Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Eintürner begeben sich auf Kirchenspu­ren

Für die Pfarrhauss­anierung führen sie am Tag des Denkmals, 10. September, ein Musical auf

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EINTÜRNEN (sl/sz) - Eine große Aufgabe geht die Kirchengem­einde St. Martinus in Eintürnenb­erg an. Das aus dem 17. Jahrhunder­t stammende Pfarrhaus soll saniert werden. Um dafür Geld zusammenzu­bekommen, wird am Sonntag, 10. September, das Musical „Kirchenspu­ren“aufgeführt. Der Vorverkauf läuft.

Im 1624 gebauten Pfarrhaus in Eintürnenb­erg war das Pfarrbüro beinahe 30 Jahre für die Kirchengem­einden Eintürnenb­erg, Ziegelbach (seit 1980) und später Arnach (ab 1990) untergebra­cht. Ebenfalls war es, so informiert die Kirchengem­einde, Wohnsitz des zuständige­n Pfarrers für die drei Kirchengem­einden. Bis zu seiner Auslagerun­g ins Diözesanar­chiv nach Rottenburg war hier auch das Kirchenarc­hiv von Eintürnenb­erg beheimatet.

Seit vielen Jahren in der Diskussion

Anfang der Jahrtausen­dwende bot die Diözese Rottenburg Stuttgart das Pfarrhaus der Kirchengem­einde Eintürnenb­erg zum Verkauf an. Da die Pfarrgemei­nde das Pfarrhaus in seiner eigentlich­en Funktion erhalten wollte, erwarb sie es, wenngleich damals bereits dringliche Renovierun­gsarbeiten anstanden: Die Bausubstan­z galt in Teilen als schadhaft und unsicher, der Baugrund sackte ab. Die Sanierung sollte allerdings nur an einem leer stehenden Gebäude stattfinde­n. Deshalb wurde das Pfarrbüro nach Arnach verlegt und die Pfarrwohnu­ng nach Auszug des letzten Pfarrers nicht neu belegt.

2017 erhielt die Pfarrei eine finanziell­e Unterstütz­ung von fast 400 000 Euro der Diözese für die Sanierung des Pfarrhause­s. Doch die Kirchengem­einde muss einen Eigenantei­l von 100 000 Euro tragen, und zusätzlich sind 65 000 Euro als Eigenleist­ung Vorverkauf fürs Musical Erwachsene 10 Euro (Tageskasse 12 Euro); Kinder (6 bis 14 Jahre) 7 Euro (Tageskasse 9 Euro) Vorverkauf­sstellen:

Waltraud Lindl, Schnitzer 3 in Eintürnen, Telefonnum­mer

0 75 27 / 9 54 99 66, Montag und Sienstag von 14 bis 17 Uhr Pfarrhaus, Am Pfarrgarte­n 2 in Eintürnenb­erg, nach jedem Gottesdien­st

Pfarrbüro Arnach, Pfarrer-Segmiller-Weg 2 in Arnach, Montag, Mittwoch und Freitag von 9 bis 12 Uhr, Dienstag von 14 bis 17 Uhr Bad Wurzacher Bank, Schloßstra­ße 11-13 in Bad Wurzach (sz) beziehungs­weise an Spenden nötig.

Dies ist für eine 620 Katholiken kleine Pfarrei ein gewaltiger Kraftakt, „Wir sind aber überzeugt, dass der Erhalt des Pfarrhause­s für unsere Pfarrei jede Mühe und jeden Cent wert ist“, sagt Berthold Leupolz, zweiter Vorsitzend­er des Kirchengem­einderats.

Die Sanierung – Dach, Fenster, Fassade, Fundament, Isolierung –beginnt in diesen Tagen und soll bis März 2018 dauern. Danach soll die Wohnung im ersten Stock wieder vermietet werden. In den unteren Räumen sollen neben einem Büro für Kirchenpfl­eger und Vorstand sowie einer kleinen Bibliothek auch Begegnungs­räume geschaffen werden. Die übrigen Räumlichke­iten sollen für die Lagerung von Kirchengeg­enständen und Devotional­ien genutzt werden.

Um Geld für die Sanierung zu sammeln, beteiligt sich die Gemeinde St. Martinus am Sonntag, 10. September, am bundesweit­en Tag des offenen Denkmals. Dann gibt es Führung im Pfarrhaus, und auch die benachbart­e Kirche St. Martinus ist geöffnet. „Die Vereine der Ortschaft helfen alle mit“, sagt Leupolz erfreut. „Der Reinerlös des gesamten Tages kommt der Sanierung zugute.“

Doch die Eintürnenb­erger planen noch mehr. Sie führen an diesem 10. September das Musical „Kirchenspu­ren“auf. Mitwirkend­e sind die Chöre des Eintürner Liederkran­zes, Musiker der Musikkapel­le des Ortes und Laiendarst­eller. Sie proben seit Monaten für die Aufführung­en.

Glaube oder Gleichgült­igkeit, das ist die Frage

Der Inhalt: Die Kirchenste­uern werden abgeschaff­t, die Gemeinde hat kein Geld mehr und muss ihre Kirche zum Kauf anbieten. Es gibt mehrere Interessen­ten. Doch der einzig verbleiben­de, kapitalkrä­ftige Interessen­t möchte aus der Kirche eine coole Disco machen. Doch damit sind ausgerechn­et die Jugendlich­en der Gemeinde nicht einverstan­den. Sie machen mobil. „Es geht letztlich darum, ob der Glaube siegt oder die Gleichgült­igkeit“, sagt Leupolz.

Eintürnenb­erg zählt zu den ältesten Orten der Umgebung. Es war eine Urpfarrei, die dem heiligen Martinus geweiht ist. Ausgrabung­en von 1968 weisen darauf hin, dass Eintürnenb­erg auf eine vorchristl­iche Besiedlung vor 3000 Jahren zurückgeht. Eine Burganlage wurde 1172 erstmals urkundlich erwähnt, die Kirche zum heiligen Martinus erstmals im Jahr 1275. Der heutige Bau stammt aus dem 17. Jahrhunder­t.

Durch den Erwerb einer Martinsrel­iquie 1753 durch Pfarrer Gimmi wurde Eintürnen zum Mittelpunk­t eines Martinsrit­ts, der am Georgtag (23. April) stattfand und an dem zeitweilig bis zu 800 Reiter teilnahmen. Das Wallfahrts­verbot, etwa 40 Jahre später erlassen durch Kaiser Joseph II., bedeutete das Ende Eintürnenb­ergs als Wallfahrts­stätte.

Die Gemeinde St. Martinus ist aber auch auf Spenden angewiesen. Wer mithelfen möchte, kann sich an Kirchenpfl­egerin Waltraud Lindl, Schnitzer 3 in Eintürnen, Telefon 0 75 27 / 9 54 99 66, wenden.

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FOTO: STEFFEN LANG Das Pfarrhaus in Eintürnenb­erg stammt aus dem 17. Jahrhunder­t; im Hintergrun­d die St.-Martinus-Kirche.

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