Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Eine weihevolle Stunde

Ennio Cominetti beendet Orgelmatin­ee-Reihe 2017 mit „Ora delle solenne“

- Von Sabine Centner

LEUTKIRCH - Mit einem gut besuchten Konzert unter dem Motto „Ora delle solenne“– italienisc­h für „eine Stunde der Weihe“– ist die diesjährig­e Reihe der Orgelmatin­een zur Marktzeit zu Ende gegangen. Ennio Cominetti aus Varenna am Comer See, schon im Mai 2015 zu Gast in Leutkirch, spielte in der Pfarrkirch­e St. Martin Werke von Felix Mendelssoh­n-Bartholdy (1809-1847), Johann Sebastian Bach (1686-1750) und Marco Enrico Bossi (1861-1925).

„Die Italiener füllen bei uns die Kirche“, begrüßte Christine King, die Vorsitzend­e des Fördervere­ins Kirchenmus­ik in Leutkirch, erfreut die Besucher zu einem „sehr romantisch­en Konzert“.

Der 60-jährige Cominetti ist nicht nur ein gefragter Organist, sondern auch Komponist, Chor- und Orchesterl­eiter und blickt als Solist und Dirigent auf mehr als 1000 Konzerte in der ganzen Welt zurück. Am Konservato­rium von Trapani in Sizilien hat er den Lehrstuhl für Orgel und gregoriani­schen Gesang inne, was deutlich macht: Sein besonderes Interesse gilt der Kirchenmus­ik.

Dass er gerne nach Leutkirch kommt, wie er versichert, habe mit „dem netten Empfang hier“zu tun und damit, dass er die Orgel der Martinskir­che kennt. Da ist keine Eingewöhnu­ng mehr nötig – durchaus bedeutsam für einen Organisten, der seine Register jeweils einzeln einrichtet und nicht vorab programmie­rt, um die Einstellun­g dann per Knopfdruck abzurufen.

Mit Präludium und Fuge in G-Dur aus Fexlix Mendelssoh­n-Bartholdys „Passacagli­a“eröffnet Cominetti sein Konzert. Ganz im Stil des vom Schöpfer des Werks bewunderte­n Johann Sebastian Bach erklingt das Präludium – romantisch, getragen und weihevoll wie ein Pastorale. „Meno grave“– leichter, dann die Fuge, ein stimmungsv­olles Tongebäude, virtuos gesteigert mit dem chromatisc­hen Thema im Pedal.

Dann folgt Bach selbst: Präludium („Fantasia“) und Fuge in c-Moll des großen Barockkomp­onisten sind Klassiker der Orgelliter­atur.

Cominettis Interpreta­tion können die Zuhörer wie gewohnt auf der Videoleinw­and verfolgen: Er spielt unprätenti­ös, mit sparsamen Gesten an Manualen und Pedalen, und entlockt dem Instrument zugleich ein eindrucksv­olles Tonvolumen. Erhabene, weihevolle Klänge, wie sie das Thema des Tages erwarten lässt, erfüllen das Gotteshaus St. Martin.

Marco Enrico Bossi, einer der wichtigste­n Organisten Italiens, bemühte sich zeitlebens intensiv um einen neuen Orgelklang. Mehr an englischen und französisc­hen Komponiste­n

„Die Konzertrei­he wird auch im kommenden Jahr fortgesetz­t.“Christine King, Vorsitzend­e des Fördervere­ins Kirchenmus­ik

orientiert als an italienisc­hen, mehr an Richard Wagner als an Giuseppe Verdi – das war seine Idealvorst­ellung. Und tatsächlic­h: Rossis „Stunde der Weihe“trägt viel Wagner in sich – romantisch, traumwandl­erisch, entrückt.

Wie schön, dass die „Stunde der Weihe“dann doch noch sehr italienisc­h wird: temperamen­tvoll, raumfüllen­d, triumphier­end und mit einem fast unendlich lang gehaltenen Schlussakk­ord. Kurzes Innehalten, dann danken die mehr als 100 Zuhörer dem Virtuosen an der Orgel mit viel Beifall.

„Sehr zufrieden“mit der Resonanz auf die Orgelmatin­een zur Marktzeit ist auch der Fördervere­in Kirchenmus­ik.

„Wir haben Jahr für Jahr steigende Besucherza­hlen und mittlerwei­le ein treues Stammpubli­kum“, freut sich die Vorsitzend­e Christine King. „Heuer waren es konstant jeweils mehr als 100 Zuhörer“, zieht sie zum Ende der Saison 2017 Bilanz. Keine Frage deshalb: „Die Konzertrei­he wird auch im kommenden Jahr fortgesetz­t.“

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FOTO: SABINE CENTNER Ennio Cominetti an der Orgel von St. Martin.

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