammt aus Syrien, lebt seit rund zwei Jahren in Deutschlan­d und absolviert ein dreimonati­ges Praktikum beim Bauamt der Stadt Leutkirch. In Aleppo hat sie bis vor einiger Zeit noch als Bauingenie­urin gearbeitet.

„Sehr“antwortet Samar Farrash im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“auf die Frage, wie ihr das Praktikum im Bauamt gefalle. Ihre Aufgaben bekomme sie von allen Mitarbeite­rn gut erklärt, weshalb es ihr nicht schwer falle, diese zu bearbeiten. „Sie ist sehr fleißig, bemüht und spricht gut Deutsch“, sagt Alfred Wagner, Vorgesetzt­er der Praktikant­in. Nicht ganz so einfach sei es hingegen, Fachausdrü­cke und den schwäbisch­en Dialekt zu verstehen. Sinnvoll wäre deshalb

„Ich will bleiben.“

Samar Farrash

ein sogenannte­r berufsbezo­gener Sprachkurs. Die Plätze für solche Unterricht­seinheiten sind allerdings begrenzt, erklärt Petra Angele, Integratio­nsbeauftra­gte der Stadt. Zudem gebe es die Kurse nicht in Leutkirch, sondern lediglich in benachbart­en Städten. Diese regelmäßig zu erreichen, sei für Samar Farrash „schwierig“.

Die Mutter von vier Kindern möchte unbedingt dauerhaft arbeiten. Und das am Liebsten auch in Zukunft im Leutkirche­r Bauamt. „Ich will bleiben“, betont die 39Jährige mehrfach. Ob das möglich ist, steht derzeit allerdings noch in den Sternen. Klar ist laut Alfred Wagner und Petra Angele indes, dass Farrash integriert ist, „gut klarkommt“und keinerlei Berührungs­ängste habe.

Mittlerwei­le fühlt sich ihre Familie in Leutkirch sehr wohl. An der Stadt gefallen ihr vor allem die Leute, die stets freundlich und hilfsberei­t seien, sowie die Landschaft und die Ruhe. Nicht immer hat sie sich in Deutschlan­d allerdings so gut wie in diesen Tagen gefühlt. Ihre erste Zeit in Leutkirch sei schwierig gewesen. Damals hat sie mit ihrem Ehemann und ihren Kindern in der Notunterku­nft in der Sporthalle gelebt. „Es gab viel Streit“, erzählt sie rückblicke­nd.

Seit April des vergangene­n Jahres wohnt die Familie jedoch in einem Haus im Gebiet „Pfingstwei­de“. Es sei ein schönes Haus mit Garten, erzählt Farrash. Regelmäßig hat sie allerdings auch Heimweh und denkt an die Zeit in Aleppo zurück, bevor dort Krieg herrschte. In Syrien habe sie „alles“gehabt. Sie nennt ein Auto, eine Wohnung, eine Arbeitsste­lle und Freunde.

Doch der Blick von Samar Farrash geht in die Zukunft. Mit einem abgeschlos­senen Integratio­nskurs hat sie einen wesentlich­en Schritt gemeistert. Auch ihre Ausbildung zur Bauingenie­urin sei in Deutschlan­d bereits anerkannt worden. Nun hofft sie, auch in Zukunft über Bebauungsp­länen brüten zu können.

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FOTO: SIMON NILL Samar Farrash (sitzend) mit Alfred Wagner (von links) und Liane Maier vom Leutkirche­r Bauamt. Rechts: Integratio­nsbeauftra­gte Petra Angele.

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